Vogelsterben im Kreis Paderborn: Ansteckende Krankheit tötet zahlreiche Meisen

Kreis Paderborn. Ihr Herz hat sie schon als Kind an die Natur und vor allem an Wildtiere verloren. Jetzt blutet Elke Kochs Herz, denn sie ist einer Infektionswelle auf der Spur, die in ihrem Garten zuletzt Blaumeisen und andere Vögel dahingerafft hat. Sie befürchtet bevorstehende Infekte im gesamten Kreis Paderborn und auch darüber hinaus. Erst hatte die Vogelkennerin nur einen Verdacht, aber die Obduktion einer Blaumeise beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt OWL in Detmold brachte Gewissheit: Das Meisensterben in Kochs Garten in Hövelhof-Staumühle ist auf das Bakterium &bdquo;Suttonella ornithocola“ zurückzuführen. Dieses ist offenbar unter den Tieren hoch ansteckend. &bdquo;Vögel, die sich infizieren, sind nach drei bis vier Tagen tot“, sagt Koch, die vor einem Jahr aus Bad Lippspringe nach Staumühle gezogen ist. Für Menschen besteht nach aktuellen Erkenntnissen keine direkte Gefahr. Das Veterinäramt des Kreises Paderborn teilt auf &bdquo;NW“-Anfrage mit: &bdquo;Bei dem in den Meisen nachgewiesenen Erreger handelt es sich nicht um eine Tierkrankheit, bei der behördliche Maßnahmen der Tierseuchenbekämpfung ergriffen werden.“ Das Veterinäramt werde daher nicht tätig. Tote Meisen könnten zur Untersuchung im Detmolder Labor eingereicht werden. Eine Pflicht dazu bestehe aber nicht. Die dortigen Untersuchungen seien finanziert über die Wildforschungsstelle. Erkrankte Vögel sollen aber laut den Kreis-Veterinären nur mit Handschuhen angefasst werden. Infizierte Vögel gab es auch vor einigen Jahren Das Bakterium und seine mögliche Ausbreitung unter Vögeln ist auch der Naturschutzorganisation Nabu im Kreis Paderborn bekannt. Deren Vogel-Beauftragter Hans Günter Festl aus Bad Lippspringe erinnert sich an eine ähnliche Phase &bdquo;vor einigen Jahren“. Er nimmt auch die neuen Vorgänge ernst. Elke Koch appelliert an Vogelfreunde, die die wilden Tiere ganzjährig füttern: &bdquo;Wir können die Ausbreitung nicht komplett verhindern. Doch, wer kranke Vögel erkennt oder sogar tote Tiere findet, sollte die Fütterung sofort einstellen.“ Die Infektion übertrage sich durch direkten Kontakt der Vögel untereinander. &bdquo;Und Masken können wir ihnen ja leider nicht aufziehen“, sagt Tier-Fan Koch traurig. Auch der Kreis Paderborn bestätigt: &bdquo;Die Meisen können sich untereinander unter anderem an Futter- und Wasserstellen anstecken.“ Der Nabu beschrieb schon vor vier Jahren die Symptome des Meisensterbens aufgrund des Suttonella-Bakteriums. Sie decken sich mit den Beobachtungen, die Elke Koch in ihrem Garten und rund um ihre drei Nistkästen gemacht hat. Zu sehen sei demnach, dass Blaumeisen, die wenig später sterben, zuvor apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und keine Fluchtversuche bei sich nähernden Menschen unternehmen. Erstes krankes Tier kam Ende Februar Als weitere Symptome wird beschrieben, dass die Vögel wirken, als hätten sie Atemprobleme, Teile des Kopfgefieders können ausgefallen sein und die Augen wirken mitunter verklebt. Sie nehmen kein Futter mehr auf oder können anscheinend nicht mehr schlucken. Manche Meisen wirkten, als hätten sie unstillbaren Durst. Laut Laboruntersuchung war besonders die Lunge des obduzierten Vogels betroffen. Die Untersuchung eines weiteren Tieres bei Veterinär Manfred Pöppel in Delbrück habe Einblutungen in der Luftröhre und stark gestaute Gefäße gezeigt. Woher das Bakterium stammt, ist nicht nachgewiesen. Elke Koch sagt, dass es bei den Meisen, wie auch bei den meisten anderen Vögeln, standorttreue und &bdquo;teilziehende“ Tiere gebe. Von diesen Vagabunden könnte der Erreger eingeschleppt worden sein. Die erste kranke Meise hat Koch nach eigenen Angaben Ende Februar gesichtet. Mindestens acht Tiere habe sie danach sichern können, damit sie &bdquo;bei mir in Ruhe sterben“ oder sie konnte sie zum Tierarzt bringen. Sie sagt: &bdquo;Betroffen waren aber weitaus mehr.“ Es handele sich überwiegend um Blaumeisen, zudem Kohlmeisen, aber mindestens auch eine Tannen- und eine Sumpf- oder Weidenmeise. Elke Koch kämpft darum, Lebensräume für Wildtiere aller Art zu erhalten. So verschlechterten etwa die Fällung von Bäumen, freilaufende Katzen oder Gartenchemie die Aufenthaltsgebiete. Aktuell sucht die frühere Lippspringer Ladenbesitzerin ein neues Zuhause, das möglichst viel Natur zulässt.

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