Paderborn

Professoren-Prozess platzt

Staatsanwaltschaft verlangt von Benno Fuchssteiner 50.000 Euro

17.01.2014 | 17.01.2014, 07:53

Paderborn. Nach mehr als acht Monaten fand der Prozess gegen Mathematikprofessor Benno Fuchssteiner sein Ende – allerdings nicht mit einem Urteil. Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn unterbrach den Prozess "auf unbestimmte Zeit", wie der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus gestern mitteilte. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft eine Einstellung des Verfahrens ohne Geldauflage strikt abgelehnt.

Dass sich der Professor keiner Pflichtverletzung schuldig gemacht und der Universität keinen Schaden zugefügt habe, das hatte Richter Emminghaus schon vor Weihnachten ausdrücklich betont (die NW berichtete). An der Hochschule sei es "gängige Praxis gewesen", dass nicht verwendete Fördergelder bei den Forschern verblieben, die sie eingeworben hatten, fasste er die Aussagen zahlreicher Zeugen zusammen.

Doch so eindeutig mochten sich die Richter zu dem zweiten Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass Benno Fuchssteiner Leistungen nicht korrekt erbracht und folglich falsch abgerechnet hat, nicht äußern. Um das beurteilen zu können, müsse erst ein Gutachten erstellt werden, befand die 1. Große Strafkammer.

Ihre Anregung, das Verfahren einzustellen, da sich die Anfertigung einer Expertise als langwierig herausstellen und dann möglicherweise auch ein nur geringes Verschulden des Mathematikers nachgewiesen werden könne, stieß bei den Beteiligten zwar auf offene Ohren. "Dieser Vorschlag wurde akzeptiert, aber es bestand keine Einigkeit darüber, wer die Kosten übernehmen soll", erklärte Emminghaus.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld bestand nämlich darauf, das Verfahren gegen den Professor nur gegen eine Geldauflage einzustellen. 50.000 Euro sollte der 72-Jährige zahlen, damit der Fall endgültig zu den Akten gelegt würde. Man habe den Steuerzahler nicht mit den Kosten für das Verfahren allein lassen wollen, erklärte Oberstaatsanwalt Heinrich Rempe.

Ihm und Wirtschaftsreferent Rudolf Repohl war gestern die Enttäuschung anzusehen. Schließlich hatte die Schwerpunktabteilung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bielefeld die Ermittlungen mit großem Zeit- und Arbeitsaufwand geführt. Die Strafverfolger vermuteten nämlich, dass der Professor mit seinem eigenwilligen Finanzgebaren letztlich die von ihm eigens zur Projektabwicklung gegründete Firma SciFace stützte. Jenes Unternehmen also, das der Emeritus 2008 verkauft hat – für einen stattlichen Betrag, wie es heißt.