Carsten Linnemann erklärt in Delbrück die Merz-Strategie der CDU

Delbrück. Erst K-Frage, dann Katharinenmarkt: CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ist kurz nach der Kandidatenkrönung von Friedrich Merz in den heimischen Wahlkreis aufgebrochen. Beim Unternehmerabend in der Delbrücker Stadthalle gibt er Einblicke in die Strategie seiner Partei für die kommenden zwölf Monate bis zur Bundestagswahl. Er hatte wenig geschlafen in der Nacht, nachdem CDU und CSU Merz aufs Schild gehoben haben. Doch trotz eines Wahlkampfauftritts im brandenburgischen Wittenberge und der anschließenden Reise ins Paderborner Land ist Linnemann in Delbrück hellwach. Auf Einladung der Delbrücker Unternehmergruppe sind knapp 500 Menschen in die Stadthalle gekommen. Sie hören einige der Sätze, die der Politiker am Vorabend auch im TV-Talk von Sandra Maischberger gesagt hatte (&bdquo;Wir sind klar für Zurückweisungen von Migranten an den deutschen Grenzen“ oder &bdquo;Niemand will mehr die Ampel.“), aber sie erhalten auch zusätzliche Einblicke in die Hauptstadtpolitik. Sorge vor der AfD treibt Linnemann um 150 Anfragen von Lobbyisten erreichten ihn wöchentlich, sagt Linnemann: &bdquo;Bei Friedrich Merz ist es das Doppelte.“ Interessenvertretern und allen Wählern will die CDU im Bundestagswahlkampf laut ihres Paderborner Generalsekretärs nun vor allem mit Klarheit in Themen und Optimismus im Ton begegnen. Linnemann ist als Partei-Cheforganisator sowieso im Dauerwahlkampf. Irgendwo im Land ist immer was los, seit er den Job vor 14 Monaten übernommen hat. Jetzt ist es aber das ganz große Rad, das er als Kampagnenmanager für seinen Chef Merz zu drehen hat. In Delbrück geht es aber wenig um den Kandidaten, sondern um Überzeugungen und große Linien, für die Linnemann wirbt. Das Publikum aus der Wirtschaft ist ihm wohlgesonnen, hört aufmerksam zu. Vor dem Ausblick auf 2025 liefert Linnemann eine Rückschau. Er gibt zu, dass auch seine Partei verantwortlich ist für Politikverdrossenheit und den Zulauf für AfD und BSW. Linnemann lässt an der Merkel-CDU kein gutes Haar. Bei Mütterrente und Rente mit 63 muss er schwer atmen, auch in der Flüchtlingskrise 2015/2016 habe seine Partei &bdquo;an Glaubwürdigkeit verloren“. Linnemanns Absage an die Grünen Und aktuell? Die Migrationspolitik müsse so schnell wie möglich und sowieso vor der Bundestagswahl als Thema &bdquo;abgeräumt werden“, formuliert Linnemann im Politjargon. Seine Sorge: &bdquo;Sonst geht das Wahlergebnis für die AfD durch die Decke.“ Kooperation mit der Bundesregierung bietet er an, eine Kompromisslinie jedoch nicht. Lesen Sie auch: Friedrich Merz tritt für die CDU an - wird Carsten Linnemann Minister? Die CDU will Zurückweisungen - und damit Kante zeigen. Das Kalkül ist klar: Friedrich Merz könnte als Kandidat der klaren Ansagen profitieren. Mit den Grünen, so Linnemann, gebe es aktuell keine gemeinsame Basis: &bdquo;Ich mag Omid Nouripour, aber wir sind bei den Themen soweit auseinander, dass es keinen Sinn macht“, sagt er über den Grünen-Parteichef, mit dem er sich bei Maischberger duelliert hat. Im Konrad-Adenauer-Haus arbeiten Linnemanns Leute schon am Wahlprogramm. Dort werde deutlich, dass das Individuum im Zentrum der CDU-Politik stehe und der Glaube an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Zudem würde eine Bundesregierung künftig zwar Ziele, wie in Klimafragen, vorgeben, doch Wirtschaft und Gesellschaft seien für Details der Lösungen verantwortlich. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mische sich zu kleinteilig ein. Linnemann kritisiert ihn für sein &bdquo;Mikromanagement“. Das Sozialsystem, so der Christdemokrat, müsse zudem &bdquo;vom Kopf auf die Füße“ gestellt werden, das Bürgergeld in jetziger Form gehöre abgeschafft. Applaus gibt es im Saal für den Satz: &bdquo;Wer arbeiten kann, muss arbeiten gehen, sonst gibt es keine Sozialleistungen.“ Wie groß die Zahl der renitenten Faulpelze ist, sagt Linnemann nicht. Staatsleistungen will er im Übrigen auch bei VW nicht einsetzen: &bdquo;Der Konzern setzt voll auf die E-Mobilität und muss diese Suppe jetzt auch selbst auslöffeln.“ Argumente für Zuversicht in der CDU Optimismus kann der längst als Minister gehandelte Linnemann (&bdquo;Ich bin nach der Wahl bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen“) aus den aktuell stabilen CDU-Umfragen ziehen. Fürs gesamte Land hegt er aber auch eine &bdquo;begründete Zuversicht“. Er sagt: &bdquo;Wir haben das Ehrenamt, die Familienunternehmen und viele kulturelle Schätze. Das macht Deutschland stark.“

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