Überfall auf Tankstelle in Hövelhof: Paderborner Gericht verurteilt Angeklagten

Hövelhof. Es war eine kleinere Serie von Überfällen, die die Staatsanwaltschaft Paderborn Florian H. (alle Namen geändert) zur Last gelegt hat. Gleich drei Mal soll er 2020 in seinem damaligen Heimatort Hövelhof als Räuber unterwegs gewesen sein, der stets auf die ein oder andere Weise eine Tankstelle ins Visier nahm. Mal wurde eine Tanke direkt überfallen, mal ein Betreiber oder ein Angestellter, wenn dieser die Tageseinnahmen am Automaten der Volksbank einzahlen wollte. In einem Fall blieb es beim Versuch, in den anderen Fällen machten die beiden maskierten Täter 10.000 beziehungsweise 2.500 Euro Beute. Der 22-Jährige geriet ins Visier der Fahnder, als er im Dezember 2020 selbst Opfer einer brutalen Entführung wurde. Er hatte sich nämlich mit den falschen Leuten eingelassen. Zwar konnte ihn die Polizei schwer verletzt in Bielefeld befreien, aber sie bekam so Zugriff auf sein Mobiltelefon - und der Verdacht kam auf, dass Florian H. in wechselnder Begleitung als Täter für die drei Überfälle infrage kommen könnte. Lesen Sie auch: Hövelhofer Tankwart schlägt Räuber mit Staubsauger in die Flucht Viereinhalb Jahre, angefüllt mit umfangreichen Telefonauswertungen und ebensolchen Ermittlungen, und vier Prozesstage später wird der Hövelhofer tatsächlich von der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn für eine der Taten verurteilt - und zwar für den gescheiterten Überfall auf die Westfalen-Tankstelle. Räuber werden mit Staubsauger in die Flucht geschlagen Wie berichtet, hat sich Florian H. am dritten Verhandlungstag doch noch zu einem Geständnis durchgerungen und zugegeben, dass er einer der beiden vermummten Täter war, die am 9. Januar 2020 am späten Abend mit einer Spielzeugpistole auftauchten, sich aber von dem couragierten Mitarbeiter mithilfe eines Staubsaugers in Flucht schlagen ließen - während sein Kumpel Nils C. als falscher Zeuge im Verkaufsraum weilte, um die Polizei durch entsprechende Beschreibungen in die Irre zu leiten. Lesen Sie auch: Tankstellenraub vor Gericht: Junger Angeklagter aus Hövelhof ringt sich zum Geständnis durch Weil Nils C. diesen Bericht bestätigt hat, kommen die Richter für diese Tat zu einem Urteil. Sechs Monate Freiheitsstrafe, von denen acht Wochen als verbüßt gelten, verhängen sie gegen Florian H. - mit Blick auf die lange Verfahrensdauer, aber auch auf die Strafe, die der 22-Jährige ohnehin antreten muss, wurde er doch im März wegen eines ähnlichen Überfalls zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Nils C., der in den vergangenen vier Jahren nicht mehr negativ aufgefallen ist, ist nach Ansicht des Gerichts der Beihilfe schuldig und muss eine Geldbuße in Höhe von 500 Euro zahlen. Auf diesen Angeklagten, der mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr ist, müsse man nicht mehr &bdquo;erzieherisch einwirken“, hat sein Verteidiger Matthias Cramer zuvor ausgeführt und von den Ängsten erzählt, die seinen Mandanten nach Aufkommen des Verdachts verfolgt und belastet hätten. Es gibt 1.000 Indizien, aber keine sicheren Beweise Die weiteren Taten mag Staatsanwältin Tina Dahnke keinem der Angeklagten zur Last legen. Es könnten keine Tatnachweise geführt werden, sagt sie und erinnert an Spekulationen und falsche Schlussfolgerungen, die Zeugen selbst noch vor Gericht geäußert haben. &bdquo;1.000 Indizien, aber keine sicheren Beweise“, sagt sie und regt entsprechende Freisprüche an. Eine Einschätzung, die Verteidigerin Stephanie Risse gern aufnimmt. Dass ihr Mandant Nino D. als möglicher Mittäter in den Fokus geriet, sei auf &bdquo;Hobbydetektive“ und &bdquo;Hövelhofer Teestubengerede“ zurückzuführen, bilanziert sie. Tatsächlich sprechen die Richter Nino D. frei. Im Fall von Bert I. finden sie schließlich zu einem Schuldspruch - aber nicht etwa, weil sie ihn für schuldig halten, bei zwei Raubüberfällen den Fluchtwagen gesteuert zu haben. Dafür gebe es keinen Tatnachweis. Allerdings habe die Überwachungskamera einer Tankstelle am 15. September 2020 erfasst, wie der 33-Jährige mit dem Auto seiner Frau fuhr - ohne in Besitz eines Führerscheins zu sein. Dafür muss er eine Geldbuße in Höhe von 30 Tagessätzen zu je 70 Euro zahlen.

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