Mbappé, Griezmann & Co. lernen im Kreis Paderborn, Leben zu retten

Bad Lippspringe/Mainz. &bdquo;Ich habe Mbappé trainiert!“ Klar, ein Didier Deschamps kann das von sich behaupten, oder ein Thomas Tuchel, der mal Coach bei Paris Saint-Germain war. Aber ein Ralf Huth aus Mainz? Klingt unglaublich, ist aber wahr: Der Mainzer Oberarzt hat mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und den anderen Stars der französischen Nationalmannschaft im Basecamp von Bad Lippspringe ein Training absolviert. Allerdings übte er mit den Weltklasse-Kickern in ihrem EM-Quartier im Parkhotel weder Fallrückzieher noch Torschüsse. Auf dem Trainingsplan standen Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung, kurz: Wiederbelebung. Die Sache hat einen ernsten Hintergrund. Während der Fußball-Europameisterschaft 2021 erlitt der dänische Nationalspieler Christian Eriksen auf dem Platz einen Herzstillstand. Er überlebte knapp, spätestens nach diesem dramatischen Vorfall war aber klar: Ein plötzlicher Herzstillstand kann wirklich jeden treffen, auch junge, durchtrainierte Menschen, auch Profi- und Leistungssportler. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von UEFA (@uefa_official) &bdquo;Get Trained, Save Lives“ (&bdquo;Lass dich ausbilden und rette Leben“) heißt die großangelegte Kampagne, die die UEFA und der Europäische Rat für Wiederbelebung für die EM 2024 starteten. Im Vorfeld wurden bereits tausende Mitarbeiter, Volunteers, Schiedsrichter und Sportler in Reanimation unterrichtet, auch die Nationalmannschaften sind in die Aktion eingebunden – sie sollen mit gutem Beispiel vorangehen. Ein Bayern-Spieler ist ganz eifrig &bdquo;Wir haben die Franzosen gekriegt“, erzählt der Mainzer Oberarzt und Kinderintensivmediziner Ralf Huth. Er setzt sich schon lange für eine großflächige Verbreitung von Laien-Reanimationstrainings ein, kein Wunder also, dass die Kampagnen-Macher auf ihn zukamen, als Freiwillige gesucht wurden. Huth stellte ein kleines Team zusammen und reiste mit dem Kinderkrankenpfleger David Horstmann und dem Medizinstudenten Christian Dietze, beide erfahrene Reanimationstrainer, nach Bad Lippspringe. &bdquo;Wir könnten ein Buch schreiben über das, was wir erlebt haben“, grinst Huth. Angefangen bei der abenteuerlichen Anreise bis zu dem Erlebnis, die ganz großen Stars wie Kylian Mbappé einmal hautnah zu erleben. &bdquo;Der ist wirklich nett, hat sich sogar Zeit für ein Selfie genommen“, berichtet David Horstmann. Und auch beim Reanimationstraining habe sich der Wunderknabe geschickt angestellt. Am eifrigsten bei der Sache sei aber Bayern-Spieler Kingsley Coman gewesen, erzählt Huth. &bdquo;Von dem würde ich mich glatt reanimieren lassen.“ Zu Beginn der Übungsstunde hätten sich die Profis noch etwas reserviert gezeigt, seien dann aber doch schnell aufgetaut. Und dann war da Nationaltrainer Didier Deschamps, der aufpasste, dass seine Spieler auch alle schön mitmachten. &bdquo;Auch den ganz großen Stars ist klar, wie wichtig dieses Training ist“, sagt Huth. &bdquo;Wenn auf dem Platz einer ihrer Kollegen plötzlich umfällt, sind sie schließlich diejenigen, die am nächsten dran sind und helfen können. Und bekanntlich zählt bei einem Herzstillstand jede Sekunde.“ Fußballstars als Vorbilder Genauso wichtig wie das eigene Erlernen ist bei den Stars aber natürlich der Vorbildcharakter: Wenn ein Antoine Griezmann lernen will, wie Wiederbelebung geht, wollen das – hoffentlich – auch viele Fans. Auch deshalb unterstützen Stars die Kampagne, etwa, indem sie in Werbespots auftreten. &bdquo;Eine Europameisterschaft ist natürlich eine fantastische Möglichkeit, für Laien-Reanimationstrainings zu werben“, erklärt Huth, &bdquo;kaum sonst hätten wir so viele Menschen erreichen können.“ Lesen Sie auch: Alle Infos zur EM 2024: Frankreich und Mbappé in Paderborn und Bad Lippspringe Da nimmt man natürlich gerne ein paar kleine Unannehmlichkeiten in Kauf – und was wäre ein solches Abenteuer ohne ein paar Pleiten, Pech und Pannen? &bdquo;Es ging schon bei der Ankunft los“, schmunzelt Ralf Huth. Denn als er und seine Mitarbeiter am Mannschaftsquartier in Bad Lippspringe ankamen, ließ die Security die Mainzer erst einmal nicht ins Hotel: &bdquo;Es gab kein Erbarmen, für die Nacht mussten wir uns eine andere Unterkunft suchen.“ Am nächsten Morgen dann Panne Nummer zwei: Auf der Fahrt zum Hotel gab Huths Bus den Geist auf, musste abgeschleppt werden. Und auf einmal stand kurz noch die ganze Veranstaltung auf dem Spiel, weil einige Kicker einen Infekt auskurierten. Als ihn dann aber Coach Deschamps (mit &bdquo;Ghettofaust“ statt Handschlag, wegen der Grippe) begrüßte, wusste Huth: Das Pauken französischer Vokabeln war nicht umsonst gewesen. Sein Resümee: &bdquo;Die Aktion war ein voller Erfolg.“ Das fanden auch die Franzosen, die sich mit einem herzlichen &bdquo;Merci“ bedankten. Und einem warmen Mittagessen. Anmerkung der Redaktion: Die Autorin ist Redakteurin der Allgemeinen Zeitung in Mainz, dort ist der Text zuerst erschienen.

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