Delbrücker Lehrer nehmen sich in die Pflicht

Delbrück. Es ist nicht die Sorge um zu kurz gekommene Inhalte, die die Leiter der Delbrücker Grundschulen umtreibt. Multiplizieren, Leseübungen, Schreibschrift - all das läuft im Lockdown digital. Meistens recht ordentlich. "Wir müssen aber den sozialen Kontakt zu den Schülern forcieren, die Gemeinschaft aufrecht erhalten. Da sind wir am meisten gefordert", sagt Heike Rebbert, Leiterin der Grundschule in Lippling. Das Zusammenstellen von Aufgabenblättern, die Nutzung digitaler Plattformen, die Rückmeldung an Familien - das System Schule hat sich eingerichtet in der Pandemie, berichten Rebbert und ihre Schulleiterkollegen Andreas Potthast (GSV Westenholz-Hagen) und Christian Deutsch (Johannesgrundschule Delbrück-Mitte). "Unsere wichtigste Arbeit fängt sonst aber eigentlich erst an, wenn die Kinder an den Aufgaben sitzen", sagt Rebbert. Das Erklären sei "der neuralgische Punkt in unserem Job" ergänzt Potthast. In der Schule geschehe das individuell, nun ist dieser Teil deutlich schwieriger. Das sagen die Eltern Eine Umfrage unter den Eltern der 180 Grundschulkinder in Lippling habe ergeben, sagt Rebbert, dass die Familien mit den Abläufen des Distanzlernens und dem Umfang der Aufgaben klarkommen. "Rückmeldungen zeigen uns, dass Dosierung und Organisation funktionieren" freut sie sich. Ein landesweites Bild über die Zufriedenheit der Eltern soll eine Online-Blitzumfrage der Landeselternschaft ermitteln, die noch bis Freitag, 5. Februar, erreichbar ist. Zur Wahrheit gehört, dass nicht alle Kinder daheim gleiche Voraussetzungen haben. "Wir wissen, in welchen Familien mehr Unterstützung notwendig ist. Sie haben wir angesprochen und ihnen die Notbetreuung in den Schulen angeboten", sagt Andreas Deutsch. An seiner Johannesschule werden 32 Kinder von OGS-Betreuern und Lehrkräften bei Aufgaben angeleitet, in Lippling ebenfalls 32, in Westenholz 19 und in Hagen 10. "Es kommen nur Kinder aus Familien, wo es die Abläufe zuhause notwendig machen. Die Delbrücker Eltern gehen sehr verantwortungsbewusst damit um", sagt Deutsch. Insgesamt besuchen in Delbrück mehr als 1.300 Kinder in die sechs Grundschulen. "Die Tablets werden bleiben" Für Kinder, die zuhause keinen Computer nutzen können, stellen die Schulen Tablets leihweise zur Verfügung. "Die Stadt hat sich sehr schnell darum gekümmert und die Geräte angeschafft", freut sich Andreas Potthast. Einige seien sogar jetzt noch ausleihbar. Die Geräte halten die Pädagogen derzeit für unersetzlich: "Wir können per Video wieder eine Beziehungsebene schaffen. Die Kinder erleben ihre Lehrer und auch ihre Mitschüler. Das macht viele sehr glücklich", sagt Potthast. Ganz nebenbei werde die Medienkompetenz gestärkt. Schließlich sind sich die Schulleiter sicher: "Die Tablets werden auch nach Corona als Hilfsmittel für den Unterricht bleiben." Aktuell helfen sie dabei, den Kindern Schreiben, Lesen und Rechnen beizubringen. Wieviel Stoff an den Schülern durchs Distanzlernen vorbeigeht, lasse sich "schwer beziffern", meint Potthast. Zwar deute sich an, dass manche Kinder "große Lücken" haben werden, wenn es regulär weitergeht, doch darauf könne reagiert werden. "Über Förderunterricht und die Verschiebungen im schuleigenen Lehrplan können wir einiges auffangen", sagt Christian Deutsch. Auch die Viertklässler müssten sich nicht sorgen. Die Grundschulen seien mit den Kollegen der weiterführenden Schulen in Delbrück in Kontakt. Soviel soll täglich gearbeitet werden Von einer "verlorenen Generation" will Heike Rebbert nichts wissen: "Das ist maßlos übertrieben." Immerhin leisteten auch die meisten Eltern "hervorragende Arbeit" in der Unterstützung ihrer Kinder. "Das ist ein unfassbarer Kraftakt in den Elternhäusern. Schule und Elternschaft wachsen dadurch zum Teil sogar enger zusammen", meint Andreas Potthast. Als Richtschnur haben die Schulen den Eltern mitgegeben, dass die Grundschüler in den Klassen eins und zwei etwa anderthalb bis zweieinhalb Stunden täglich an ihren Aufgaben arbeiten sollen. In den Klassen drei und vier sind es zwei bis drei Stunden. "Das ist in etwa soviel, wie auch im Klassenraum konzentriert gearbeitet würde", sagt Deutsch. Für die Lehrer sei durch den Lockdown der Arbeitsaufwand gestiegen. Tägliche Rückmeldungen und das Korrigieren von Tagesaufgaben - all das sei früher im Unterricht nebenbei passiert. Jetzt wird auf digitalem Weg jeder einzeln versorgt. Das wichtigste sei sowieso, meint Heike Rebbert, dass die Kinder aktiv bleiben und "nicht hinter dem Tablet versauern". Rausgehen, Radfahren, auf den Spielplatz, in den Schnee - in ihren Augen "unersetzlich für Grundschulkinder". Und die Lehrer in Delbrück wollen vor allem auf die persönliche Ansprache von Schülern und Elternhäusern setzen, sagt Rebbert: "Man muss das Herz treffen, dann schaffen wir das."

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