100 Sozialstunden für Klettertour am Dom und Brandstiftungen

Paderborn. Der Film &bdquo;Über den Dächern von Nizza" ist eine alte Schwarte aus den 1950er-Jahren. Cary Grant spielt da einen Einbrecher, der mit Charme und Wagemut auch die steilsten Fassaden erklimmt, um Beute zu machen. Dass David T. (Name geändert) diesen Kinohit gesehen und sich zum Vorbild genommen hat, ist unwahrscheinlich. Dass er im Februar 2018 aber durchaus katzengleich den damals noch eingerüsteten Domturm erklomm, ist aktenkundig. Kurz nach diesem gefährlichen Trip ging der heute 22 Jahre alte Paderborner der Polizei ins Netz. Jetzt hatte die Kletterei ihr gerichtliches Nachspiel. Als David T. mitten in der Nacht den Domturm eroberte, indem er über die Gerüste der Restauratoren kletterte, lagen ein paar Stunden Feiern in einer Paderborner Kneipe hinter ihm, aber auch ein paar frustrierende Wochen. Auch mehrere Feuer gelegt Dass sich nach erfolgreich beendeter Ausbildung nicht sofort eine feste Stelle fand, machte dem jungen Mann sehr zu schaffen. Er ließ sich hängen, trank bei Kneipenbesuchen mehr als ihm gut tat – und baute dann auf gefährliche Weise den Frust ab. In einer Januarnacht steckte er auf seinem Heimweg durch eine Kleingartenkolonie vor zwei Gartenhäusern jeweils Folie an: eine Laube und ein Gewächshaus wurden Raub der Flammen, Gesamtschaden 7.000 Euro. Ein paar Tage später zündete er nachts im Maltaweg eine Baustellenplane an, mit der die neue Paderbrücke abgedeckt war. Weil das Straßenbauwerk noch nicht den endgültigen Belag erhalten hatte, sondern nur mit Epoxidharz versehen war, das lichterloh brannte, wurde der Brückenboden massiv beschädigt. Rund 15.000 Euro kostete die Instandsetzung. In allen Fällen konnte sich David T. unerkannt aus dem Staub machen. In der Nacht zum 13. Februar 2018 aber riss der Glücksfaden. Zwar hatte er noch ungestört über die Gerüste den Domturm hochklettern, durch ein Fenster einen Raum betreten und ein Mischpult in seinen Rucksack stecken können, doch auf dem Heimweg klickten die Handschellen. Festnahme unter kuriosen Umständen Kurioserweise hatte der 22-Jährige bemerkt, dass in einer Straße Mülltonnen brannten. Um einen Schaden zu verhindern, stellte der Paderborner seinen Rucksack zur Seite, um ungehindert die brennenden Tonnen auseinanderziehen zu können. Sein Treiben wurde beobachtet, ein Zeuge verständigte die Polizei, dem zuerst David T. und dann auch noch der Inhalt des Rucksacks verdächtig vorkam. Der 22-Jährige machte keine Ausflüchte und gestand all seine Untaten. Seitdem ist er wieder in der Spur. Schon längst hat er eine Arbeitsstelle gefunden, eine Festanstellung steht ins Haus. Mehr als anderthalb Jahre lang war David T. unauffällig. &bdquo;Es war eine Episode", sagt sein Verteidiger Franz Zacharias. &bdquo;Da war jugendliche Unbekümmertheit in Verbindung mit Alkohol im Spiel." Vermutlich folgen Schadensersatzforderungen Eine harte Strafe bleibt dem jungen Mann erspart – so er sich auch in Zukunft gut führt. Die Richter um die Vorsitzende Ursula Kreifels sprachen zwar ihren Schuldspruch aus, setzten aber die Verhängung einer Strafe zur Bewährung aus, wie es das Jugendgerichtsgesetz erlaubt. Nach ihrem Willen wird das Urteil getilgt, wenn sich David T. ein Jahr lang nichts zu schulden kommen lässt – und die verhängten 100 Sozialstunden ableistet. Fällt er Justitia aber wieder auf, findet ein Nachverfahren statt, in dem eine zu verbüßende Strafe verhängt wird. Zudem wird sich David T. Schadenersatzforderungen stellen müssen.

Meistgelesen