Anwohnerin genervt von Geräusch auf Benteler-Gelände in Schloß Neuhaus

Paderborn-Schloß Neuhaus. Wohnen und Arbeiten auf engstem Raum: Das führt immer wieder zu Konflikten. Wo auf der einen Straßenseite eine Fabrik steht, auf der anderen Schlafzimmer liegen, verhelfen gelegentlich nicht einmal dreifach verglaste Fenster und Ohrstöpsel zur Nachtruhe. Wer sich einmal auf ein Geräusch eingepeilt hat, kann es nicht mehr ignorieren. Egal, ob leise oder laut. Martina N. (Name der Redaktion bekannt) wohnt seit 20 Jahren in der Schillerstraße. Zu ihrer Nachbarschaft zählen nicht nur Hunderte anderer Wohnungsbesitzer und Mieter, sondern auch ein Großbetrieb: Die Benteler AG, Zulieferer für die Automobilindustrie und Paderborns größter Arbeitgeber. Seit einigen Jahren ist er speziell auch den Anwohnern an Schillerstraße und Dr.-Grasso-Straße noch näher gekommen. Und raubt Martina N. nach eigener Aussage gelegentlich den letzten Nerv. Immer wieder fühlt sie sich vor allem durch tiefes Brummen gestört. Trotz dreifach verglaster Fenster in ihrer Wohnung. Auszurichten war dagegen für sie jedoch nichts – auch der Gang zur Genehmigungsbehörde half bisher nicht weiter. Auf 40.000 Quadratmetern, die früher Brachgelände waren, ist in den letzten Jahren ein Versandzentrum für Stahlrohre entstanden – mit unübersehbaren Hallen, die zum Teil fast 30 Meter hoch sind, nur einen Steinwurf von den Wohnhäusern entfernt. &bdquo;Eigentlich dürfen in den Hallen die Dachfenster nicht offen stehen, aber gelegentlich hört man trotzdem laute Geräusche, vor allem im Sommer, wenn es heiß ist. Das kann ich ja gerade noch verstehen", sagt Martina N. Was die Anwohnerin aber wirklich stört, ist das Brummen. Dem Brummen auf der Spur Frau N. ist dem Geräusch nachts, wenn sonst alles still war, auch schon nachgegangen: Demnach könnte ein Transformator, der auf dem Benteler-Werksgelände an der Marienloher Straße steht, die Quelle sein. Martina N.: &bdquo;Rohre für die Abluft oder so etwas ähnliches sind zur Straße hin in Richtung der Siedlung gerichtet statt auf das Werksgelände. Wenn man bedenkt, dass sich Schallwellen nicht nur zielgerichtet in die Gerade bewegen, sondern im Kreis einen sehr weiträumigen Radius einnehmen, so wird verständlich, wo das Problem liegt, zumal die Benteler-Werke die Schillerstraße in einer L-Form weiträumig umzingeln und sich aus verschiedenen Benteler-Quellen die Schallwellen überlagern." Martina N. hat sich wegen der Geräusche schon vor Monaten an die Bezirksregierung in Detmold gewandt. Diese ist für die immissionschutzrechtliche Genehmigung zuständig. Ein Mitarbeiter kam sogar eines Abends für Messungen in ihrer Wohnung bei ihr vorbei. Das Ergebnis, so ein Sprecher der Bezirksregierung Detmold nun auf Anfrage der NW: Mit 14,3 bzw. 14,6 oder auch 20,5 db/A fielen die Lautstärken im Wohn- und Schlafzimmer nicht aus dem erlaubten Rahmen. Der liege laut ordnungsbehördlicher Verfügung aus Detmold für die Umgebung des Werks in Schloß Neuhaus bei 47 db/A in der Nacht und 60 db/A tagsüber. Dabei handele es sich um den Schalldruck am Ort der Messung, nicht an der Quelle der Geräusche. &bdquo;Die Werte bei Frau N. waren aus unserer Sicht also nicht auffällig", sagt der Sprecher der Bezirksregierung. Aber auch sonst werde das Werk von Benteler mitten in Neuhaus engmaschig und fortwährend überwacht. Acht Messstellen rund um das Gelände sammelten fortwährend Daten. Eine davon befinde sich sogar an der Ecke von Marienloher und Schillerstraße, also nicht weit entfernt von dem Trafo, den Martina N. unter Brumm-Verdacht hat. Auch diesem Geräusch sei ein Mitarbeiter der Bezirksregierung nachgegangen, und zwar in einer Werktag-Nacht. Wiederum ohne Auffälligkeiten. Der Sprecher: &bdquo;Wenn er 500 Meter weiter, bei Frau N., gestört hätte, hätte das Geräusch am Ursprungsort schon sehr laut sein müssen." Handlungsempfehlungen an der Realität vorbei Die Messungen bei ihr in der Wohnung und am Trafo müssten wohl Zufall gewesen sein, meint Frau N. und hält der Behörde zu Gute, dass sie tatsächlich in ihrem Sinne alles Mögliche getan habe. Nach wie vor, nicht immer, aber immer wieder höre sie nämlich das Brummen in ihrer Wohnung. Inzwischen hat sie sich tief in das Dickicht von Normen, Beurteilungen und Meinungen zum Thema eingearbeitet. Dazu zählen auch &bdquo;Handlungsempfehlungen" des Umweltbundeamtes zum Infraschall in Wohngebieten. Damit werden Schallwellen unterhalb des menschlichen Hörbereichs bezeichnet. Diese gingen aber an der Realität vorbei, findet die Neuhäuserin. Die Forschung sei sich einig, dass derart tieffrequenter Schall nicht von allen Personen wahr genommen werde und dass der Schall durchaus Einzelne schädige, auch wenn die Ergebnisse von Messungen unterhalb der zugelassenen Grenzwerte liegen. Die Bezirksregierung nimmt die Wahrnehmung von Frau N. nach eigenen Angaben durchaus ernst. &bdquo;Wenn solche Meldungen kommen, dann müssen wir reagieren und aktiv werden", heißt es. Andererseits könne man nur Handeln auf Grundlage von wissenschaftlich exakt erhobenen Daten. Ganz ohne Hoffnung muss Frau N. jedoch noch nicht sein: Man befinde sich in regelmäßigem Austausch mit der Firma Benteler, sagt der Regierungssprecher. Diese habe in der Vergangenheit eigentlich &bdquo;keine Kosten und Mühen gescheut", wenn es um den Lärmschutz gegangen sei. Für nächstes Jahr sei denn auch ein Ortstermin mit Vertretern von Bezirksregierung, Benteler und Frau N. ins Auge gefasst. Die Hoffnung von Frau N. ist jedenfalls: &bdquo;Vielleicht hilft dann ja schon eine einfache Lärmschutzwand vor dem Transformator."

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