Kreis Paderborn/Höxter

Züge nach Paderborn stehen still

Unbekannte zerschneiden Kabel am Haltepunkt Wehrden im Kreis Höxter / Erboste Fahrgäste

Der Servicetechniker der DB-Kommunikation, Volker Gerdes, zeigt die reparierte Muffe des Lichtwellenleiterkabels. Bis in den Nachmittag hinein fuhren am Haltepunkt Wehrden sowie zwischen Höxter und Paderborn keine Züge. | © FOTO: DAVID SCHELLENBERG

25.07.2014 | 25.07.2014, 05:00

Kreis Paderborn/Höxter. Verzweifelte Pendler, erboste Feriengäste: Massive Zugausfälle im Kreis Höxter sorgten gestern bis in den späten Nachmittag auch für erhebliche Probleme bei Reisenden, die die Nordwestbahn von Paderborn nach Höxter und umgekehrt nutzen wollten. Schuld sind Unbekannte, die in der Nacht ein wichtiges Kabel am Bahnhof Wehrden durchtrennt hatten.

Wie die Bundespolizei berichtet, fiel gegen 4.50 Uhr am Donnerstagmorgen ein Teil des Stellwerks Göttingen aus. Um diese Zeit müssen die Unbekannten das sogenannte Lichtwellenleiterkabel (LWL) durchgeschnitten haben. "Durch dieses Kabel läuft die gesamte Stellwerk-Kommunikation", erklärt Volker Gerdes, Service-Techniker der DB-Kommunikation, im Gespräch mit der NW. Er vermutet – wie es häufiger geschieht – einen versuchten Kabeldiebstahl. "Die Diebe schneiden das Kabel durch, weil sie hoffen, Kupfer zu finden, und erkennen erst dann, dass es für sie wertlos ist."

Wegen des Schadens konnten die Züge der Nordwestbahn auf den Strecken RB 84 "Egge-Bahn" von Paderborn über Ottbergen nach Kreiensen und die RB 85 "Oberweserbahn" von Ottbergen nach Göttingen nicht mehr fahren. Ein Busnotverkehr zwischen Altenbeken und Kreiensen wurde ebenso eingerichtet wie für die Strecke von Ottbergen nach Bodenfelde – jedoch fuhren die Ersatzbusse nur unregelmäßig.

Das verärgerte zahllose Fahrgäste an den Haltepunkten und Bahnhöfen. In Höxter versuchte Susanne Günnewich von der privaten Bahn-Agentur die aufgebrachten und verzweifelten Fahrgäste zu beruhigen. "Heute waren schon Nerven wie Drahtseile notwendig", sagt sie. Den einen erklärte sie, wie das Fahrgastrechte-Formular für Regressansprüche auszufüllen ist, den nächsten bescheinigte sie den Zugausfall für deren Arbeitsstelle. Wieder andere versuchte sie mit dem Bus nach Steinheim zu schicken, wo noch Züge nach Paderborn und Hannover fuhren. Auch eine Gruppe Radreisende aus Holzwickede war in Höxter gestrandet. Ihr blieb der Rückweg über Steinheim versperrt – weil Busse nicht so viele Fahrräder mitnehmen können.

"Wenn man weiß, dass es sich um mutwilligen Kabelklau handelt, ärgert einen das umso mehr", sagt Reinhard Bünseler und ergänzt: "Solche Leute müssen hart bestraft werden, wenn sie erwischt werden." Ähnlich sieht das eine junge Frau aus Höxter, die nicht nach Brakel fahren konnte. "Wenn ich den erwischen würde. . .", schimpft sie in ihrer Wut. Ihren Termin musste sie kurzfristig absagen. So wie ihnen ging es den Fahrgästen zwischen Höxter und Bad Driburg seit dem frühen Morgen.

Auch die Techniker waren seit den Morgenstunden im Einsatz, um den Schaden zu beheben. "Die erste Schwierigkeit war, die genaue Stelle zu finden, wo das Kabel kaputt ist", erklärt Service-Techniker Gerdes. Mit einem Messgerät konnte er vom Stellwerk Ottbergen aus die Stelle auf den Haltepunkt Wehrden eingrenzen. Das Problem: Das Kabel verläuft komplett in Erdschächten – allein diese zu öffnen, hätte viel Zeit gebraucht. Aber eine Mitarbeiterin entdeckte Fußspuren entlang des Schachtes im Bahnhof und damit die Schadstelle. Die ebenfalls alarmierte Bundespolizei fand am Bahnhof zudem zur Abholung bereit gelegte Fernmeldekabel. "Diese waren aber nicht Ursache für die vorliegende Störung", so der Pressesprecher der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, Wolfgang Amberge.

Mit einem Spleißgerät konnten Volker Gerdes und seine Kollegen das Lichtwellenleiter-Kabel vorläufig reparieren. "Es muss aber in nächster Zeit komplett ausgetaucht werden", sagt Gerdes. Die Arbeiten würden aber entweder nachts durchgeführt oder so, dass es kaum Störungen des Zugbetriebes gibt. Die Schadenshöhe – allein wegen des zerschnittenen Kabels – beläuft sich nach bisherigen Schätzungen auf einen fünfstelligen Eurobetrag, teilte die Bundespolizei mit. Den Schaden für die Zugausfälle konnte der Sprecher der Nordwestbahn, Maik Seete, auf NW-Anfrage noch nicht beziffern. Denn dieser errechnet sich nicht aus den nicht verkauften Tickets und den Regress-Ansprüchen, sondern aus den nicht erbrachten Zugleistungen.

Erst um 15.37 Uhr fuhr in Höxter – außerplanmäßig – wieder der erste Zug in Richtung Paderborn. Für die Radfahrer aus Holzwickede war das ein Glücksfall – denn sie hätten sonst mit Muskelkraft noch einige Kilometer bis Steinheim radeln müssen.