
Paderborn. Sie ist schwarz und aus Vinyl, dreht sich wahlweise mit 33 oder 45 Umdrehungen pro Minute und hat ein Loch in der Mitte. Die Rede ist von einer Schallplatte, die zwar kein angesagter Tonträger ist, aber trotzdem unkaputtbar. Vielleicht lässt sich deshalb so gut mit ihr handeln, was die samstägliche Schallplattenbörse im Schützenhof belegte.
30 Aussteller und mehrere hundert Tausch- und Kaufwillige waren zum Schützenplatz gekommen, um ihrer anachronistischen Leidenschaft zu frönen. Die dreht sich um eine monochromfarbene Scheibe, deren Tonspur mit einer Nadel und einem Plattenspieler zum Klingen gebracht wird. Ein reichlich platz- und kostenaufwendiges Vergnügen im Vergleich zu modernen Musikspeichern wie Computer, Handy und MP3-Player.
Während die Jetztzeit viel Musik auf wenig Speicherraum offeriert, bot die Vergangenheit dem Konsumenten wenig Musik auf viel Raum - und ein haptisches Erlebnis. Bevor man die gewünschten Lieder hören konnte, musste die Schallplatte angefasst, aufgelegt und in Rotation versetzt werden. Ein physischer Bezug wurde hergestellt, der bei der Nutzung einer Datei entfällt. "Auch deshalb bevorzugen viele Musikfans die Handhabung einer Schallplatte", bestätigt der Veranstalter der Plattenbörse, Ulrich Lauber. Selbst wenn die Platte keinen einwandfreien Klang besitzt, ist das kein Problem, denn "mit dem Knacken sind viele Erinnerungen verbunden", weiß Lauber, der dabei an "Feten im Partykeller, die erste Liebe und überstandene Umzüge" denkt. "Das wiegt alles andere auf", sagt der 63-jährige Düsseldorfer, der sich ebenso wie die übrigen Schallplattenfans "in der Minderheit" sieht, machen Plattennutzer doch "nur ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus". Zumeist sind dies Menschen jenseits der 50, die mit der Nutzung von Schallplatten groß geworden sind. Wie Wolfgang Lierkes, der eigens aus Hannover angereist ist, "um die heimische Beatles-Sammlung zu vervollständigen". Dabei hilft ihm unter anderem Paul Catania, der Langspielplatten und Singles zum Kauf anbietet. "Oldies aus den 60ern, Schlager aus den 70ern sowie Rock und Beat" hat der Delbrücker im Angebot, offeriert "spezielle Sachen für spezielle Leute".
Beim Kauf achten die Kunden besonders "auf die Qualität der Platte und der Hülle" gibt der 51-Jährige zu Protokoll und ist im Bedarfsfall bereit, den aufgerufenen Preis nach unten zu korrigieren. "Handeln gehört dazu", so der passionierte Rock & Roll-Fan, der um den Wertanlagecharakter manch seltener Scheibe weiß. "Krautrock- und Jazz-Platten werden momentan am teuersten gehandelt", berichtet Catania, wobei der "nostalgische Gedanke" im Vordergrund steht.