Wie die Tafeln im Kreis Paderborn mit unhöflichen Kunden umgehen

Kreis Paderborn. Einen Aufnahmestopp für Ausländer, wie von der Tafel für Bedürftige in Essen beschlossen, haben Verantwortliche von ehrenamtlichen Ausgabestellen im Kreis Paderborn auch in Krisenzeiten nicht beschlossen. Die in Essen zu dieser Entscheidung führenden Situationen werden von Verantwortlichen im Kreis Paderborn aber durchaus nachvollzogen. Auch in Borchen hätten mehrere Deutsche und Russlanddeutsche Meinungen dieser Art geäußert: "Wenn das so weiter geht, kommen wir nicht mehr", gibt Heinrich Schwarzenberg, Ex-Bürgermeister und Vorsitzender des Warenkorbes in Borchen, den Wortlaut wieder. Und er erklärt den Hintergrund dazu: "Die allein stehenden Flüchtlinge halten sich nicht an Regeln, drängen sich vor und mischen den Warenkorb auf." Die meisten wären zwar von ehrenamtlichen Helfern begleitet worden. Doch diese hätten aus verständlichen Gründen nicht die komplette Zeit an der Seite ihrer Schützlinge gestanden. Erst die Familien, dann die Alleinstehenden In der Zeit des größten Flüchtlingszustroms hätten die Migranten in Borchen zwei Drittel der Kundschaft des Warenkorbs ausgemacht, so Schwarzenberg weiter. In Borchen wäre aufgrund des geschilderten Verhaltens etwa die Hälfte der deutschen Kundschaft dem Warenkorb fern geblieben. Der Borchener Verein entschied sich 2017 für ein neues Verfahren bei seinen Ausgabeterminen für Lebensmittel: "Erst kommen die Familien, dann die Alleinstehenden", so Schwarzenberg. Bei der Bürener Speisenkammer hat die mitverantwortliche Anne Happe "ähnliche Erfahrungen gemacht - doch die liegen zwei Jahre zurück". Auch hier hätten sich einheimische Kunden aufgrund des Verhaltens von einzelnen Flüchtlingen "nicht mehr wohl gefühlt". Nach diesen Erfahrungen entschieden sich die Bürener für eine Trennung der unterschiedlichen Klientel. Die Reihenfolge von drei Gruppen wechsele seitdem jede Woche. Mittlerweile kommen nur noch wenige Flüchtlinge in die Bürener Speisenkammer. "Viele sind in Sprachkursen", kennt Happe Gründe - und weitere: "Einige mögen die angebotenen Lebensmittel nicht oder sie haben keine Zeit, weil sie in Paderborn unterwegs sind und dort einkaufen." Unter den insgesamt rund 100 Kunden der Speisekammer seien zur Zeit "etwa 30 Flüchtlinge und Rumänen". Auch mal "Reibereien" in Hövelhof Das Miteinander habe sich "komplett normalisiert, auch weil alle miteinander reden können". Happe hat auch Erklärungen für das frühere Verhalten von Flüchtlingen: "Sie mussten bis dahin für alles kämpfen und wissen mittlerweile wie es funktioniert." In Hövelhof bei der Initiative Brot & mehr des Pastoralverbundes "gibt es auch mal Reibereien", räumt der mitverantwortliche Hubert Brockmann ein - und weiter: "Das gilt aber nicht speziell für Ausländer sondern auch für Deutsche." Mit Flüchtlingen habe man in der Sennegemeinde "kein Problem". Bis zur Auflösung der Flüchtlingsunterkunft Staumühle kamen zur Lebensmittelausgabe "vornehmlich deutsche Bedürftige". Nachdem in der Gemeinde mittlerweile mehr Migranten in Mietwohnungen untergebracht werden, seien die 226 Kunden aus 95 Familien "halbe-halbe" auf Einheimische und Fremde verteilt. In Hövelhof werden die Waren für jeden Haushalt vorab in Plastik-Wannen mit neutralen Nummern gepackt. "Wenn etwas nicht passt, kann es zurückgestellt werden", erklärt Brockmann, "und der Nächste kann zugreifen." Für die Verteilung von speziellen Lebensmitteln wie Grünkohl oder auch Hygieneartikeln haben auch die Hövelhofer Gruppen gebildet, die zu verschiedenen Uhrzeiten nacheinander darauf zugreifen dürfen. Beim Warenkorb in Lichtenau in Regie auch der Freien Christengemeinde sind laut ihrem Leiter Johann Klein unter 300-400 Kunden nur noch zwei oder drei Flüchtlinge. Es gebe vor Ort keinerlei Probleme.

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