
Paderborn. Heimwerker haben derzeit in Paderborn nicht gerade die Qual der Wahl: Wer ein spezielles Projekt verfolgt, hat nur noch in zwei von vor Jahresfrist mal fünf stolzen Ablegern der großen Baumarkt-Ketten die Auswahl aus einem Vollsortiment. Die Insolvenzen von Praktiker und in der Folge auch von Max Bahr reißen Lücken - mit sichtbaren Folgen.
Während die Max-Bahr-Märkte am Frankfurter Weg und an der Senefelder Straße mit Schnäppchenpreisen ihre Lager räumen, ist man in Elsen schon weiter. Dort wird der ehemalige Praktikermarkt in diesen Tagen nach dem Abverkauf nun komplett ausgeräumt. Bis Ende Januar müsse aus dem Gebäude "alles raus, was nicht zum Gebäude gehört", sagt Dirk Kleinekathöfer, der bei dem Verler Unternehmen Niebuhr für den Verkauf der Inneneinrichtung zuständig ist. Was mit dem Gebäude dann geschieht, darüber gibt es noch keine Informationen. Es gehört einer Immobilien-Holding in Luxemburg.
Dirk Kleinekathöfer und sein Arbeitgeber sind in Sachen Messebau und Verkaufsabwicklung erfahren, haben in der Vergangenheit das Innenleben von 70 Filialen der Drogeriekette Schlecker abgewickelt. Jetzt verkauft er leere Regale, Infotresen und Einkaufswagen von sechs ehemaligen Praktiker-Märkten, die er wiederum von dem Insolvenzverwalter übernommen hat.
In Minden blieb vor Weihnachten nur die leere Halle zurück. Die über 5.000 Quadratmeter in Elsen waren bis Freitagabend Handelsplatz und sollen bis Monatsende komplett ausgeräumt werden. Kleinekathöfer: "Überraschungen haben wir dabei bislang nicht erlebt. Auch alle Kassen waren leer." Was nicht gegen Bargeld vor Ort veräußert werde, lande entweder auf dem Schrottplatz oder werde neu verzinkt und dann für den eigenen Betrieb wiederverwendet oder vermietet.
Unterwegs waren auf dem ehemaligen Praktiker-Gelände in Elsen auch die Brüder Alexander und Benedikt Vieth aus Delbrück-Bentfeld, die für ihren Gartenbaubetrieb schwere Metallregale kauften - und sie zunächst mit Hilfe einer Flex funkensprühend aus der Bodenverankerung lösen mussten. Gitterboxen und Ablageflächen luden Lukas Glahe und Steffen Kröger auf ihren beigefarbenen Lastwagen: Sie arbeiten ehrenamtlich für den Katastrophenschutz des Roten Kreuzes in Delbrück. In den früheren Baumarktkisten lagern in Zukunft Zelte und Decken für den Ernstfall.
Bei Max Bahr am Frankfurter Weg leeren sich die Regale inzwischen deutlich; das Gartencenter ist bereits geschlossen. Dort peilt man den 25. Januar als letzten Verkaufstag an. Sandra Walter, stellvertretende Leiter des Max-Bahr-Baumarktes: "Wir wissen immer noch nicht, wie und ob es überhaupt weitergeht." Hinter den Kulissen wird wahrscheinlich kräftig gepokert, so steht zu vermuten. Denn: "Das ist hier eigentlich der ideale Baumarkt, mit Gartencenter und allem drum und dran", sagt Sandra Walter. Kundschafter sämtlicher großer Baumarkt-Ketten seien schon prüfend durch die Hallen gezogen - bisher jedoch ohne eine gute Nachricht für die 50-köpfige Belegschaft zu produzieren. Der Eigentümer der Immobilie, die Hamburger Kapitalanlagegesellschaft Paribus, führt die Verhandlungen, der Lohn kommt vom Insolvenzverwalter. "Wir nehmen an, dass jetzt Anfang Januar weiter verhandelt wird", sagt Sandra Walter und fügt hinzu: "Unsere Hoffnung auf gute Nachrichten schon zu Weihnachten war leider vergeblich."
Abverkauf bis Ende Februar
Am besten gefüllt sind derzeit noch die Regale im Max- Bahr-Baumarkt an der Senefelder Straße. Dort ist die Schließung erst zum 25. Februar vorgesehen. Marktleiter Guido Lange: "Etwa ein Drittel der Ware ist inzwischen abverkauft."
Von Beginn an – der Markt wurde 1982 eröffnet – war Guido Lange Marktleiter, hat das Geschäft an der Senefelder Straße mit aufgebaut. "Das Ende kommen zu sehen, das ist schon bitter", sagt der 62-Jährige. Zumal der Baumarkt immer schon unter der Flagge von Max Bahr segelte und anfangs auch nichts mit der Insolvenz der Praktiker-Märkte zu tun hatte.
Erst zwei der 22 Einzelhandelskaufleute, die alle ihre Kündigung erhalten haben, fanden bisher einen neuen Job. "Die Erfahrungen, die meine Mitarbeiter jetzt bei der Jobsuche machen, sind sehr schlecht", sagt Guido Lange. Tariflöhne wie bei Max Bahr gewohnt, würden gar nicht erst angeboten, Berufserfahrung nicht angerechnet.
Was aus dem Gebäude genau wird, steht derzeit noch in den Sternen. Die Immobilie gehört zum Imperium der Royal Bank of Scotland, der in Paderborn zum Beispiel auch die Libori-Galerie gehört.