Am Reismann-Gymnasium können Schüler Chinesisch lernen

Paderborn. Chinesisch ist die am zweithäufigsten gesprochene Sprache der Welt. Die wirtschaftliche Bedeutung Chinas – gerade auch für Exportweltmeister Deutschland – wächst. Grund genug für viele deutsche Schüler, statt Französisch und Spanisch als zweite Fremdsprache Chinesisch zu lernen. Am Reismann-Gymnasium können Schüler das Fach auch fürs Abitur wählen. Das Reismann-Gymnasium ist die einzige Schule in Paderborn, die dieses ungewöhnliche Fach anbietet. 2003 hatte die Lehrerin Sigrid Tenge-Erb nach einem längeren Aufenthalt in China die Initiative dazu ergriffen. Inzwischen unterrichtet Markus Schilling die Schüler. Zwischen zehn und 25 sind es pro Jahrgang. Für Julia Lukaszewicz, inzwischen ehemalige Schülerin, war es eine komplett neue Erfahrung, die Sprache zu lernen. &bdquo;Ich wollte mich der Herausforderung stellen", begründet sie ihre damalige Entscheidung. In den drei Jahren, beginnend ab der Klasse 10, sollen die Schüler die Sprache so weit beherrschen, dass sie sich in Alltagssituationen verständigen können: Nach dem Weg fragen, einkaufen gehen, einfache Unterhaltungen führen. Ambitioniert, aber machbar, glaubt Lehrer Schilling. Wer Chinesisch lernt, müsse zwar eine neue Schrift lernen. &bdquo;Aber die Sprache hat zum Glück relativ wenig grammatikalische Regeln", sagt er. &bdquo;Zuerst haben wir die Lautschrift gelernt, die hinter den Zeichen steckt – also Wörter mit ganz normalen Buchstaben", erinnert sich Julia Lukaszewicz. Erst nach etwa einem halben Jahr kamen die chinesischen Zeichen dazu. &bdquo;Aber man braucht schon einfach mehr Geduld und Zeit als bei anderen Sprachen", sagt sie. Im Unterricht wird deshalb besonderen Wert darauf gelegt, die Schüler zu aktivieren: &bdquo;Sie sollen viel zuhören und viel sprechen", sagt Schilling. Übungen zum Hörverstehen stehen auf dem Programm. Oder die Schüler führen Dialoge über den Smartphonenachrichtendienst Whatsapp – so fällt das langwierige Schreiben in der fremden Schrift weg. &bdquo;Und Spaß soll es ja schließlich auch machen", sagt Schilling. Das motiviert. Besondere Hilfe bieten sogenannte Fremdsprachenassistenzkräfte. Das sind meistens chinesische Studenten, die für ein Jahr nach Deutschland kommen und den Unterricht begleiten. &bdquo;In der Verständigung ist das zwar manchmal ein bisschen schwer, aber mit Händen und Füßen geht das schon", sagt Julia Lukaszewicz. Als Muttersprachler können sie besonders bei der richtigen Aussprache helfen und den Schülern außerdem die chinesische Kultur, Bräuche und Eigenarten näher bringen. Denn auch darum geht es im Chinesisch-Unterricht: Die fremde Kultur kennen und verstehen lernen. Themen der diesjährigen Abiturprüfung beispielsweise seien unter anderem das Konsumverhalten und Reisegewohnheiten der Chinesen gewesen, das Schulsystem und der dort herrschende Leistungsdruck sowie die Jugendkultur. &bdquo;Wir vermitteln nicht nur sprachliche Kompetenzen, sondern auch soziokulturelles Orientierungswissen", sagt Markus Schilling. Dazu trägt auch der Austausch nach China bei. &bdquo;Sicherlich die interessanteste Fahrt während der Schulzeit", ist Schilling überzeugt. Seit dem Jahr 2014 besteht eine Schulpartnerschaft mit dem Fremdsprachengymnasium in Lanzhou. Zwei Wochen lang lernen die Schüler zwei völlig unterschiedliche Gesichter des Landes kennen: Während der ersten Woche wohnen sie bei ihren Gastfamilien und begleiten ihre Austauschschüler in deren Schulalltag. In der zweiten Woche erhalten sie beim Aufenthalt in der Hauptstadt Peking einen vertiefenden Einblick in die chinesische Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne. Julia Lukaszewicz erinnert sich gerne an die Fahrt zurück: &bdquo;Ein großes Erlebnis! Besonders die gastfreundlichen Menschen sind mir in Erinnerung geblieben." Abi mit fünf Fächern Wem Chinesisch im Abi noch nicht exotisch genug ist, der kann sich auch eine ganz individuelle Leistung als fünftes Fach im Abitur anrechnen lassen. Für diese &bdquo;Besonderen Lernleistungen" muss eine wissenschaftliche Ausarbeitung von etwa 30 Seiten verfasst und eine 30-minütige mündliche Prüfung absolviert werden. Ein solcher Beitrag kann helfen, den Abischnitt aufzubessern: Denn die Ergebnisse des ersten bis vierten Abifachs werden nicht fünffach, sondern ebenso wie die Lernleistung vierfach gewertet. Allzu weit verbreitet ist diese Möglichkeit allerdings noch nicht: Im Regierungsbezirk Detmold gibt es fünf bis zehn dieser Fälle pro Abiturjahrgang – häufig im musischen Bereich und aufbauend auf einem möglichen Schulschwerpunkt. Interessierte Schüler sollten sich an ihre Fachlehrer wenden.

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