Labor-Mitarbeiter bekommen erste Lohnerhöhung seit 16 Jahren

Paderborn. Die erste Lohnerhöhung seit 16 Jahren: Darüber freuen sich gerade die Mitarbeiter des Faethe-Labor in Paderborn. Kurz vor Weihnachten verständigten sich Betriebsrat und Geschäftsführung auf neue Lohnsätze und Arbeitszeiten für die 19 Beschäftigten des Instituts, das vor allem für den Nahrungsmittelproduzenten Stute in der Qualitätskontrolle tätig ist. Dies teilte jetzt der stellvertretende Betriebratsvorsitzende Cornelius Renk gegenüber der Neuen Westfälischen mit. Damit hat es in dem schon seit August 2017 andauernden Konflikt erstmals Bewegung gegeben. Das Ziel, sich auf den branchenüblichen Tarifvertrag zu einigen, sei jedoch noch nicht erreicht worden, sagte Renk. Entsprechend sei der Arbeitskampf, in dessen Verlauf sich die Mitarbeiter in einer Urabstimmung zum Streik entschlossen hatten, auch nicht offiziell beendet, sondern nur ausgesetzt. Das bestätigt Armin Wiese, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in der Region OWL: "Es gab zwar Schlichtungsgespräche, nachdem sich die Landesschlichterin eingeschaltet hatte, doch die Schlichtung blieb ohne Ergebnis. Entsprechend gibt es keinen Vorschlag, mit dem man in eine zweite Urabstimmung gehen könnte." Gespräche ohne die Gewerkschaft Die Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung fanden denn auch ohne die Gewerkschaft statt. Sie hätten sich ziemlich zäh gestaltet, so Renk. Am Ende sei man aber der Meinung gewesen, das ab 1. November 2018 rückwirkend geltende Angebot zunächst einmal zu akzeptieren, nach dem Motto: "Was man hat, das hat man." Danach liegt die Entgelthöhe für Laboranten nun bei mindestens 13,50 Euro pro Stunde; bis jetzt verdiente ein Chemisch-Technischer Assistent wie Cornelius Renk 11,80 Euro pro Stunde. Für Laboranten in Vollzeit gelte nun eine 38-Stunden-Woche anstatt 40 Stunden. Teilzeitkräfte blieben bei ihren Stunden. Durch die Betriebsveinbarurung profitieren laut Renk ebenfalls der administrative Bereich, das Sekretariat sowie die Laborleitung. Das von der Gewerkschaft NGG geforderte Tarifniveau liegt dagegen bei rund 16 Euro pro Stunde als Facharbeiterlohn. Während des gesamten Arbeitskampfes verweigerte die Geschäftsführung jedoch Gespräche mit der Gewerkschaft. Immerhin kam es auf politischen Druck zuletzt sogar von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann dazu, dass sich Landesschlichterin Yvonne Sachtje einschalten konnte. Daraufhin sei es zu mehreren Gesprächen gekommen, so Sachtje gegenüber der NW. Ein von ihr eingebrachter Vorschlag, den sowohl Geschäftsführung, Betriebrat und Gewerkschaft hätten mittragen müssen, sei dann aber nicht mehrheitsfähig gewesen. Der Weg einer nur von Geschäftsführung und Betriebsrat getragenen Betriebsvereinbarung sei in den letzten Schlichtungsgesprächen am 29. Oktober ebenfalls bereits angeklungen, so die Landesschlichterin. Sie freue sich, dass die Faethe-Mitarbeiter nun wenigstens etwas mehr Lohn bekämen als früher. Yvonne Sachtje: "Damit sehen sie, dass sich ihr Einsatz doch gelohnt hat." Und die Geschäftsführung habe offenbar auch verstanden, dass man sich dem Thema Lohnerhöhung nicht komplett verweigern könne. Darauf bauen nun auch Cornelius Renk und die Belegschaft: "Wir freuen uns über das Erreichte, können auf Dauer aber nicht damit zufrieden sein. Wenn man ein paar Jahre weiter denkt, muss es auch dann eine Perspektive für Erhöhungen geben. Als Betriebsrat konnten wir im Moment aber nichts Besseres erreichen." Auch für die NGG soll in der Auseinandersetzung mit dem Stute-Ableger noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Armin Wiese: "Wir überlegen uns jetzt im neuen Jahr, wie wir strategisch weiter vorgehen werden." Die Unternehmensleitung des Faethe-Labors wollte die Betriebsvereinbarung auf Anfrage der NW nicht kommentieren. Sie hatte auch bisher nie zu den Forderungen der Angestellten öffentlich Stellung bezogen.

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