Paderborn

Friede, Freude, Hausverwaltung

Warum genervte Wohnungsbesitzer mit ihrem Dienstleister im Streit liegen

23.01.2014 | 23.01.2014, 11:13
Charlotte Langer (v. l.), Nobert Schulz, Ilona Langer, Risto Urumov, Asta Willert, Wolfgang Rehn und Elvira Geptin vor dem Haus in der Hohoffstraße 14. Vor ihnen liegt der verkokelte Müllbehälter. - © FOTO: HANS-HERMANN IGGES
Charlotte Langer (v. l.), Nobert Schulz, Ilona Langer, Risto Urumov, Asta Willert, Wolfgang Rehn und Elvira Geptin vor dem Haus in der Hohoffstraße 14. Vor ihnen liegt der verkokelte Müllbehälter. | © FOTO: HANS-HERMANN IGGES

Paderborn. Den Parkplatz zieren Autowracks. Hinter einer abgemeldeten Karosse liegt ein verkokelter Plastikbehälter für Altpapier. Vor einem durchhängenden Jägerzaun stapeln sich Waschbetonplatten. Wahrlich – die Nachbarn an der Hohoffstraße 14 ganz im Westen der Kernstadt, in Sichtweite von Wincor-Nixdorf, haben nicht viel Freude, wenn sie vor die Tür treten.

Dabei sind viele sogar die Besitzer ihrer Wohnungen – und dennoch fühlen sie sich machtlos gegenüber einer Hausverwaltung, die zwar von ihnen bezahlt wird, aber nicht für sie da zu sein scheint. "An die kommt man schon seit Jahren gar nicht mehr heran. Man bekommt direkt mit dem Anwalt zu tun", klagt Wolfgang Rehn. Der letzte Hausmeister, der sich mit den Bewohnern noch gut verstanden habe, sei denn auch nach ein paar Monaten gekündigt worden, erzählt er und vermutet: "Wahrscheinlich genau deswegen, weil er sich mit uns verstand".

Das siebenstöckige Gebäude, 1968 errichtet, besteht aus 32 Wohneinheiten. Diese sind im Besitz von 21 Eigentümern. Ihre Interessen werden formell von einem dreiköpfigen Beirat vertreten. Der habe sich inzwischen auf die Seite des Hausverwalters gestellt und bilde, weil im Besitz von etlichen Wohnungen, selbst ein mächtiges Stimmkontingent bei Versammlungen. Die letzte ordentliche Versammlung sei lange her, habe 2009 stattgefunden.

Als sich über Jahre nichts rührte, übernahm Norbert Schulz, seit 2010 Besitzer von zwei Wohnungen, die Initiative für die anderen, meist schon um die 70 Jahre alten Eigentümer. Man lud zu einer außerordentlichen Eigentümerversammlung. Dabei wurde die Hausverwaltung abgewählt, eine neue stand bereit. Weil die Versammlung jedoch von den Eigentümern selbst einberufen worden war, erklärte die Hausverwaltung sie danach für ungültig. Den Bewohnern gelang es nicht, sich durchzusetzen.

Richtig platzte den Eigentümern aber der Kragen, als sie merkten, dass die regelmäßig im Haus aufgetretenen Wasserschäden vom Verwalter offenbar nicht als Versicherungsfälle abgerechnet worden waren, sondern aus der Umlage bezahlt wurden. Norbert Schulz "Als neue Balkone angebaut werden sollten, fehlte das Geld, worauf die Hausverwaltung einen Kredit über 60.000 Euro auf unsere Kosten aufnahm." Das alles kam den Nachbarn sehr komisch vor – sie erstatteten Strafanzeige wegen Betrugs und Vorteilsnahme. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft seit zwei Jahren, ein Wirtschaftsprüfer ist eingeschaltet. Er soll laut Staatsanwaltschaft die Buchhaltung unter die Lupe nehmen – das Gutachten lässt seit Monaten auf sich warten.

Die Rechtmäßigkeit des Abwahlverfahrens landete vor dem Zivilrichter: Der wollte kürzlich entscheiden, verschob dann aber laut Schulz, weil er erst abwarten wolle, wie das Strafverfahren ausgeht. Norbert Schulz schüttelt den Kopf: Dabei habe man die beiden Verfahren bewusst voneinander trennen wollen. "Wir wären ja gar nicht vor Gericht gezogen, wenn der immerhin von uns beauftragte Hausverwalter sich vernünftig mit uns unterhalten hätte", so Schulz.

Doch seit der Anzeige ist das Klima erst recht eisig. Eigentümer Wolfgang Rehn: "Ich hatte im Herbst ein Partyzelt im Hof aufgebaut, da kam ein Schreiben vom Anwalt des Hausverwalters mit absurden Vorwürfen, kurze Zeit später dann eine Anwaltsrechnung über 272 Euro. Der habe ich natürlich sofort widersprochen." Andere Eigentümer berichten von anderem Ärger. Bewohner hätten bei ihnen bereits die Miete gekürzt, weil Mängel nicht behoben würden – weil die Hausverwaltung nicht reagiere.

Sofort mit juristischen Folgen drohte der Hausverwalter, als er gestern von der NW um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten wurde, sollte über ihn etwas in der Zeitung stehen. Bei den Eigentümern handele es sich nur um eine Minderheit. Zu den Vorwürfen wolle er sich nicht äußern, sie würden rechtlich geklärt.