Weshalb Paderborner mit leuchtenden Kopfhörern tanzen

Paderborn. Wer am kommenden Samstagabend zu etwas späterer Stunde zur DJ-Session zum Franz-Stock-Platz geht, wird mitunter erst einmal verdutzt gucken. Zwar wird wohl garantiert mächtig abgezappelt - dazu noch in vermutlich äußerst unterschiedlichen Stilen. Aber es wird zumindest im bekannten Sinn nichts zu hören geben. Auf die Ohren gibt es nämlich nur etwas über Kopfhörer. Die werden denn auch alle tragen, die dabei sein wollen bei der "Silent Party". Die Zutaten für die stille Sause sind Musikfans, 3 DJs und 1.000 Kopfhörer. Ab 21 Uhr werden die schnurlosen Kopfhörer von der Firma Silent Events - Deutschlands Marktführer für Kopfhörerpartys - an alle verteilt, die Teil der Open-Air-Premiere dieses Feierformats sein wollen. "Über die Kopfhörer kann dann ausgewählt werden zwischen der Musik von drei unterschiedlichen DJs", sagt Stefan Hermanns vom Kulturamt Paderborn, der das Libori-Programm auf dem Franz-Stock-Platz zusammengestellt hat. Welchen DJ jemand gerade hört, verrät die jeweils am Kopfhörer aufleuchtende Farbe. Denn jedem Discjockey ist eine Farbe zugeordnet. Tanzt jemand vielleicht aktuell zum grünen Soundwerk, wird er möglicherweise neugierig, wenn ringsherum alle blaue Lichter am Ohr haben. Oder rote. So kann auch ein regelrechter Battle entstehen, also ein Wettstreit zwischen den Auflegern. Zumal die DJs mit allen derzeit auf sie abfahrenden Hörern reden können und sie auch zu Mitmachaktionen auf der Tanzfläche aufrufen. Es sollte also niemand überrascht sein, wenn eine der drei Fraktionen plötzlich eine ganz bestimmte Bewegung macht, sich hinsetzt oder aufspringt: Das ist so gewollt. Die Leute wollen länger tanzen Die Animateure sind zwei DJs des Kooperationspartners Silent Events sowie Adda Schade, Musiker, Produzent und Betreiber der Kulturkneipe Sputnik im Riemekeviertel. Einer von ihnen serviert Chart-Musik, House und Elektro, ein anderer 90er-Jahre-Sound sowie Rock-Klassiker und vom dritten DJ gibt's Funk, Soul und Hip-Hop. Entstanden ist die Idee zur unhörbaren Disco aus einem Zwang. So gegen 22.30 Uhr muss Schluss sein mit lauter Musik auf dem Franz-Stock-Platz, sagt Hermanns. Doch viele Leute seien dann erst warm geworden, sie wollten weiter Musik hören und tanzen. Im Vorjahr hatten im Anschluss an die Konzerte auf dem Franz-Stock-Platz erstmals die Sputnik-DJs aufgelegt. So wie sie es unter dem Motto &bdquo;FeelFalt" auch diesmal immer ab 21 Uhr machen von Samstag, 27. Juli, bis Freitag, 2. August. Die ruhige Tanznummer ist ein weiterer Schritt, um das Programm auf dem Franz-Stock-Platz zu verjüngen. Mit diesem Ziel war Hermanns vor vier Jahren die Neugestaltung des Libori-Programms im Innenhof der Stadtverwaltung angegangen. Zuvor hatte er unter anderem aus dem Bereich mit Straßenkünstlern und Gauklern einen "Platz der kleinen Künste" gemacht und einen Limobrunnen aufgestellt. Außerdem gibt es ab 19 Uhr immer ein Konzert. Auch für das nächste Jahr hat Hermanns schon eine Neuerung parat: Mitternachtskino mit Kopfhörern. Am Freitag vor der "Silent Party" flimmert dann ab 23 Uhr in Kooperation mit dem Paderborner Pollux-Kino ein Film über die Leinwand. Diebstahl lohnt sich nicht Ganz umsonst ist der Spaß nicht. Für jeden Kopfhörer sind zunächst 15 Euro als Sicherheitsgebühr zu zahlen. 10 Euro davon gibt's bei der Abgabe zurück. Somit bleibt eine Leihgebühr von 5 Euro. Ein Diebstahl lohne sich aber auch nicht, sagt Hermanns. Die Kopfhörer funktionierten nur bei der Silent-Events-Frequenz. Hermanns ist gespannt wie der für die Öffentlichkeit stille Tanzspaß ankommt. "Wenn 500 bis 600 Leute tanzen, dann wären wir sehr zufrieden", sagt er. Vor kurzem in Münster habe es ein Event mit 3.000 Kopfhörern gegeben. Hermanns selbst wird sich ebenfalls die musikalische Dröhnung geben. "Für mich ist das auch spannend", sagt er. Eine junge Kollegin habe ein solches Event schon einmal mitgemacht und sei begeistert. Damit möglichst viele junge Leute kommen, wurden die Flyer auch in der Uni verteilt. Und wie lange wird die stumme Party gehen? Bis 0 oder 1 Uhr. Darüber entscheidet ganz allein, wie gut die Paderborner dazu abgehen.

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