Retro-Computer-Fans treffen sich erstmals im Paderborner HNF

Paderborn. In den Katakomben des Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF) gibt es das Retro-Lab, eine Abteilung, in der alte Computersysteme wieder ans Laufen gebracht werden. Von den ersten Apple-Rechnern und DOS-PCs über Amiga, Commodore und Atari bis hin zu den ersten reinen Spielekonsolen gibt es dort ein breites Spektrum alter Maschinen aus den 1970er-, 80er- und frühen 90er-Jahren. Genau um solche alten Systeme kümmern sich auch die Freunde des Dortmunder-Retro-Computer-Treffens (DoReCo), Enthusiasten der alten Technik. Erstmals veranstalten sie und das HNF am 30. März das erste Paderborner Retro-Computer-Festival. Christian Berg vom Retro-Lab und Yannik Biere vom DoReCo steuern an einem Amiga 500 per Joystick pixelige Figuren über den Röhrenbildschirm - "Kick-Off" ist ein echter Gaming-Klassiker aus dem Jahr 1989. Das weckt Erinnerungen an viele alte Klassiker, wie etwa die Abenteuerspiele "Maniac Mansion", "Indiana Jones" oder die für zahlreiche kaputte Joysticks verantwortlichen Sportspiele Summer- und Wintergames. Damit man solche Klassiker von originaler Software auf funktionierender Original-Hardware spielen kann, braucht man heutzutage technisches Geschick und ein wenig Glück. Tüfteln für die Archivierung von Hard- und Software Die alte Technik hat ihre Tücken - Kabel lösen sich oder Kontakte auf Platinen brechen mit der Zeit. Auch bei den alten Datasetten oder Disketten ist nicht sicher, ob die Daten noch vorhanden sind. "Besonders bei Disketten aus der Massenproduktion der frühen Neunziger sind die Magnetschichten anfällig. Bei den Hochwertigen aus den späten Siebzigern sieht das zwar besser aus, doch auch deren Verfallszeit wird kommen", weist Biere auf eines der Probleme hin. Nicht zuletzt werden die Magnetspeicher in den Laufwerken mechanisch beansprucht. Für den Erhalt der Funktionsfähigkeit und der Archivierung der Software tüfteln die DoReCo-Freunde unter Zuhilfenahme moderner Technik. Über Schnittstellen werden Laufwerke an aktuelle Rechner angeschlossen und die Original-Programme dann gespeichert. Was einfach klingt, hat seine Tücken, denn "bei einigen Programmen ist der Kopierschutz in all den Jahren nie geknackt worden", sagt Yannik Biere. Unschätzbares Expertenwissen angehäuft Im Bestreben, die Retro-Rechner und Programme zu erhalten und nach Möglichkeit zu archivieren, liegt die Schnittmenge der DoReCo-Enthusiasten und dem Heinz-Nixdorf-Museumsforum. "Wir sind in diesem Bereich schon gut aufgestellt", erläutert Christian Berg, "aber in der Tiefe der einzelnen Systeme haben die Retro-Fans wahnsinnig viel Wissen angesammelt." Was nicht zuletzt daran liegt, dass sich unter ihnen auch ehemalige Mitarbeiter der Computerhersteller tummeln. "Als die einst aufgelöst wurden, durften die Mitarbeiter günstig oder umsonst viel Technik wie etwa Diagnosetools mitnehmen und ihr Fachwissen sowieso", erläutert Biere. Die Retro-Tüftler von DoReCo kümmern sich aber nicht nur um den Erhalt der IT-Technik, sie entwickeln auch Spiele und andere Programme für die alten Schätzchen. "Die Faszination liegt darin, dass man sich ähnlichen Problemen stellt wie die Entwickler früher", sagt Yannik Biere. "Die Technik war einfach nicht so Leistungsstark wie heutzutage oder schnell und billig mit zusätzlichem Arbeitsspeicher erweiterbar." Die Geräte selbst hatten viele eingelagert aber auch auf Flohmärkten zusammengesucht. Doch die Quellen werden langsam weniger. "Vieles ist ja früher auch in den Elektroschrott gewandert", sagt Biere und blickt ein wenig wehmütig mit Berg zurück auf die Schätze, die sie selbst dort hingebracht haben.

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