Radfahrer sollen in Paderborn verstärkt auf die Straße

Paderborn. Die Polizei hat zwar keine belastbaren Zahlen. "Aber gefühlt steigt der Anteil der Radfahrer am Verkehr", sagen Jürgen Hegemann und Reinhard Graumann von der Polizei Paderborn. Hegemann hat viele Jahre die Führungsstelle Direktion Verkehr der Polizei geleitet, Graumann ist Verkehrssicherheitsberater. Eine Zunahme sei in der Gruppe derer zu beobachten, die mit dem Rad regelmäßig zur Arbeit fahren. Da sie bei jedem Wetter unterwegs seien und sich auch von Regen und Schnee nicht abschrecken ließen, hätten sie korrekt ausgestattete Räder mit intakter Beleuchtung. Und sie trugen Helme. Bei der Unfallhäufigkeit liegt die Stadt Paderborn im Kreis Paderborn vorn. Zwei Drittel aller Unfälle passieren hier - und insgesamt 50 Prozent in der Kernstadt. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern ist dabei im Kreisgebiet im vergangenen Jahr mit 523 gegenüber 2015 (466) um 12 Prozent gestiegen. Dabei wurden 397 Radler verletzt, 14,1 Prozent mehr als 2015 (348). Unfallursachen sind vielfältig Die Ursachen für Unfälle sind laut Polizei ganz vielfältig und begännen beim eigenen Verhalten der Radfahrer und ihrer Selbstwahrnehmung. So werde das Auftreten der Radler von der Polizei durchaus kritisiert. Sie agierten oft eher wie Fußgänger, die Einsicht, dass ein Fahrrad ein Fahrzeug sei, sei nicht so ausgeprägt. "Es geht darum, das eigene Verhalten im Blick zu haben und zu reflektieren", sagt Hegemann. Die größten Gefahrenquellen sind das verbotswidrige Fahren auf dem Gehweg, das Fahren auf dem Radweg in falscher Richtung (Geisterfahrer), Fehler beim Abbiegen, Alkohol sowie individuelle Fahrfehler. Auch die Smartphone-Nutzung auf dem Rad nimmt zu: Wer erwischt wird, muss 25 Euro zahlen. Die Auswertung der Unfälle zeigt dabei: Die Mehrheit der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt sind, wird laut Polizei auch durch sie verursacht. Ganz wichtig: "Innerhalb der Stadt gehört der Radfahrer auf die Straße", sagt Hegemann. Allerdings könne nicht jede Straße mit einem Schutzstreifen für Radfahrer ausgestattet werden. Oft fehlt für die notwendige Breite von Straße und Schutzstreifen der Platz. Blaue Schilder müssen beachtet werden Die blauen Schilder, die die Benutzung eines Radweges vorschreiben, sind in den vergangene Jahren von ganz vielen Stellen verschwunden. Hegemann und Graumann betonen jedoch, dass es Gebotsschilder sind: "Da, wo sie stehen, müssen sie auch beachtet werden." Teilen sich Radfahrer mit Fußgänger einen Weg, so müssten sie Rücksicht nehmen. Hier sei der Schwächste der Maßstab. Nicht benutzungspflichtige Wege gibt es etwa an der Riemekestraße stadtauswärts, zugleich dürfen diese Wege weiterhin benutzt werden. Um mit dem Rad etwa auf der Bahnhofstraße oder Neuhäuser Straße zu fahren - was erlaubt ist - ist aber ein gesundes Selbstbewusstsein wichtig. "Wer weiß, was zu tun ist, der fährt auch selbstbewusst", sagt Hegemann. Wer eine Weste trage, der werde von Autofahrern zudem anders wahrgenommen. So eine Weste signalisiere eher eine Gefahr. Die unfallträchtigsten Strecken sind vor allem die Verbindungen zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen sowie große innerstädtische Straßen: So gab es im Zeitraum von 2014 bis 2016 etwa an der Detmolder Straße in Paderborn 40 Unfälle mit 30 verletzten Radfahrern. Im Bereich der Ortsdurchfahrt Schloß Neuhaus und Sennelager (L 756) waren es 39 Unfälle mit 38 Verletzten. Es folgen die Ortsdurchfahrt Bad Lippspringe/Detmolder Straße (32/25) und in Paderborn die Dubelohstraße (31/23), Bahnhofstraße (28/21), Neuhäuser Straße (27/18) und Riemekestraße (25/16). Ein Grund, weshalb es an diesen Stellen häufiger zu Unfällen komme, sind laut Polizei die vielen anliegenden Geschäfte an diesen Straßen sowie Grundstückszufahrten. Im vergangenen Jahr verunglückten im Kreis Paderborn 61 Kinder im Alter bis 14 Jahre, 36 waren es bei den Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahre. 53 Verunglückte gab es in der Altersgruppe 18 bis 24, 59 waren älter als 65 Jahre. Für die Altersgruppe dazwischen fehlen weiter aufgeschlüsselte Daten. Gefahrenpotenzial beinhaltet dabei eine Entwicklung, die vor allem für Erleichterung sorgen soll und auch sorgt: Elektroräder. Auch wenn die Nutzer längst nicht alle zu alt fürs klassische Radfahren sind, so ist das Zusammenspiel aus höherer Geschwindigkeit und abnehmender Reaktionszeit eine Gefahrenquelle.

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