Paderborn-Neuenbeken. Es herrschte kurz vor Beginn eine drangvolle Enge im kleinen Saal der Beketalhalle. 125 Stühle waren gestellt, weitere wurden noch aufgebaut, einige mussten stehen. Mehr als 160 Interessierte waren auf Einladung von Ortsvorsteher Christoph Quasten gekommen, um Informationen über die zukünftige Flüchtlingssituation in Neuenbeken zu erhalten, wie die CDU in ihrer Pressemitteilung erläutert.
War die Anzahl der Flüchtlinge im kleinsten Paderborner Ortsteil mit 22 Personen noch überschaubar, muss in den kommenden Wochen mit einer Verdreifachung der Zahl gerechnet werden. "Diese Veranstaltung will konkrete Fragen beantworten und berechtigte Sorgen der Neuenbeker Bürger ernst nehmen. Diejenigen, die ihre Hilfe anbieten wollen, werden mit Ansprechpartnern in Kontakt gebracht," fasst Christoph Quasten, der den Abend moderierte, das Anliegen und die Zielsetzung der Veranstaltung zusammen.
In Neuenbeken habe die Stadt Paderborn nun am Hildesheimer Hellweg und im Steig zwei weitere Liegenschaften angemietet, die jeweils Raum böten für 15 bis 20 Menschen. Die Zusage von Koch, hier Familien mit Bleibeperspektive unterzubringen, nahmen die Zuhörer positiv und mit Erleichterung auf, da die bisher in Neuenbeken am Wiebach untergebrachten Flüchtlinge allein reisende Männer aus Nordafrika oder Familien vom Balkan mit geringer Bleibeperspektive seien.
Monika Schmidt von der Initiative Zeitgeschenk erläuterte den Zuhörern, wie man in Benhausen mit dem plötzlichen Anstieg bei der Zahl der Flüchtlinge umgegangen sei. Die Ehrenamtsinitiative habe sich auf die Dinge konzentriert, die ihre Mitglieder aus eigener Motivation gern angepackt haben. Konzentriert habe man sich neben der Begleitung in Alltagsdingen auf Einsteiger-Sprachkurse und die Koordination der materiellen Hilfe in Form von Kleidung und Möbel. Sie verschwieg aber auch nicht, dass es in den Unterkünften gelegentlich zu Streit und Missstimmigkeiten aufgrund der Enge und der Angst vor Abschiebung käme.
Annette Lödige-Wennemaring stellte die noch junge "Nachbarschaftshilfe Neuenbeken" vor, die sich aus acht örtlichen Frauen und Schwestern des Missionshauses zusammensetzt. Seit dem letzten Jahr kümmern sie sich um die bereits seit längerem in Neuenbeken wohnenden Flüchtlinge. So sei ein "Deutsch-Café" ins Leben gerufen worden, materielle Hilfen werden organisiert. "Wer mitmachen möchte, ist herzlich willkommen", appelliert Annette Lödige-Wennemaring an die Zuhörer und weist zugleich auf die Informationsmöglichkeiten in der gleichnamigen Facebook-Gruppe hin.
Pastor Markus Stadermann schließlich wies auf die Bibel als Buch voller Flucht- und Vertreibungsgeschichten hin. Schon das Volk Israel habe nach der Rückkehr aus der Knechtschaft Ägyptens als ethisches Leitmotiv aufgestellt: "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten." So sei es nach Pastor Stadermann nicht nachvollziehbar, dass gerade fremdenfeindliche Gruppierungen sich auf das christliche Abendland und seine vermeintlich notwendige Verteidigung beriefen.
Christoph Quasten zeigte sich an diesem Abend zufrieden: "Wir sind hier auf ein Klima des Wohlwollens und der Anteilnahme gestoßen. Ich bin mir sicher, dass die neuen Bewohner sich hier angenommen fühlen und praktische Hilfestellung erhalten werden."
Eine Botschaft hatte er aber auch für die Verantwortlichen in Berlin: "Wir müssen alles Realistische tun, die Zahl der Flüchtlinge in diesem Jahr erheblich zu reduzieren, noch einmal eine Million Menschen in Deutschland und 2.000 weitere Flüchtlinge in Paderborn werden wir nicht mehr verkraften."