Schreckensfahrt im Nachtbus nach Hövelhof kostet Fahrer 200 Euro

Hövelhof/Paderborn. 100 Euro gegen die Angst: Das Verfahren gegen den Fahrer eines Nachtbusses, der zwei Hövelhoferinnen im April eine wahre Schreckensfahrt beschert haben soll, wurde jetzt gegen die Zahlung von jeweils 100 Euro an die Damen von der Staatsanwaltschaft Paderborn eingestellt, wie Radio Hochstift zuerst berichtete. In der Nacht von Freitag, 13. April, auf Samstag, 14. April, nahmen die 20 und 21 Jahre alten Freundinnen den Nachtbus, um von Paderborn nach Hövelhof zu gelangen. &bdquo;Die Geldbuße ist ausreichend, um auf ihn einzuwirken" Sie sollen gegen ihren Willen fotografiert worden seien, außerdem habe der Fahrer sie nicht aussteigen lassen. Eine der beiden Hövelhoferinnen entschied sich zwei Tage darauf, ihr Erlebnis in einem anonymen Post in einer Hövelhofer Facebook-Gruppe zu schildern und appellierte, die Linie zu meiden. Neben den jungen Frauen sei nur der Fahrer mit Freunden im Fahrzeug gewesen. &bdquo;Während der Fahrt machten die Männer Fotos und Videos von uns und gafften uns die ganze Zeit an", beschreibt die Verfasserin eindrücklich die Situation im Nachtbus. Mehrfach soll der Busfahrer an Haltestellen einfach vorbeigefahren sein, obwohl Menschen hatten zusteigen wollen. &bdquo;Da wir Angst bekamen, wollten wir aussteigen, aber sie öffneten die Türen nicht", berichtete die junge Frau in dem sozialen Netzwerk. Erst nach längerer Diskussion soll der Fahrer die Frauen schließlich gehen gelassen haben. Viele Facebook-Nutzer rieten der Verfasserin damals, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Dazu entschloss sich die junge Dame – ob dies auf Ermutigung der Community geschah, ist unklar. Das Verfahren gegen den Busfahrer wurde jetzt gegen eine Geldzahlung von jeweils 100 Euro an die beiden Frauen eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn auf Nachfrage der NW bestätigt. &bdquo;Hundertprozentig korrekt verhalten hat er sich nicht", gibt Oberstaatsanwalt Christoph Zielke im Gespräch mit der Neuen Westfälischen zu. Das individuelle Verschulden des Mannes sei aber nicht so groß, dass der Fall vor Gericht behandelt werden müsse. &bdquo;Die Geldbuße ist ausreichend, um auf ihn einzuwirken", gibt Zielke die Einschätzung der Sachbearbeiter wieder. Videomaterial gesichtet Zu einem erneuten Aufeinandertreffen des Fahrers mit den jungen Frauen sei es laut Zielke nicht gekommen. Der Mann habe über einen Anwalt Stellung genommen. &bdquo;Der Busfahrer sagte, er habe keinen Haltewunsch bemerkt", fasst der Oberstaatsanwalt die Einlassung des Beschuldigten zusammen. Gegen die Freunde des Fahrers, die die jungen Hövelhoferinnen fotografiert haben sollen, werde nicht ermittelt. Die Nachtbuslinie gehört zum Bielefelder Unternehmen go.on. Der beschuldigte Fahrer wurde aber über ein Subunternehmen angestellt. Go.on-Chef Christoph Lünser zeigte sich im Frühjahr sehr betroffen von den Vorwürfen und stellte den Fahrer bis zu einer endgültigen Klärung vom Dienst frei. Während der Ermittlungen der Paderborner Polizei wurde auch das Videomaterial aus dem Überwachungssystem im Innenraum des Busses gesichtet. Laut Lünser hätten die Bänder jedoch &bdquo;leider keine ergiebigen Aufnahmen" enthalten. Wie Radio Hochstift berichtet, soll der Fahrer entlassen worden sein. Das Busunternehmen war am Montag bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar*. *Anmerkung der Redaktion: Go.on teilte am Dienstag, 3. Juli, mit &bdquo;dass das gegenüber unserem Subunternehmer ausgesprochene Einsatzverbot auf allen go.on–Linien für den betroffenen Fahrer nicht wieder aufgehoben wird". Kommentar:Lohn der Angst Ganze 100 Euro – das ist eine Menge Geld. Was damit alles gekauft werden kann. 38 Kurzstreckentickets im Padersprinter zum Beispiel. Für denselben Betrag lassen sich außerdem bei diversen Online-Anbietern 1.428 Fotos entwickeln. Wie auch immer die beiden jungen Damen ihren plötzlichen Reichtum anlegen – es darf doch bezweifelt werden, dass ein grüner Schein ein solches Erlebnis aufwiegt. In wenigen Worten schafft es eine der Freundinnen, begreiflich zu machen, wie es sich anfühlt, ausgeliefert zu sein. Schade, dass weder der Herr am Steuer noch seine Kumpanen mit diesen Schilderungen behelligt wurden. Schade auch, dass sich blanke Angst in dreistelligen Euro-Beträgen beziffern lässt. Schade außerdem, dass eine solche Furcht offenbar folgenlos abgelichtet werden darf. Genauer hingesehen, aus einer anderen Perspektive, sind 100 Euro vielleicht doch nicht mehr so viel Geld. Selbst mal zwei gerechnet ist diese Strafe fast ein Schnäppchen. Zumindest für jemanden mit Job.

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