Große Bühne für Angela Merkel in Delbrück

Kreis Paderborn. Ein wenig orientierungslos präsentierte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn ihres Wahlkampfauftritts in Delbrück-Steinhorst. So wähnte sie sich tatsächlich im Münsterland, bis sie die richtige Bezeichnung zugerufen bekam. Natürlich sei sie in Ostwestfalen-Lippe, entschuldigte sich Merkel unter Gelächter. In ihrer Rede zeigte sich die Kanzlerin zwei Wochen vor der Bundestagswahl dann aber souverän und zielgerichtet. Innerhalb von 48 Minuten hakte Merkel zahlreiche Themen der Innen- und Außenpolitik ab, wofür sie von den etwa 2.300 Zuhörern im Festzelt und 700 beim Public Viewing immer wieder Applaus erhielt. So machte sie sich gleich zu Beginn für die Autoindustrie stark: &bdquo;Sie ist ein wichtiger Pfeiler der deutschen Industrie." Angesichts des Diesel-Skandals sei viel Vertrauen verloren gegangen. Merkel machte aber deutlich: &bdquo;800.000 Arbeiter dürfen nicht die Zeche zahlen für die Fehler, die in den Vorstandsetagen gemacht wurden." Es müsse alles daran gesetzt werden, Fahrverbote und den damit verbundenen großen Werteverlust zu vermeiden. In der Steuerpolitik versprach Merkel, sich für kleinere und mittlere Betriebe einzusetzen. Die Steuersätze sollten gesenkt werden. &bdquo;Bei der Einkommenssteuer wird es während der nächsten vier Jahre keine Erhöhung geben", sagte Merkel. Die Kanzlerin erneuerte auch ihr Versprechen, den Solidaritätszuschlag zu senken: &bdquo;Alle haben mitgemacht bei der Deutschen Einheit, jetzt sollen auch alle schrittweise entlastet werden." Im Bereich Bildung kündigte Merkel an, den Forschungsetat von derzeit 3 auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Gerade die Schulpolitik stelle eine große Herausforderung dar. Bund und Länder müssten die Digitalisierung gemeinsam gestalten. Schulen sollen ans schnelle Internet angebunden und Lehrinhalte bereitgestellt werden. Einen besonderen Schwerpunkt will Merkel auf Familien legen. &bdquo;Es ist nicht Aufgabe des Staates, Familien vorzuschreiben, wie sie leben sollen, sondern ihnen zu ermöglichen, dass sie leben können, wie sie sich das vorstellen." So wolle die CDU etwa das steuerfreie Existenzminimum für Kinder auf das Niveau von Erwachsenen anheben. Merkel erinnerte auch an die &bdquo;schwierigen Zeiten" 2015 und 2016, als tausende Flüchtlinge nach Deutschland gekommen seien. &bdquo;So ein Jahr kann, darf und soll sich nicht wiederholen." Die Lehre aus der Krise sei, dass man den Menschen vor Ort helfen und illegale Strukturen bekämpfen müsse. Auf die Außenpolitik ging Merkel am Ende ihrer Rede verhältnismäßig kurz ein. Zur Nordkorea-Krise sagte sie: &bdquo;Wir halten nur eine diplomatische Lösung für sinnvoll." In Richtung der Türkei, die kürzlich eine Reisewarnung für Deutschland herausgegeben hatte, konnte sie sich eine Spitze nicht verkneifen. &bdquo;Ich sage es ganz deutlich: Zu uns kann jeder türkischstämmiger Bürger kommen." In Deutschland werde kein Journalist verhaftet, sie sei stolz auf die Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit im Land. Merkel äußerte ihr Bedauern über den Brexit und hob den Wert Europas als &bdquo;Friedenswerk" hervor. Bei ihrem letzten Wahlkampfauftritt in der Region hatte Merkel prominente CDU-Unterstützung mitgebracht: Sie wurde begleitet von den Ministerpräsidenten Annegret Kramp-Karrenbauer, und Armin Laschet, die mit ihren Wahlsiegen im Saarland und NRW das Jahr für die CDU erfolgreich eingeleitet hatten, sowie dem Spitzenkandidaten von Niedersachsen, Bernd Althusmann, und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Gastgeber der Veranstaltung waren die heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann (Paderborn) und Ralph Brinkhaus (Gütersloh), die beide von der Kanzlerin ausdrücklich gelobt wurden. Testen Sie Ihr Merkel-Wissen in unserem Quiz:

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