Ehemaliges Bürener Krankenhaus lebt im Museum weiter

Büren. Ein Blick durchs Fenster in das kleine Fachwerkhaus an der Bürener Rosenstraße macht neugierig. Hier wohnt eine Figur im Krankenschwesterkostüm der Vincentinerinnen. Und statt in eine Küche oder ein Wohnzimmer schaut der Betrachter auf eine Art Laboratorium in Form von Medizinschränken, Apparaturen für Ärzte und auch ein Säuglingsbett. Wer durch die niedrige Tür in das Privatmuseum von Christel Kersting eintritt, erlebt hier eine umfangreiche Sammlung von Hinterlassenschaften des 2010 geschlossenen katholischen St. Nikolaus Hospitals. Als Krankenschwester hat Christel Kersting das Haus von 1979 bis zur Schließung begleitet, auf der Inneren Abteilung erst bei Dr. Winfried Maring, am Ende bei Dr. Ingo Klemens von der Marseille Kliniken AG, an die das Haus verkauft worden war. Über all die Jahre trug sie Zeugnisse frühere Krankenhauskultur zusammen, zeigte sie zwischenzeitlich auch mal beim Tag der offenen Tür. Kersting begleitete auch noch die Ausräumarbeiten in dem danach und bis heute leer stehenden Gebäude. Eine ganze Reihe ihrer Museums-Exponate waren auf dem Dachboden des Hospitals in Vergessenheit geraten - ehemals residierte dort die Material-Ausgabestelle. Drei Jahre lang lagerten die Zeugnisse der Bürener Krankenhausgeschichte im Keller der Josefschule. 2014 erwarb die Familie Kersting (Fahrschule in Siddinghausen) das Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Haus. Gefährliche medizinische Apparaturen bewegt "Das erste Exponat, das ich auf dem Dachboden fand war eine Armbadewanne - sie wurde zuletzt für Blumen verwendet", erinnert sich die frühere Krankenschwester. Einen erhaltenen Bronchitiskessel nutzte sie im Dienst noch selbst. "Ein gefährliches Ding, sehr heiß", sagt sie heute. Das Gerät zum Inhalieren wurde auf wackeligen Rollen zu den Patienten gefahren. Einen erhaltenen Irrigator aus Emaille setzte das Personal für Darmentleerungen ein. In einem Schrank haben der Stirnspiegel des HNO-Belegarztes Dr. Metin Arcak und das Stethoskop des Chirurgen Dr. Porin Pleslic überlebt. "Er hatte es bei der Visite nie dabei, es musste meist geholt werden", erinnert sich Christel Kersting. In früheren Standgefäßen für Instrumente steht eine Kornzange. Mit ihr griff die Schwester auf den Stationen sterile Tupfer aus einer Tupfer-Trommel. "Heute wird nur noch Einmalmaterial verwendet - und weggeworfen", beschreibt sie die Veränderungen. Zu den Highlights der Sammlung zählt ganz sicher der komplette Hebammenkoffer von Marianne Meschede. Ihre Tochter Rita Kalks hat das Stück für das Museum beigesteuert. Dazu zählt eine wasserabweisende Schürze, die beim Baden der Babys angelegt wurde. Und eine Handwaage, unter der das Neugeborene in einem Segeltuch ruhte - bei Hausgeburten. Der komplette Koffer stammt von der bekannten Firma Gottlob Kurz, die zu einem Begriff für Kurz-Waren wurde. In das fahrbare Säuglingsbett sogar aus der letzten Zeit des Hospitals hat die Museumsfrau von einer Bürenerin eine wertvolle Puppe gelegt bekommen. "Büren hat mit den Säuglingsbetten zuletzt im Briloner Krankenhaus ausgeholfen", weiß Kersting. Von einem Nachtstuhl über die grünen Damen bis zur Sauna Mit weiterem Krankenhaus-Mobiliar sind kleine Geschichten verbunden, die Christel Kersting bei ihren Privatführungen Gästen gern erzählt. Einen hölzernen Nachtstuhl bekam die Krankenschwester bereits 1980 von Schwester Badurada. Von einer der grünen Damen des Hospitals wurde dem Museum passend ein grüner Bürostuhl auf Rollen zugetragen. "Nach Schließung der Pforte wurde dieser ehrenamtliche Besuchsdienst beendet", erinnert die Krankenschwester im Ruhestand an die Geschichte und daran, dass mit Bernd Czorny und Josef Seidel auch zwei Männer zu dem etwa zehnköpfigen Team zählten. Eine relativ harte Liege stammt aus der früheren Sauna im Krankenhauskeller, an deren Stelle später ein Bewegungsbad errichtet wurde. "Zwei Drittel meiner Ausstellungstücke stammen aus dem Krankenhaus", so Christel Kersting. Dazu zählen auch große Fotos mit Personal aus allen Abteilungen, die zum 125. Geburtstag des Hospitals 1983 auf Pappe gezogen und auf den Fluren ausgestellt wurden. Darauf erkennen Museumsbesucher schon mal das eine oder andere Gesicht aus der früheren Belegschaft wieder und steuern so Erzählungen zur Geschichte bei. Führungen für bis zu zwölf Personen können unter Tel. (02951) 1806 vereinbart werden. Frühere Mitarbeiterinnen des St. Nikolaus Hospitals treffen sich übrigens heute immer noch in kleinen geselligen Runden. Altes Fachwerkhaus hatte offenbar einen zu geringem Wert Das Fachwerkhaus Rosenstraße 14 ist wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden. Im hinteren Teil wurde früher wohl Vieh gehalten. Hinter dem Haus liegt ein kleiner Garten. Als langjährige Bewohner sind zwei ältere Damen, genannt "Bunsen Tanten", bekannt. Die Erbengemeinschaft erhielt 1983 eine Abrissgenehmigung für das Haus, die aber nicht umgesetzt wurde. Für eine Aufnahme in die Denkmalliste wurde der geschichtliche Wert für die Stadt offenbar als zu gering eingeschätzt. Das Haus wurde Ende der 1980er Jahre an eine Steinhäuser Familie verkauft, die auch erste Umbauten vornahm. Das Ehepaar Kersting baut mittlerweile die Obergeschosse zu einem Wohngebäude um und erhält dabei alte Fachwerkstrukturen oder lässt sie sichtbar bleiben.

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