Hövelhof

Fahrrad-Weltenbummler kehrt nach 51 Jahren zurück

Hövelhofer Heinz Stücke fuhr durch 196 Länder

Heinz Stücke wird von Marketingchef Thomas Westhof (l.) und Bürgermeister Michael Berens vor dem Rathaus begrüßt. | © FOTO: ANDREAS GÖTTE

27.04.2014 | 27.04.2014, 14:19

Hövelhof. 16 Mal ist ihm das Rad gebrochen, sechs Mal wurde es ihm geklaut, unzählige Sättel hat er verschlissen und vier Unfälle mit Autos überstanden. Doch einen Weltenbummler wie Heinz Stücke aus Hövelhof (Kreis Paderborn) bringt nichts aus dem Sattel. 51 Jahre war der gelernte Werkzeugmacher mit seinem Rad in der ganzen Welt auf Tour. Auf der Landkarte gibt es keinen weißen Flecken mehr.

196 Länder und 86 Territorien hat er im Sattel sitzend bereist, hat Kälte und Hitze erlebt und sich immer wieder durchgeschlagen. Immer dabei: Sein Fahrrad, ein Campingkocher und ein Topf. Aus dem gab es meistens Eintopf. Stücke kennt wahrscheinlich sämtliche Eintöpfe in der Welt. Auch das ist rekordverdächtig.

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Zum Wikipedia-Eintrag über Heinz Stücke

Die aktuelle Etappe führte den rüstigen Hövelhofer nach über 650.000 Kilometern und 19.000 Tagen in seine Heimatgemeinde Hövelhof. "Ich wusste, dass das irgendwann mal passieren wird, aber es war ein mulmiges Gefühl", beschreibt Stücke. In Espeln habe er nach so langer Zeit nichts mehr wiedererkannt, in Hövelhof habe er dann jedoch den Zwiebelturm der Kirche und auch die Senne-Apotheke erkannt. "Hövelhof ist mein Ursprung und meine Heimat", sagt Stücke und freut sich auf ein Wiedersehen mit seiner Schwester und seinen alten Kumpels. Acht Jahre hatte Stücke die Volksschule in Hövelhof besucht und dann eine Lehre zum Werkzeugmechaniker in Windelsbleiche abgeschlossen. "Während dieser Zeit hatte ich bereits kleinere Radtouren in Europa unternommen", erinnert sich der Weltenbummler. Dass daraus mal eine ausgedehnte Tour im Sattel über ein halbes Jahrhundert wird, hatte der Hövelhofer nie geplant.

Buntes Rad sorgt für Aufsehen

Für Stücke ist das Fahrrad ein ideales Fortbewegungsmittel, um kostengünstig die Welt zu sehen und Land und Leute kennenzulernen. "Man kann unterwegs mit wenig Geld auskommen, das wird jedoch heute immer schwieriger", erzählt Heinz Stücke. Wichtig sei in fremden Ländern vor allem die Kommunikation. "Ich beherrsche die großen Kolonialsprachen, Englisch, Französisch und Spanisch, das reicht in über 100 Ländern aus", sagt er zufrieden. Weil er sein Rad ganz bunt angemalt hatte, sorgte er häufig auf seinen Touren für Aufsehen und kam mit den Menschen ins Gespräch. Finanziell im Sattel gehalten hat sich Stücke über die Deutschen Vereinigungen und durch Gelegenheitsarbeiten. Stücke hat auf Hawaii die Bänke in einem Stadion gespritzt oder in Frankreich Fensterläden gestrichen.

In Südafrika kam dem Hövelhofer die Idee, von seinen Erlebnissen eine Broschüre erstellen zu lassen. Aus vier sind mittlerweile 24 Seiten geworden. Zwischen 60 Cent und 200 Euro hat er dafür pro Exemplar bekommen. "Ich habe die Broschüren auch in Fußgängerzonen verkauft, in Japan hat sie sogar eine Kettenreaktion ausgelöst", sagt Stücke. Die Deutschen seien dagegen meist knickrig. Über 100.000 Fotos sind mittlerweile zusammengekommen, seit drei Jahren fotografiert Stücke digital. "Ich bin aber immer noch ein Internet-Ignorant", verrät er.

Heimweh hatte der Weltenbummler aus Hövelhof nie. "Jeder Tag ist neu und frisch und beginnt ohne eine Verpflichtung", schwärmt der 74-Jährige. Zudem sehe man jeden Tag etwas Neues, das mache zufrieden, fügt er hinzu. Bei Krankheiten hat er mitunter weite Wege in Kauf genommen. Weil er nicht krankenversichert ist, ist er beispielsweise wegen Zahnschmerzen zum Arztbesuch nach Tschechien geradelt.

Berühmtheit nach Fahrradverlust

Welches Land hat ihn besonders fasziniert? Nach kurzem Überlegen nennt Stücke Indien. Die andere Kultur, das Essen und die Religion habe ihn bereichert, sagt er. "Ich bin abenteuerlustig, mich haben immer vor allem exotische Länder interessiert", sagt der Rückkehrer. Nach einem Fahrraddiebstahl in England kam Heinz Stücke sogar zu einer gewissen Berühmtheit. Die Weltpresse berichtete über sein Schicksal.

In seiner Heimatgemeinde Hövelhof will er an diesem Sonntag beim Maibaum- und Radelfest über seine Erlebnisse berichten. Von 12 bis 18 Uhr wird er an einem eigenen Stand Interessierten Rede und Antwort stehen und viele Fotos zeigen.

Gibt es wirklich keinen weißen Fleck mehr auf der Landkarte? Doch, fällt Heinz Stücke ein. "Ich wollte als letztes Land die DDR besuchen, doch da gab es sie schon nicht mehr", erzählt der Hövelhofer.