So soll sich Büren entwickeln

Büren. Gestatten, mein Name ist Moritz, ein echter Typ. Ich lebe in Büren zwischen Jesuitenkolleg und Rathaus. Man zählt mich zu den Bildungsbürgern, die gern Kultur und auch Besuche in der Gastronomie genießen. Damit mehr Leute wie ich in diesem Quartier leben können, müssen hier allerdings neue Wohnungen gebaut und das alte Kreishaus abgerissen werden. Als im April gut 70 Bürener über die Zukunft der Innenstadt nachdachten, sollten sie drei Kernbereichen der Innenstadt menschliche Namen geben. Die Quartiere waren zuvor von externen Experten definiert worden. Moritz stand am Ende für das barocke Ensemble mit dem heutigen Mauritiusgymnasium. Nikolaus, eine Art liebevoller Träumer, kennzeichnete die mittlere Ruheoase mit Rathaus und Pfarrkirche. Der dritte Entwicklungsraum vom Marktplatz bis zur Mittelstraße/Briloner Straße blieb noch namenlos. Nennen wir ihn in Anlehnung an den Erfinder der TV-Shopping-Queen mal Guido Maria. Kleinteiliger Einzelhandel erwünscht Am Donnerstagabend in der Stadthalle stellte die Münsteraner Stadtplanerin und Kommunikationsexpertin Elke Frauns rund 70 Bürenern die kompletten Ergebnisse des Projekts "Büren Mitte - neu denken" vor. Erst auf Wunsch der Bürger war das neue Denken über das von Rat und Verwaltung angestrebte Quartier im Kern (QiK) hinaus erweitert worden - allerdings nur auf die größere Innenstadt. Und sowohl die beteiligten Experten als auch die Bürger sprachen sich für Ergänzungen mit kleinteiligerem Einzelhandel statt für ein großes neues Einkaufszentrum aus. "Wir haben ein gemeinsames Kernstadtgefühl bekommen", beschrieb Frauns eine wichtige Wirkung des Beteiligungsprozesses. Allen Mitwirkenden wäre das "Riesenpotenzial" der Bürener Stadtanatomie mit den Längs- und Querachsen ("Leiterholme und -sprossen") bewusst geworden. Diese historischen Strukturen müssten bei allen zukünftigen Verkehrslösungen respektiert werden. Der Eingangsbereich der Kernstadt mit ihrem Barock-Ensemble benötigte allerdings, so Frauns, eine "Reparatur". Die Bertholdstraße wäre zu diesem Highlight nicht adäquat entwickelt. Sie riet zu einer "behutsamen Umgestaltung". Das barocke Entrée sollte zukünftig neben dem durch das Gymnasium vorgegebenen Bildungsakzent auch für urbanes Wohnen entwickelt werden. Zur "Neuprogrammierung" zählte Frauns auch Gemeinschafterlebnisse. Bürger schlugen ganz konkret das frühere Gebäude der Gehörlosenschule (heute Gymnasium) für eine neue Gastronomie vor. Den Ruhepol mit Rathaus und Pfarrkirche St. Nikolaus hielt die Stadtplanerin für weitgehend ausgestaltet. "In Wert gesetzt" werden sollten die Rückseiten der Bebauung Burgstraße und Marktplatz zum Kirchplatz hin. Zukünftiges ökonomisches Zentrum sollen bekanntlich der Marktplatz und die direkt angrenzenden Bereiche bis zur Mittelstraße und Brilonerstraße/Rosenstraße werden (die NW berichtete bereits). Mit den zum Parken genutzten Hinterhöfen sieht Bürgermeister Burkhard Schwuchow hier offenbar auch Flächen für großflächigere Angebote ("Frequenzbringer") vor allem im zur Zeit fehlenden Lebensmittelhandel. Verdichtung mit Qualität, empfahl die Stadtplanerin aus den Projektergebnissen. Den Marktplatz (Frauns: "Zu groß? Nichts los!") könnte man im Sommer auch "mit temporären Elementen bespielen". Nicht aus den Augen verlieren dürfte man die Burgstraße: "Da fühlen sich die Menschen wohl." Die auswärtigen Experten ärgerten sich laut Frauns übrigens am meisten über den neuen rückwärtigen Parkplatz des Mauritusgymnasiums in Form einer Betonfläche in der idyllischen Almeaue und am Barockensemble. Ein "Balanceakt" würde es daher, in den alten Stadtstrukturen ein neues Parkkonzept zu entwickeln. Dazu zählte sie auch die bereits angedachte Verkehrsberuhigung mit neuen Kreiseln und Vorschlägen für Tempo 30. Die Königstraße wäre schon heute keine Einkaufsstraße. Frauns nannte als Empfehlungen der Experten und der Bürger auch dies: "Politik und Verwaltung sollen ihre Steuerungsmöglichkeiten ausschöpfen." Dies wäre bekanntlich schon geschehen, zielte sie auf die verhängte Veränderungssperre für den Bebauungsplan. Ab dem 15. Oktober sind die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses im Forum Stadtmarketing (früher Modehaus Isenberg) in der Königstraße (bis 16. November) auf der Internetseite der Stadt Büren für weitere Anregungen einsehbar.

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