Hier wird der Pottmarkt auf Libori seinem Namen noch gerecht

Paderborn. Schausteller und Händler gehören zu Libori wie der Schrein und der Dom. Dicht um die Bischofskirche drängen sich denn auch seit Jahrhunderten zur Hochsommerzeit für einige Tage Marktstände mit Haushaltswaren aller Art. Von der Spezialbürste bis zum Wunderreiniger ist so ziemlich jedes Mittel zu bekommen, damit in Küche, Bad und WC alles okay ist. Doch was ist eigentlich mit dem Fachsortiment, das dem Markttreiben zu seinem Namen verhalf? Gibt es auf dem Libori-Pottmarkt überhaupt noch Pötte? Die Suche gestaltet sich in der Tat nicht einfach. Egal, von welcher Seite man den Ort des Geschehens anpeilt: Zunächst lenkt Anderes ab. Alt japanisches Pflanzenöl, warme Socken, Fensterreiniger, Pferde-Balsam (natürlich der für Zweibeiner) und Gemüsehobel. Immerhin: Gleich mehrere Spezialanbieter hochwertiger Bratpfannen ziehen die interessierte Kundschaft so zahleich an, dass sich um ihre versierten Vortragsredner immer wieder wahre Menschentrauben bilden. Doch eine Bratpfanne ist nun mal kein Pott - auch wenn man einen Deckel dazu kauft. Immerhin: Zwischen den vielen Deko-Artikeln für Heim und Garten steht dann doch der eine oder andere Blumentopf. Aber: Soll es das etwa gewesen sein mit den Pötten auf dem Pottmarkt? Zum Glück gibt's noch ein Pötte-Paradies Nicht ganz. Zum Glück gibt's noch das eine, allerletzte Paderborner Pötte-Paradies. Direkt am Dom, den Hochchor im Rücken leuchten gelb und rot die Farben von "Schönbergs Pötte + Pannen". Davor stapeln sich rote, weiße, grüne, blaue Töpfe. Auch große Bräter sind dabei und tiefe Formen. Oben am Wagen baumeln Milch- und Teekannen, dazwischen allerlei Küchenkram. Hier ist tatsächlich für jeden etwas dabei. Doch warum sind "Schönbergs" inzwischen die letzten Pötte-Händler? "Wir finden das auch sehr schade", sagt André Schönberg und fügt hinzu: "Aber das hängt wohl mit dem Generationenwechsel bei den Marktbeschickern zusammen. Die jungen Leuten verkaufen lieber trendigere Sachen." Da stellt sich natürlich die Frage, ob vielleicht über die Jahre die Nachfrage nach Töpfen auf den Jahrmärkten zurückgegangen ist. "Im Gegenteil", sagt der Bremer, der den Stand zusammen mit seiner Frau Francoise und zwei Aushilfen betreibt. Die Nachfrage sei immer noch da. Schönberg: "Weil wir zum Beispiel Ware haben, die man sonst nicht so bekommt." Zum Beispiel Milchtöpfe oder Teekannen aus Emaille. Schönberg: "Die sind lebensmittelecht", haben also keine geruchliche oder geschmackliche Auswirkung auf Nahrungsmittel. Danach fragten zum Beispiel gezielt auch Menschen mit einer Nickelallergie. Damals einer unter vielen Seit inzwischen 35 Jahren sind "Schönbergs Pfannen + Pötte" bereits zu Libori in Paderborn. Früher zumeist auf dem Kleinen Domplatz, steht der Wagen seit diessem Jahr auf dem sanierten Teil. "Auf dem neuen Pflaster läuft es sich viel leichter", ist André Schönberg mit diesem Umzug im Sinne seiner Kunden sehr zufrieden. Er übernahm das Geschäft von seinem Onkel Josef Glowatz, der irgendwann nach dem zweiten Weltkrieg zum ersten Mal seinen Verkaufsstand auf einem Paderborner Pottmarkt aufschlug. Damals als einer unter vielen, die mit Töpfen handelten. Heute setzt André Schönberg, der letzte echte Pötte-Händler auf dem Libori-Pottmarkt, vor allem auf die Vermarktung von Sonderposten. Gleichzeitig lässt er aber zum Beispiel seine Milchkannen und -töpfe auch extra für seine Firma herstellen - nicht in China, sondern in der EU, in Osteuropa. Ob Schönbergs auch künftig die letzten ihrer Art sein werden? Wer weiß. Vielleicht sorgt ja der anhaltende Schwund an gut sortierten Haushaltswarengeschäften in den Innenstädten auch irgendwann wieder für mehr Pötte-Händler am Dom. Wir werden berichten.

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