Delbrück

Günter Geier kommt nicht zur Ruhe

Warum der Puppendoktor als 73-Jähriger immer noch praktiziert

Günter Geier erklärt Liliana aus Boke, wie er das Plüschtier repariert, sie freut sich sichtlich. | © FOTO: ANDREAS GÖTTE

15.06.2013 | 15.06.2013, 00:00

Delbrück (ag). Manchen der stummen Patienten fehlt der Kopf, andere benötigen dringend neue Augen oder klagen über abgerissene Arme. Für Puppendoktor Günter Geier ist das kein Problem. Zum wiederholten Male hat er noch bis zum heutigen Samstag im Delbrücker SB Center seine Praxistüren geöffnet.

Dabei wollte der gesundheitlich angeschlagene Puppendoktor sich nach 53 Dienstjahren Ende vergangenen Jahres endgültig aus dem Geschäft mit Kunsthaar, eingedrückten Augen und wackelnden Köpfen zurückziehen. Doch ein Nachfolger ist bis heute nicht in Sicht. "Der Beruf stirbt aus. Deshalb möchte ich dringend, dass er weiter fortgeführt wird", sagt der 73-Jährige in seinem knallroten Puppendoktor-T-Shirt. Aufträge und einen festen Kundenstamm gebe es genug, fügt er hinzu und lächelt.

Wenn es nach dem Puppendoktor geht, sollte sein Nachfolger erheblich jünger sein, damit der Beruf über zwei oder drei Generationen fortgeführt werden kann. Wie viele Puppendoktoren gibt es außer ihm noch in Deutschland? Geier weiß es nicht. "Es gibt noch welche. Die meisten bessern damit aber nur ihre Rente auf", sagt er und möchte selber endlich in den Ruhestand gehen.

Doch weil das Herzblut überwiegt, macht der Franke tapfer weiter und wird auch weiterhin Puppen und Teddybären heilen. Das Wort Reparieren hört er in diesem Zusammenhang nicht sonderlich gerne. "Sie gehen ja auch nicht zum Arzt, um sich reparieren zu lassen", sagt er bestimmt. Nach rund fünf Stunden in Delbrück warten bereits rund 50 Patienten darauf, in die heilenden Hände vom Puppendoktor zu fallen. Durchschnittlich sind es an den drei Tagen in einer Stadt zwischen 100 und 200 Puppen und Teddybären. Die kleine Liliana aus Boke bringt auch eine Puppe vorbei. Sie ist ein Erinnerungsstück aus Kindsheitstagen ihrer Mutter. Schon lange fehlt dem Spielzeug ein Arm. "Die stammt aus den 50er- oder 60er-Jahren", ist sich Günter Geier sicher.

Mit 15.000 Teilen tourt der Puppendoktor durch Deutschland. Allein in Delbrück stapeln sich 10.800 Augen und rund 400 Perücken. Das alles möchte Günter Geier in die Hände eines Nachfolgers legen. "Das ist mein dringlicher Wunsch", sagt er.