Was der Abzug der Briten 2019 für Paderborn bedeutet

Paderborn. Es wird davon ausgegangen, dass der Abzug britischer Truppen aus Paderborn in diesem Jahr seinen Höhepunkt und damit auch vorläufigen Abschluss erreicht: Nachdem als erste 2016 die Alanbrooke-Kaserne an der Elsener Straße mit rund 700 Soldaten aufgegeben wurde, sollen im Laufe des Jahres auch die Dempsey-Kaserne in Schloß Neuhaus und die Barker-Kaserne an der Driburger Straße geräumt werden. Am Ende sollen ab 2020 nur noch 200 bis 250 britische Soldaten in Paderborn bleiben. Als Standorte dienen die Normandy- und die Athlone-Kaserne in Schloß Neuhaus und in Sennelager. Damit ergeben sich für den mit der Aufgabe der innerstädtischen Alanbrooke-Kaserne angestoßenen Prozess der Konversion, also der Umwandlung militärisch genutzter Liegenschaften für zivile Zwecke, neue Herausforderungen - allein schon wegen der riesigen Größe der beiden Kasernen. Bei den Barker-Barracks handelt es sich um ein nahe zur Innenstadt gelegenes Gelände von 60 Hektar; das Dempsey-Areal zwischen Sennelager und Schloß Neuhaus umfasst 20 Hektar. Sennelager ist jetzt Sanierungsgebiet Gleichzeitig schränkt der Verbleib einiger britischer Soldaten in Sennelager die Entwicklungsmöglichkeiten für den am stärksten durchs Militär geprägten Paderborner Stadtteil auch wieder ein: Hoffnungen auf eine grundsätzliche Umgestaltung der Ortsmitte haben sich zerschlagen. Der größte Nachbar an der lang gestreckten Bielefelder Straße bleibt die Normandy-Kaserne. Angrenzende Wohngebiete, bislang geprägt durch mehr oder weniger monotone Massenquartiere für die Familien von Militär-Angehörigen, sind aber jetzt offiziell ein Sanierungsgebiet. Damit sollen sich neue Entwicklungschancen auftun. Doch aller Anfang ist langsam - speziell in Sennelager. Am weitesten fortgeschritten ist der Prozess der Konversion im Alanbrooke-Areal. Die 18 Hektar inklusive denkmalgeschützter Bausubstanz gehen zu Beginn dieses Jahres für rund 14 Millionen Euro in den Besitz der Stadt Paderborn über. Auf weitere 30 Millionen Euro ist ihre Entwicklung zu einem innerstädtischen Quartier für rund 800 Wohneinheiten, eine Kita, Dienstleistung und Gewerbe taxiert - Geld, das später durch die Veräußerung der Grundstücke refinanziert werden soll. Außer den elf denkmalgeschützten Gebäuden wird dort alles zunächst abgerissen. Bis dort die ersten Paderborner wohnen, werden dennoch noch einige Jahre vergehen. Im Gespräch ist, dass die frisch gegründete Paderborner Wohnungsgesellschaft die Vermarktung von Parzellen für Sozialwohnungsbau übernimmt. Wahrscheinlich als nächste frei wird in diesem Jahr die Dempsey-Kaserne an der Husarenstraße. Auch dieses Gelände will sich die Stadt nicht entgehen lassen und - das gilt als sicher - ihre Option auf Erstzugriff gegenüber dem Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) geltend machen. Zu dringend ist der Bedarf an Wohnraum, Kitaplätzen und Gewerbemöglichkeiten auch in Schloß Neuhaus. Schon jetzt wird heiß über die für die Nachbarschaft verträgliche Art der Bebauung und eine angemessene Erschließung für den Verkehr diskutiert. Ein Vorschlag der Ratsfraktion "Für Paderborn", wonach die bestehenden Mannschaftsquartiere aus den dreißiger Jahren relativ zügig zu Sozialwohnungen und Apartments für Studierende umgewandelt werden könnten, steht im Raum. Doch zunächst soll ein Konzept für die gesamten 20 Hektar entwickelt werden. Auch im Vorfeld einer beabsichtigten Übernahme des Barker-Areals an der Driburger Straße gibt es bereits umfangreiche Überlegungen. Hier sind die Ambitionen besonders hoch gesteckt: Unter dem Schlagwort "Urbanitätsversprechen" hat eine Bürgerwerkstatt im letzten Sommer ein Memorandum entwickelt, das die Ziele formuliert. Danach sollen auf den 60 Hektar der bisherigen Panzerkaserne Angebote entwickelt werden, die es so in Paderborn noch wenig gibt. Das Projekt ist zudem angemeldet für das OWL-weite Strukturentwicklungsprogramm "Regionale 2022". Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt Derzeit machen sich zudem bundesweit Studierende bei einem Kreativwettbewerb konkrete Gedanken über die künftige Nutzung. Gedacht ist an eine Mischung aus Wohnen, Dienstleistung, Forschen, Arbeiten, technologieorientiertem Gewerbe, Kultur, Kindergarten, Bürgerzentrum, Freizeit und Versorgung. Ein Haltepunkt an der das Areal berührenden Bahnstrecke gehört ebenso dazu wie eine Anbindung an die Schulen auf dem Kaukenberg jenseits der Gleise. Schnellere und deshalb auch willkommene Auswirkungen wird der Abzug der Briten auf den engen Wohnungsmarkt in Paderborn haben. Derzeit werden nach Angaben der Stadt Paderborn von britischen Militärangehörigen in Paderborn noch 1.300 Wohneinheiten genutzt. Davon sind 800 im Besitz des Bundes, 500 gehörten privaten Vermietern. Rund 200 angemietete Wohneinheiten in der Kernstadt und in Elsen, einzelne auch in Sennelager seien im Laufe der letzten Jahres bereits frei geworden. Längst nicht alle Quartiere gelten allerdings als ohne weiteres sofort weiter vermietbar.

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