Kreis Paderborn

Entwicklungshelferin mit Herz

Christel Zumdieck erhält für ehrenamtliches Engagement Verdienstkreuz am Bande

Christel Zumdieck erhält von Manfred Müller das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. |

19.12.2014 | 19.12.2014, 14:32

Kreis Paderborn. Der Bundespräsident hat Christel Zumdieck für ihr ehrenamtliches Engagement in der Entwicklungshilfe das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Landrat Manfred Müller überreichte ihr den Orden und würdigte ihren Einsatz für Kinder in aller Welt.

Schon als Jugendliche sei es ihr ein Herzensanliegen gewesen, sich in der Entwicklungshilfe, wie es damals noch genannt wurde, einzubringen, sagt Christel Zumdieck. Ihr Leben verlief zunächst jedoch anders: Sie wurde Lehrerin und unterrichtete bis 2001 am Goerdeler-Gymnasium. Für die Betreuung ihrer eigenen Kinder ließ sie sich einige Jahre beurlauben. Als später auch ihre Schwester und ihre Mutter Hilfe brauchten, war sie zur Stelle und ließ sich erneut beurlauben. Danach kehrte sie nicht mehr in ihren Beruf zurück, sondern widmete sich in Vollzeit dem Ehrenamt.

Den ersten Anstoß dazu gab ihr eine Südamerikareise Anfang der 90er Jahre. Damals besuchte Zumdieck das im Aufbau befindliche Kinderdorf des Internationalen Verbandes Westfälischer Kinderdörfer in Lima. Für sie ein Schlüsselerlebnis: Sie sah das Elend in den Slums, leidende Kinder und beschloss, sich für die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe einzusetzen.

Bereits im Sommer 1993 wurde sie Mitglied im Internationalen Verband Westfälischer Kinderdörfer (IVWK) in Paderborn. "Das Motto des Vereins - Wir geben Kindern Perspektiven - lebte sie von ganzem Herzen und mit unermüdlichem Einsatz", betonte Landrat Manfred Müller in seiner Rede. Der Verein unterstützt in Ghana, Indien und Peru Kinderdörfer, in denen Waisen und Sozialwaisen ein neues Zuhause finden. Durch den Aufbau kleiner Wirtschaftsbetriebe, die der Selbstversorgung und der Ausbildung von Jugendlichen dienen, wird direkt vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.

Zumdieck liegt die Bildung der Kinder und Jugendlichen besonders am Herzen. Jedes Land benötige gebildete Menschen zum Aufbau und Erhalt der Strukturen, sagte Zumdieck. Sie könnten die Zukunft des Landes beeinflussen und Neues gestalten. Bildung biete die Möglichkeiten zum Ausstieg aus der Armut und gebe Kindern eine Perspektive.

Seit 1996 gehört Zumdieck dem Kuratorium des IVWK an, von 1998 bis 2003 war sie Vorsitzende des Kuratoriums - 2005 wurde sie erneut gewählt. Als man noch im gleichen Jahr die Stelle des hauptamtlichen Geschäftsführers aus Kostengründen strich, übernahm sie diese Aufgabe kurzerhand, auf ehrenamtlicher Basis. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit sei ein "Full-Time-Job". Landrat Müller bedankte sich deshalb auch bei der Familie, ohne deren Verständnis und Rückhalt das alles nicht leistbar gewesen wäre.

Ständig suchte Zumdieck neue Wege, um die Ziele des Vereins voranzutreiben und verwirklichte zahlreiche Projekte. Mit Hilfe von Spendengeldern konnte etwa in Peru eine Ausbildungsbäckerei gebaut werden. In einer dreijährigen Vorausbildung werden die Jugendlichen mit verschieden Berufsbildern vertraut gemacht.

2012 begannen die Bemühungen um ein ganz besonderes Ausbildungsprojekt: Ein ehemaliges Kinderdorfkind aus Peru sollte in Bad Driburg bei der Firma Goeken Backen die Möglichkeit bekommen, eine Ausbildung zum Bäcker zu absolvieren und später in Peru die Ausbildungsbäckerei leiten. Dieses Projekt - ebenfalls aus Spendengeldern finanziert - bedurfte einer langen Vorbereitung. Im Januar 2013 konnte der junge Mann seine Ausbildung antreten. "Das war ein Riesenaufwand, bis es so weit war. Ohne Sie wäre das nicht möglich gewesen", betonte Landrat Müller.

In Ghana wurde auf Zumdiecks Initiative hin eine kleine Berufsschule eingerichtet. 2007 erfolgte eine Erweiterung zur Senior-High-School mit Internat. Im Kinderdorf In Peru setzte sie den Leitgedanken der Inklusion um: In einem Pilotprojekt werden in Unternehmen junge Menschen des Kinderdorfes mit und ohne Behinderungen beschäftigt.

In der UNO-Deklaration heiße es zum Schutz des Kindes "Der Mensch schuldet dem Kind das Beste, was er zu geben hat", sagte Landrat Müller. "Und Sie haben genau das getan. Jeden einzelnen Tag."