Paderborn

Gute Geschäfte mit den Netzen

Westfalen Weser Energie überweist fast 50 Millionen Euro an die Kommunen in der Region

03.07.2014 | 03.07.2014, 12:31
Andreas Speith (Geschäftsführung Westfalen Weser Netz AG, v. l.), Michael Heidkamp (Geschäftsführer Westfalen Weser Energie) und Thomas Windiks (Geschäftsführer Energieservice Westfalen Weser) sehen optimistisch in die Zukunft. - © FOTO: HANS-HERMANN IGGES
Andreas Speith (Geschäftsführung Westfalen Weser Netz AG, v. l.), Michael Heidkamp (Geschäftsführer Westfalen Weser Energie) und Thomas Windiks (Geschäftsführer Energieservice Westfalen Weser) sehen optimistisch in die Zukunft. | © FOTO: HANS-HERMANN IGGES

Paderborn. Mit diesem Einstand dürften die neuen Besitzer zufrieden sein: Westfalen Weser Energie überweist nach dem ersten Geschäftsjahr knapp 50 Millionen Euro auf die Konten der 48 Kommunen und Kreise zwischen Bückeburg und Büren, die im vergangenen Jahr das regionale Strom- und Gasnetz vom damaligen Großaktionär Eon in vollständige Eigenregie übernommen haben.

22,3 Prozent davon, also knapp 11 Millionen Euro, fließen Richtung Stadt Paderborn. Insgesamt erzielte die Holding als Muttergesellschaft von Westfalen Weser Netz AG und Energieservice Westfalen Weser GmbH nach Angaben ihres Geschäftsführers Michael Heidkamp gestern vor Medienvertretern einen "erklecklichen" Jahresüberschuss in Höhe von 55,7 Millionen Euro. Zum größten Teil handele es sich jedoch um einmalige Erträge aus der Rückgabe von Anteilen am Stromvertrieb an Eon – ein Geschäft, in das man auch in Zukunft nicht einsteigen wolle, wie Heidkamp bekräftigte.

Stattdessen erwartet man neben den Gewinnen aus den Strom- und Gasnetzen ab jetzt auch Gewinne aus den indirekten Folgen der Energiewende: Die Tochter Energieservice Westfalen Weser schrieb nämlich erstmals wieder leicht positive Zahlen und erzielte 130.000 Euro Überschuss. Geschäftsführer Thomas Windiks plant nicht nur jährliche Investitionen von bis zu fünf Millionen Euro in den Ausbau und die Vermarktung eigener Energieerzeugung durch Anlagen für Kraft-Wärme.Kopplung (aktuell 163, Ende des Jahres 180). Gleichzeitig steuert man bereits jetzt durch eine Leitstelle im eigenen 200 Megawatt-Gaskraftwerk in Kirchlengern bundesweit rund 500 Megawatt aus dezentralen Kraftwerken auch größerer Stadtwerke.

Diese können von Kirchlengern aus herunter gefahren werden, wenn entsprechende Mengen an regenerativer Energie ins Netz fließen. Dafür hat Windiks sich für die Energieservice Westfalen Weser den Namen "Systemkraftwerk" patentrechtlich schützen lassen. Windiks: "Als Dienstleister können wir so mit dem Abschalten von Kraftwerken Geld verdienen. Das ist ein stark wachsender Markt. Und mit unserer Technik gehören wir jetzt schon bundesweit zu den zehn größten Anbietern."

Besonders sinnvoll im Sinne der von der Bundesregierung propagierten Energiewende wird das Abschalten von Blockheizkraftwerken jedoch erst, wenn neben jedem Gaskessel, der zum Beispiel ein Hallenbad beheizt, ein Stromkessel installiert wird: Der soll dann den zu Spitzenzeiten zu viel produzierten Sonnen- oder Windstrom verbrauchen. Thomas Windiks: "Der erste E-Kessel wird als 1,5 Megawatt-Prototyp noch in diesem Jahr in Bad Oeynhausen eingebaut; die anderen Blockheizkraftwerke kommen im nächsten Jahr dran."

Den Löwenanteil des Geschäftes macht Westfalen Weser Energie jedoch nach wie vor mit dem Netz, dem seitens der Bundesnetzagentur zuletzt wieder hundertprozentige Effizienz bescheinigt wurde. "Mit einem durchschnittlichen Ausfall von nur acht Minuten im Jahr sind wir deutlich besser als der Markt, in dem der Durchschnitt bei 14 Minuten Ausfall liegt", betonte Andreas Speith, Mitglied der Geschäftsführung. Die Investitionen in Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro könnten ohne Kredite gestemmt werden. Dabei handele es sich vor allem um Technik, die den Energiefluss aus den derzeit 28.000 nach dem Erneuerbare Energien Gesetzt produzierenden Anlagen im Verbreitungsgebiet ins Stromnetz regele. "Jährlich kommen 10 Prozent dazu; hier wollen wir weiterhin Motivator und Motor sein", sagte Speith.

Zahl der Mitarbeiter hängt von Konzessionen ab

Westfalen Weser Energie (WWE) hat 962 Mitarbeiter, davon über 250 in Paderborn. Die Zahl solle in den nächsten Jahren nicht mehr abnehmen, so Geschäftsführer Michael Heidkamp. Das setze voraus, dass die Zahl der Konzessionäre stabil bleibe und die Bundesnetzagentur weiter alle eigenen Kosten für die Berechnung des Durchleitungstarifs anerkenne.

Derzeit beziehen 108 Kommunen Strom über das Netz von WWE. 29 Verträge wurden im letzten Jahr verlängert, sieben gekündigt. "Dabei handelt es sich ausschließlich um Gemeinden in Lippe, deren Kündigungsbeschluss noch aus der Eon-Zeit kommt", so Heidkamp. Er sei zuversichtlich, dass die Kündigungswelle überstanden sei.

Vor der Fusion hatten die Elektrizitätsversorger in Paderborn, Herford und Hameln zusammen noch über 2.000 Mitarbeiter. (ig)