
Borchen-Dörenhagen. Bereits als Kind hat Heinz Bergschneider seinem Vater Theo in der Gaststätte "Zur alten Post" neugierig über die Schulter geschaut und zusammen mit seinen vier Geschwistern mitgeholfen. Da war es fast klar, dass Heinz Bergschneider einmal die Gaststätte von seinen Eltern übernehmen würde.
Nach dem frühen Tod seines Vaters war das im Jahr 1972 der Fall. Noch heute steht Heinz Bergschneider zusammen mit seiner Frau Brigitte in der Theke und bewirtet die Kunden. Sein aus Scharmede stammender Großvater Anton Bergschneider hatte vor genau hundert Jahren das Gebäude von Landwirt Hoischen gekauft und darin eine Gaststätte eröffnet. Durch Anbauten kamen noch eine Bäckerei, eine Kolonialwarenhandlung und die Post hinzu. Der spätere Saal wurde vor dem Zweiten Weltkrieg als Kindergarten genutzt.
Längst ist die urige Kneipe mitten im Ort für die Eheleute zu einem Hobby geworden. "Die Zeiten sind anders geworden. Die Menschen gehen weniger aus und die jungen Leute fahren nach Paderborn. Und auch das Rauchverbot sorgt für Umsatzeinbußen, weil die Gespräche zum Rauchen draußen unterbrochen werden müssen", schildert der 62-Jährige. So geht Heinz Bergschneider seit 1992 einer anderen Tätigkeit nach. Zudem hat er den früheren Saal verschiedenartig verpachtet.
Früher sei es wesentlich familiärer in der Gaststätte zugegangen, sagt der gebürtige Dörenhagener. Da hätten Malocher, Rentner und Bürgermeister noch zusammen an der Theke gesessen. Gut in Erinnerung ist aus den 80er-Jahren noch der bereits verstorbene Pfarrer Durstewitz. "Der saß einmal im Monat an der Theke und gab immer jedem Neuankömmling ein Bier aus", weiß Heinz Bergschneider.
In den 70er- und 80er-Jahren hatte Bergschneider die Gaststätte bereits um 10 Uhr geöffnet. Die Resonanz war groß. "Wenn die Leute keine Lust zur Arbeit hatten, saßen sie an einem Montagmorgen schon an der Theke", erinnert sich Brigitte Bergschneider. Da mussten noch die Arbeitgeber kommen, und die Gäste darum bitten, zum Dienst zu erscheinen, fügt die gelernte Großhandelskauffrau hinzu. Bis zum Jahr 2000 hat sie in ihrer Gaststätte für das Essen gesorgt. Ihre Schweinshaxen im Herbst waren legendär und lockten sogar Gäste aus Paderborn an. Seit 2000 wird die Gaststätte nur noch als Kneipe geführt.
Auch zwei Prominente verloren sich im beschaulichen Dörenhagen. So war einmal der frühere RTL-Moderator Hans Meier mit viel Hunger von Kassel kommend von der Autobahn abgebogen und landete schließlich in der Gaststätte "Zur alten Post".
In den 80er-Jahren stand eines Tage zur Verblüffung aller der damals erfolgreiche Sänger Gunter Gabriel in der Tür, holte seine Gitarre raus und sang "Hey Boss, ich brauche mehr Geld". "Der hat sich hier drei bis vier Stunden aufgehalten, die Kneipe war voll besetzt", erinnert sich Heinz Bergschneider. "Der ehemalige Zehnkampf-Weltrekordler Kurt Bendlin wohnte in Dörenhagen und war ein Freund von Gabriel", erläutert der Wirt.
Noch heute ist seine Kneipe das Vereinslokal vom Schützenverein, dem Musikverein und dem Edelweißclub. Dort ist Heinz Bergschneider Vorsitzender. Auch der Ramschclub RC 88 spielt dort einmal im Monat Karten.
So lange es geht, will der 62-Jährige auch weiterhin hinter der Theke stehen. Viele Leute haben in seiner über 42-jährigen Tätigkeit ihr "Herz ausgeschüttet". "Die Gesellschaft mit Leuten macht mir Spaß. Ich hören ihnen gerne geduldig zu und duze jeden", sagt er.
Einen Nachfolger gibt es nicht. Die beiden erwachsenen Söhne haben sich beruflich anders orientiert.