Dieser Mann wurde einst abgeschoben, nun ist er Schützenkönig in Husen

Lichtenau-Husen. Mergim Hiseni hat sich einen Traum erfüllt, der nicht in der Tradition seiner Familie verwurzelt ist. Der 31-Jährige ist der neue Schützenkönig in Husen. &bdquo;Ich habe seit ungefähr sieben Jahren meinen Freunden immer wieder gesagt, macht euch bereit. Das Jubiläum meines Schwiegervaters 2018 in Atteln hat mich damals begeistert, so dass ich Lust bekommen habe, diese Ehre einmal zu erleben. Dieses Jahr hatte ich einfach das Gefühl, jetzt passt es. Ich wollte Husen etwas zurückgeben“, sagt Hiseni, der am Schützenfestmontag den Vogel abschoss. Zudem wurde er noch Apfelprinz. Der in Husen geborene Hiseni ist im Jahr 2000 sechs Jahre alt, als seine vor dem Krieg im Kosovo geflohene Familie nach Kriegsende wieder dorthin abgeschoben wird. &bdquo;Es hat damals von Tag eins an in Husen Demos für unser Bleiben gegeben. Die Menschen in Husen und Atteln haben zu uns gestanden und alles versucht - aber wir mussten zurück. Das war eine harte Zeit. Im Kosovo wohnten wir in einem Haus, das nur durch eine Straße vom ehemaligen Kriegsgebiet getrennt war. All meine Freunde waren hier in Husen und ich wollte einfach nur zurück“, erinnert sich der leidenschaftliche Fußballspieler, der in der zweiten Mannschaft des USC Altenautal als Innenverteidiger spielt. Auch für Holtheim hat er kurz die Fußballschuhe angezogen. Dort ist er immer noch im Verein. Das Vereinsleben ist dem gelernten Einzelhandelskaufmann wichtig Das Vereinsleben ist dem gelernten Einzelhandelskaufmann, der in Bielefeld Filialleiter eines Rewe-Marktes ist, wichtig. Und auch hier sticht seine Vorliebe für das Schützenwesen hervor. &bdquo;Ich bin auch im Schützenverein Atteln und Holtheim. In Husen zudem noch im Angelverein. Das gehört für mich zum Dorfleben dazu. In Husen habe ich mich immer wohlgefühlt. Meine Familie ist hier mit offenen Armen empfangen worden“, sagt Hiseni. Aus dem Archiv: Schützenkönigin: Sie schoss als erste Frau im Kreis Paderborn den Vogel ab Dass das so ist, liege an der Offenheit der Husener und seiner Familie, die schnell versucht hat im Dorf Anschluss zu finden, obwohl der Vater in den ersten sieben Jahren in Deutschland keine Arbeitserlaubnis erhielt und beide Eltern zunächst kein Deutsch sprachen. &bdquo;Meine Eltern haben aber durch mich und meine sechs Geschwister gelernt. Mein Vater hat schnell kleinere Gelegenheitsarbeiten übernommen. Er hat zum Beispiel die alte Schule, in der das Asylheim untergebracht war, in Ordnung gehalten“, berichtet Hiseni. Er und seine Familie sind Muslime. Die Eltern akzeptieren, dass ihr Sohn &bdquo;aus der Reihe tanzt“, wie der Schützenkönig selber sagt. &bdquo;Als wir am Schützenfestmontag nach Hause gespielt wurden, stand meine Familie vor der Tür und mein Vater hat sich so gefreut, als habe er den Vogel runtergeschossen“, sagt Hiseni, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin Linda Fries aus Atteln und insgesamt acht Paaren den Hofstaat bildet. Neben Angehörigen aus beiden Familien sind es Hisenis Stammtischfreunde, die das Paar durch das Jahr begleiten werden. Im Interview: Hövelhofs König Frank Bröckling: &bdquo;Ich fühle mich als schwuler Schütze wohl“ Der Jubel der Husener rührt ihn zu Tränen &bdquo;Ich bin ein Teil von Husen. Als wir damals nach zweieinhalb Jahren einen Asylantrag stellen konnten und wieder nach Husen durften, weiß ich noch, dass ich zuerst zum Sportplatz ging, um zu gucken, ob jemand da ist. Als dort niemand war, bin ich weiter zum Spielplatz und habe einfach eine Weile auf der Schaukel gesessen. Und auf einmal habe ich die Stimme meines Freundes gehört, als sei ich nie weggewesen“, erinnert er sich noch genau. Schützenfeste 2025 im Kreis Paderborn: Hier gibt es alle Termine der Saison &bdquo;Ich weiß, dass es sein größter Traum war, und darum unterstütze ich ihn voll dabei, auch wenn ich selbst nicht gern im Mittelpunkt stehe“, sagt seine Lebensgefährtin. &bdquo;Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass er es dieses Jahr wahr macht. Aber er hat es so oft angekündigt, da wurde es einfach Zeit“, fügt Linda Fries, die nicht nur frischgebackene Königin, sondern auch Mutter ist, hinzu. Sie sind seit 15 Jahren zusammen und wurden vor neun Monaten zum ersten Mal Eltern eines Sohnes. &bdquo;Wir freuen uns auf ein tolles und besonderes Jahr zusammen mit unserem Hofstaat und allen Husenern“, stellt Hiseni fest, den der Jubel der Husener nach dem Königsschuss zu Tränen rührte.

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