Ein Unternehmen plant den Glasfaser-Großangriff im Kreis Paderborn

Hövelhof/Borken. &bdquo;Unsere Heimat: Zu schön, um lahm zu sein." Plakate mit dieser Aufschrift sind nun auch in Hövelhof zu finden. Was auf den ersten Blick wie ein Wahlversprechen klingt, ist in Wirklichkeit ein Werbeslogan des Telekommunikationsunternehmens Deutsche Glasfaser. Nach den ersten Informationsveranstaltungen in Sachen Glasfaser-Ausbau für Hövelhof und die Siedlung Bentlake, tauchten besagte Anzeigen über Nacht in den Straßen der Sennegemeinde auf. Die so genannte Nachfragebündelung des Borkener Unternehmens läuft auch mit Postwerbung an die Haushalte und Großflächenbannern im Ort. Um den Ausbau zu realisieren, müssen sich auch in Hövelhof – wie zuvor bereits in Delbrück, Salzkotten und Lichtenau mindestens 40 Prozent aller Haushalte für einen Vorvertrag mit der Deutschen Glasfaser entscheiden. In Borchen lief die Nachfragebündelung ursprünglich bis Montag, 8. April. Da die 40 Prozent verfehlt wurden, hat das Unternehmen die Frist bis zum 29. April verlängert. Es fehlen aus Alfen, Etteln, Kirchborchen und Nordborchen zusammen laut einer Mitteilung noch 230 Verträge Erstmals im großen Stil aktiv wurde die Deutsche Glasfaser 2017 in Delbrück. Dort läuft derzeit der Ausbau. War das Unternehmen vor dem Deal mit Delbrück maximal Insidern bekannt, überschwemmt sie mit ihrem Angebot nun die Region. Für viele Bürger kommt das überraschend, hatten sie von dem Unternehmen doch vorher noch nie etwas gehört. Die Neue Westfälische nimmt das zum Anlass, um sich näher mit dem erst 2011 in Borken gegründeten Konzern zu befassen. Die Firmengeschichte Die Deutsche Glasfaser wurde 2011 von der niederländischen Investmentgesellschaft Reggeborgh gegründet. Deren Konzerntochter Reggefiber hatte zuvor schon in den Niederlanden rund 2,5 Millionen Glasfaseranschlüsse gelegt. Seit 2015 agiert die Unternehmensgruppe unter mehrheitlicher Beteiligung des Investors Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR), einer amerikanischen Beteiligungsgesellschaft. Diese ist in dem Geschäftsfeld &bdquo;Private Equity" (deutsch: außerbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital) tätig. Mit dem Geld ihrer Anleger kaufen sie also Firmen und verkaufen sie anschließend wieder mit Gewinn. Dazu Unternehmenssprecher Sven Schickor: &bdquo;Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Infrastrukturfonds von KKR im Vergleich zum klassischen Private Equity Fonds auf Langfristigkeit ausgelegt ist." Für den aktuellen Ausbauplan der Deutschen Glasfaser von einer Million Anschlüssen stehen rund 1,5 Milliarden Euro Kapital bereit. &bdquo;Seit 2018 ist Deutsche Glasfaser als FTTH-Anbieter mit den meisten Vertragskunden marktführend in Deutschland", sagt Schickor. Innerhalb weniger Jahre habe der Konzern mehr als 450.000 Anschlüsse bereitgestellt. Die Abkürzung FTTH steht für Fiber-To-The-Home, Glasfaser bis ins Haus. Der Konzern wächst Umsatzzahlen möchte Schickor nicht in der Presse wissen. Nur so viel: &bdquo;Deutsche Glasfaser will weiter wachsen." Mit der zunehmenden Zahl der Anschlüsse würden auch die Anforderungen an das Unternehmen als Netzbetreiber und der Servicebedarf der Kunden steigen. &bdquo;Deshalb bauen wir am Hauptsitz in Borken die vorhandenen Büros um und haben zwei zusätzliche Etagen in einem benachbarten Gebäude angemietet", verrät er. Der Aus- und Umbau sei bereits in vollem Gange. Im Laufe des Jahres sollen rund 100 neue Arbeitsplätze entstehen. &bdquo;Ein großer Teil der neuen Stellen ist bereits online ausgeschrieben, weitere sind im Laufe des Jahres geplant." Insgesamt wird Deutsche Glasfaser dann an vier Standorten in Borken aktiv sein, hinzu kommen weitere acht Standorte in Deutschland und einer in den Niederlanden. In der Summe hat Deutsche Glasfaser derzeit 550 Mitarbeiter. Warum gerade hier? &bdquo;Der Bedarf an schnellen Internetanschlüssen ist zweifellos vorhanden", begründet Schickor die Großoffensive in der Region. Wie aus dem Katalog entnommen, formuliert er: &bdquo;Die intelligente Kombination aus privatwirtschaftlichem und gefördertem Ausbau von Anschlüssen für Privat- und Gewerbekunden macht Hövelhof zu einem besonders spannenden Ausbauprojekt." Bislang habe die Deutsche Glasfaser bereits mehr als 250 Kommunen ans schnelle Glasfasernetz angebunden. Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt der Unternehmenssprecher die Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit der Borkener Konzern innerhalb einer Kommune tätig wird: So darf innerhalb der jeweiligen Gemeinde noch kein Anbieter Glasfaser gelegt haben. &bdquo;Deutsche Glasfaser lehnt einen Parallelausbau von Glasfasernetzen kategorisch ab und befürwortet anbieteroffene Netze", sagt Schickor. Außerdem müsse der Ausbau innerhalb einer Kommune technisch möglich sein – beispielsweise muss eine Anbindung an das sogenannte Backbone, die Glasfaser-Langstreckenverbindung, möglich sein. Weitere Kriterien seien wirtschaftliche Gesichtspunkte sowie die zugesagte Unterstützung der örtlichen Verwaltung. &bdquo;Bevor Deutsche Glasfaser einen Kooperationsvertrag mit einer Kommune verhandelt, findet eine Analyse dieser verschiedenen Faktoren statt", sagt der Sprecher. Zielgruppe auf dem Land Großstädte gehören nicht zur Zielgruppe des Konzerns. Schickor erklärt: &bdquo;Wir kommen vom Land und engagieren uns für die Bürger im ländlichen Raum. Meist sind diese Regionen mit Blick auf die Internetanbindung deutlich unterversorgt, hier ist der Bedarf also am größten." Wo bereits Glasfaser liegt oder bereits eine sehr gute Anbindung vorhanden ist, baue die Deutsche Glasfaser daher nicht aus. So wird kalkuliert In der Phase der Nachfragebündelung wie aktuell in Hövelhof und Borchen propagieren die Münsterländer stets die Marke von 40 Prozent. So viele Haushalte im Ausbaugebiet sollen sich verbindlich für einen Anschluss entscheiden. Tatsächlich muss der Wert laut Sprecher Schickor am Ende jedoch nicht immer in jedem Teilgebiet erreicht werden. &bdquo;Wenn die 40 Prozent in einem größeren Ortsteil geknackt sind, kann der Ausbau auch starten, wenn der kleinere Ort knapp darunter liegt." In Delbrück war es andersherum: die Kernstadt erreichte nur 31 Prozent, doch die Ergebnisse bis zu 50 Prozent in den neun umliegenden Orten, machten in der Mischkalkulation den Ausbau möglich. Eine Verlängerung der Nachfragebündelung komme &bdquo;in Einzelfällen" vor, sagt Schickor und werde vor Ort entschieden. Dass der Ausbau in einer Kommune wegen zu geringer Nachfrage nicht umgesetzt werde, sei &bdquo;selten". Bleibt der Servicepunkt? In der Regel schließt der Servicepunkt innerhalb einer Kommune zum Ende der Nachfragebündelung. &bdquo;Bei einer erfolgreichen Bündelung eröffnet er mit Baustart erneut, um Fragen der Bürger zum Ausbau zu beantworten", sagt Schickor.

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