Der nackte Schrecken: Exhibitionisten in Paderborn

Paderborn. Sie lauern im Gebüsch oder warten in dunklen Gassen, zeigen Frauen ihren Penis und onanieren vor ihnen. Exhibitionisten sorgen im Raum Paderborn immer wieder für Aufregung. 2015 verzeichnete die Paderborner Polizei 15 Fälle von Exhibitionismus, 2017 waren es 27. Im Jahr dazwischen wurden sogar 48 Vorfälle gemeldet. Die deutlich erhöhte Zahl ist jedoch auf einen Serientäter zurück zu führen, der sich im Bereich der Universität umtrieb. Im laufenden Jahr gab es nach Polizeiangaben bislang fünf Fälle, von denen vier aufgeklärt wurden. Ansonsten liegt die Aufklärungsquote bei knapp unter 50 Prozent. Kein örtlicher Schwerpunkt Viele der in Paderborn verübten Taten fanden etwa am Lippe- oder Tallesee und immer wieder an der Joggingstrecke entlang der Fischteiche statt. Einen richtigen örtlichen Schwerpunkt gebe es jedoch nicht. Der Großteil der Fälle ereignete sich zudem tagsüber und in der Frühlings- und Sommerzeit, was natürlich in der Natur dieses Verbrechens liegt. Der Täter wolle schließlich gesehen werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: Der Serientäter 2016 schlug im Winter zu. Für die Opfer hat so ein Vorfall ganz unterschiedliche Folgen. &bdquo;Manche gehen ganz locker damit um, andere wirft das völlig aus der Bahn", sagen Sandra Wiegard und Anke Krawinkel, die im Kriminalkommisariat 1 für Sexualdelikte zuständig sind. Dass manche Menschen es belächelten, wenn Opfer eines Exhibitionisten von dem Vorfall berichten, dafür haben sie kein Verständnis. &bdquo;Für viele Frauen ist das ein Schock." Schließlich würde ihnen etwas sehr Intimes entgegen ihren Wunsch gezeigt. Das sei eine absolute Ausnahmesituation. Opfer sind traumatisiert Auch wenn kein körperlicher Übergriff vorliege, würden doch Geist und Psyche verletzt. Manche Opfer trauten sich nicht mehr alleine raus oder schliefen schlecht, sie seien traumatisiert. Durch diese Traumatisierung leide die Lebensqualität. Deswegen werde ihnen empfohlen, eine Frauenberatungsstelle aufzusuchen. Eines ist den Polizistinnen dabei besonders wichtig: Kein Opfer müsse sich dafür schämen, es könne nichts für die Situation, sagt Anke Krawinkel. &bdquo;Sie sind nicht schuld." Kommt es zu der Begegnung mit einem Exhibitionisten, so lautet der erste Tipp der Polizistinnen: &bdquo;Distanz aufbauen." Gerade wenn es sich um einen einsamen Ort handele, sollten die Frauen diesen verlassen, sich gegebenenfalls verbal zur Wehr setzen, andere Menschen aufmerksam machen und die Polizei rufen. &bdquo;Auch wenn es schwer fällt, sollte man das auf jeden Fall melden", sagt Sandra Wiegard. Auch, damit es anderen nicht passiere. Für die Fahndung hilft der Polizei natürlich besonders eine gute Personenbeschreibung. Es seien auch schon Täter überführt worden, weil ihre Opfer Handyfotos gemacht hätten. Die sollte man aber unbedingt nur aus der Distanz machen, denn die Sicherheit gehe vor. "Es geht nur um den Effekt" Doch was sind das für Männer, die sich in der Regel Frauen und Mädchen nackt zeigen? Antwort: Den Täter gibt es nicht. Zu den in Paderborn ermittelten Exhibitionisten gehören Singles und Familienväter ebenso wie Rentner oder Jugendliche. Auch die Opfer werden häufig nur nach der Gelegenheit ausgesucht: &bdquo;Es geht den Männern nur um den Effekt", weiß Sandra Wiegard. Sie wollen Angst und Schrecken erzeugen, um sich dadurch zu erregen. Wenn sie schließlich geschnappt werden, bietet sich den Polizeibeamten häufig ein ganz anderes Bild. Die Täter brechen beim Verhör zusammen, seien nur noch &bdquo;ein Häufchen Elend". Sie schämten sich für ihre Taten, die sie nicht erklären könnten. Vor Gericht drohen ihnen im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Ins Gefängnis müssen sie meist jedoch erst, wenn sie Wiederholungstäter sind – außer die Opfer waren Kinder, denn dann handelt es sich um sexuellen Missbrauch. Da Exhibitionisten häufig zwanghaft handeln, verweist die Polizei sie an Männerberatungsstellen und Selbsthilfegruppen.

Meistgelesen