Paderborn
. In seiner Heimat hätte Juan Antonio Lopez Belmonte schlechte Jobaussichten. Er stammt aus dem spanischen Murcia, wo die Arbeitslosenquote bei den 18- bis 35-Jährigen vor kurzem noch bei 50 Prozent lag. Über das Projekt „Mobi Pro EU“ ist der 26-Jährige nach Paderborn gekommen. Im Hotel Aspethera der Stiftung Kolping-Forum wird er seit eineinhalb Jahren zum Koch ausgebildet. Über solche ungewöhnlichen Ausbildungswege informierte sich Wolf D. Meier-Scheuven, Präsident der Industrie- und Handelskammer, auf seiner Ausbildungstour.
Für den neuen IHK-Präsidenten war es die erste Ausbildungstour. Themenschwerpunkte seiner Reise durch den Kreis Paderborn – in Hövelhof besuchte er die Firma Elha Maschinenbau als Teil des Ausbildungsnetzwerks BANG – waren Inklusion und Ausbildungsmarkt. Im Blick hatte er so genannte Best-Practice-Beispiele. Also jene Betriebe, in denen es besonders gut läuft. Dabei stelle er fest, dass es unabhängig von den Branchen einen Fachkräftemangel gebe und nicht nur im ihm am besten bekannten Maschinenbau – Meier-Scheuven ist geschäftsführender Gesellschafter der Bielefelder Firma Boge Kompressoren. „Insofern müssen wir neue Wege beschreiten“, sagte er. Mehr Frauen in Männerberufe zu holen, sei dabei nur eine Möglichkeit. Er teilte sie Meinung von Regina Schafmeister, Vorsitzende der Stiftung Kolping-Forum: „Die besten Mitarbeiter sind die, die man selbst ausgebildet hat.“
Der 26-Jährige Juan Antonio Lopez Belmonte ist einer von derzeit fünf Spaniern, die bei der Stiftung Kolping-Forum eine Ausbildung machen, drei weitere kommen zum August. In Paderborn fühle er sich sehr wohl, auch, weil er hier mittlerweile eine Freundin habe. Zum Ausbildungsprojekt gehören auch Deutsch-Kurse und bezahlte Flüge in die Heimat.
Schafmeister sieht in dem Projekt eine Win-Win-Situation für Unternehmer und Auszubildende. In der Gastronomie sei es schwierig, an Auszubildende zu kommen. „Ein ausgebildeter Koch wird in Deutschland händeringend gesucht“, sagte sie. In Spanien hätten junge Menschen kaum eine Perspektive. An die ausbildungsinteressierten jungen Spanier kommt die Stiftung durch ihre Niederlassung im südostspanischen Murcia.
Angefangen habe die Stiftung mit dem klaren Schwerpunkt Ausbildung, sagte Schafmeister. Mittlerweile liegt ein zweiter Fokus darauf, Menschen mit Behinderung in den Beruf zu bringen. Deshalb wird nicht nur ausgebildet, sondern auch vermittelt. Aktuell sind 28 junge Leute aus Murcia und Sevilla vorübergehend in ostwestfälischen Hotels und Gaststätten untergebracht und hoffen auf einen Ausbildungsplatz.
Die Stiftung Kolping-Forum betreibt neben dem Aspethera-Hotel das Klosterwirtshaus in Lichtenau-Dalheim und hat einen kleinen Standort in Soest. Insgesamt hat sie gut 60 Mitarbeiter. Ab August werden 31 junge Menschen in verschiedenen Hotel- und Gastronomie-Berufen ausgebildet. Zudem befinden sich 24 junge Frauen und Männer in berufsvorbereitenden Maßnahmen, die in der Regel ein Jahr dauern. Julian Michael Kent (18) bekommt jedoch zunächst noch einmal sieben Monate Verlängerung, um ausbildungsreif zu werden. Derzeit arbeitet er in der Aspethera-Küche. Sein Ziel für das kommende Jahr ist jedoch eine integrative Ausbildung zum Tischler beim Kolping-Berufsbildungswerk in Brakel.