
Paderborn. Deutschlands kürzester Fluss dürfte die Pader bleiben – trotz ihrer künftigen Umlegung und einer damit einhergehenden Verlängerung um einige Meter. Im nächsten Frühjahr beginnen die Vorarbeiten für das knapp 4,2 Millionen Euro teure Vorhaben „Umflut Padersee“, sagt Claudia Warnecke, Technische Beigeordnete der Stadt Paderborn. 80 Prozent der Kosten, rund 3,35 Millionen Euro, gibts dazu an Fördermitteln. Einen entsprechenden Bescheid hat die Stadt kürzlich erhalten.
Mit der Umflut, vorstellbar wie eine Art Bypass, soll die Pader wieder durchgängig gemacht werden für Tiere und Sedimente, sagt Projektleiter Axel Schröder vom Umweltamt. Der Padersee selbst ist biologisch nicht durchgängig. Zugleich werde die stellenweise drohende Verlandung des Sees gestoppt – denn der Fluss spült jede Menge Sedimente in das künstliche Gewässer am Westrand der Kernstadt. Frank Becker, der Leiter des Umweltamts, nannte den in den Jahren 1979 bis 1981 angelegten See vor einiger Zeit eine „Sedimentfalle“. In 100 Jahren sei der See, auf dessen Grund sich bisher schon 40.000 Kubikmeter Sediment abgelagert hätten, „komplett versandet“. Daher wird zukünftig der größte Teil der Wassermenge am See vorbeigeleitet. Einen ähnlichen Bypass gibt es – allerdings erheblich größer – seit gut zehn Jahren am Lippesee.
Das Projekt steht im Zusammenhang mit der Umsetzung der im Jahr 2000 beschlossenen EU-Wasserrahmenrichtlinie. Nach dieser Vorschrift sollen alle natürlichen Gewässer mindestens in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Bei künstlichen Gewässern – wie dem Padersee – werde ein „gutes ökologisches Entwicklungspotenzial“ angestrebt.
Vorgesehen ist dies bis spätestens 2018. Der vorläufige Zeitplan sieht das Ende der Paderumlegung bis März 2017 vor. Im Bereich zwischen Friedrichstraße und Padersee war die Pader bereits in den vergangenen Jahren – zumindest an Stellen, wo es möglich war – renaturiert worden. Die bisherigen Kosten für diese Renaturierung im Bereich Paderweisen und Paderauen sowie für die Planung Paderseeumgehung liegen bei etwa 400.000 Euro.
Durch die geplante Nordumfließung der Pader in Richtung Fürstenallee schrumpft die Fläche des Padersees um etwa sieben Prozent, sagt Schröder. Um diese Fläche wachse zugleich wiederum der vorhandene Naherholungsbereich am See. Ab Mitte Juni 2016 wird in dem entsprechenden nördlichen Abschnitt des Padersees südlich des Padercafés eine Menge Erdreich aufgeschüttet – hierdurch verläuft die Pader zukünftig. Im südlichen Teil dieser zusätzlichen Naherholungszone wird dabei ein neuer Weg angelegt. Beim Bau eines Dammes am neuen Seeufer wird dann wahrscheinlich eine Spundwand gesetzt, sagt Schröder. Die Details werden jedoch noch durch ein Geologiebüro aus Braunschweig überprüft. Während dieser Zeit wird die bisherige Runde um den Padersee vermutlich einige Zeit unterbrochen.
Der zweite große Abschnitt von der Brücke im südöstlichen Bereich des Padersees bis zum neu aufgeschütteten Bereich im Norden – hier wird sich der Fluss in einigen Mäandern schlängeln – folgt ab Mitte August 2016. Ist dieser fertig, fließt von der Pader nur noch bei Hochwasser ein Teil des Wassers in den Padersee. 4,2 Kubikmeter pro Sekunde ist der mittlere Abfluss der Pader. Bis etwa acht Kubikmeter bleibt alles im Fluss, erst dann wird Wasser durch den See abgeleitet. Bei Niedrigwasser im See in einem extrem trockenen Sommer kann der Zulauf über ein Rohr auch mechanisch geregelt werden, erläutert Schröder. Der Padersee werde jedoch vor allem durch Grundwasser gespeist. In Richtung der Wohnbebauung an der Fürstenallee wird zudem ein kleiner Wall errichtet.
Beide Teile dieses umfangreichen „Gewässerbaus“ müssen aus Naturschutzgründen Ende Februar 2017 abgeschlossen sein. „Bis dahin müssen wir fertig sein“, sagt Schröder.
Die Gesamtlänge der neuen Pader beträgt 870 Meter. Dabei wird sie mit 30 Metern samt Uferbereichen breiter, bei der Flusssohle sind es im Mittel 17 Meter. Um die Pader neu zu betten, wird der Stadtentwässerungsbetrieb (STEB) jedoch zunächst einen Schmutzwasserkanal im Bereich des künftigen Flusslaufs umlegen und einige Gehölze entfernen. Ende Februar 2016 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Zeitgleich werden die Verträge mit den Fachbüros geschlossen und die Gewässerrenaturierung vorbereitet.