Senne-Bürgermeister beschweren sich in Berlin über die Briten

Bad Lippspringe. Der Streit über die offenbar zunehmende Nutzung des Truppenübungsplatzes Senne geht in die nächste Runde. In zwei fast gleichlautenden Briefen haben jetzt der Bad Lippspringer Bürgermeister Ulrich Lange und sein Schlänger Amtskollege Marcus Püster (beide CDU) das Verteidigungsministerium in Berlin um politische Unterstützung gebeten. Den britischen Streitkräften wird in den Schreiben konkret vorgeworfen, die Anrainergemeinden nicht oder nur unzureichend über Pläne zu informieren. Die Briten bestreiten dies und sehen ihre Anliegen durch völkerrechtliche Verträge gedeckt. Sie haben sogar neue Pläne. Lange und Püster können sich noch an bessere Zeiten erinnern: &bdquo;In der Vergangenheit hat es einen regelmäßigen, bisweilen auch offenen Austausch der Briten mit den Anrainerkommunen gegeben", heißt in den Schreiben. Die Situation heute sei eine ganz andere: &bdquo;Offenbar wollen die britischen Streitkräfte den Truppenübungsplatz wieder intensiver nutzen, ohne jedoch die Beteiligten über ihre Pläne zu informieren oder eine mögliche Strategieänderung bei der Nutzung offen zu kommunizieren." Mike Whitehurst, Sprecher der britischen Armee, verweist auf Wechsel im Führungspersonal der Briten in Sennelager, betont aber, dass es dennoch Informationen der Armee an die Anrainer gegeben habe. Eine weiterer Austausch aller Beteiligten sei für den Beginn des neuen Jahres geplant. Dann werden die Briten vielleicht auch über die neue Bezeichnung Deutschlands als eines ihrer Militär-Drehkreuze mit dem Zentrum Sennelager sprechen. Die Anlage soll den Titel &bdquo;NATO forward holding base" tragen. Truppen näher an Russland Wie berichtet, hatte Verteidigungsminister Ben Wallace im Londoner Unterhaus eine Schrumpfkur für die Armee vorgestellt. Dennoch sollen rund 250 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge flankiert von Lastwagen und anderem Material in Sennelager stationiert werden. In britischen Medien heißt es, Großbritannien wolle Truppen näher in Richtung Russland positionieren – für den Fall einer Auseinandersetzung. Armeesprecher Whitehurst sagt, dass mit den Plänen aktuell kein erneuter Aufbau von Truppen am Standort verbunden sei. Derzeit seien rund 200 britische Soldaten hier stationiert. Sie werden immer wieder flankiert von Einheiten aus NATO-Partnerländern, die zu Übungszwecken in die Senne kommen. Noch bis Freitag übt eine schnelle NATO-Eingreiftruppe vor Ort. Laut den Bürgermeistern Lange und Püster hat die Zahl an Beschwerden über erhebliche Lärmbelästigungen &bdquo;aktuell wieder signifikant zugenommen".Mehrfach hätten die Kommunen deshalb das Gespräch mit den Briten gesucht. Leider sei es &bdquo;beim Austausch von Höflichkeiten und der Mitteilung von Allgemeinplätzen geblieben", heißt es nun im Brief nach Berlin. Sie bemängeln, dass mit der geplanten Einzäunung des Senne-Fluplatzes an der B 1 Fakten geschaffen werden sollten. Lange betont in seinem Schreiben zusätzlich, dass Bad Lippspringe als staatlich anerkanntes Heilbad und heilklimatischer Kurort der Premium Class einen bundesweit sehr guten Ruf genieße. Sollte – wie von ihm befürchtet – das militärische Engagement der Briten auf dem Truppenübungsplatz weiter zunehmen, sieht er &bdquo;die wirtschaftliche Zukunft unseres Gesundheits- und Tourismusstandortes ernsthaft in Gefahr". Das intransparente Verhalten der britischen Streitkräfte, darin sind sich Lange und Püster einig, habe bereits zu &bdquo;nachhaltigen Störungen in den gegenseitigen Beziehungen und zu einer stark abnehmenden Akzeptanz militärischer Aktivitäten" geführt. "Die Angelegenheit ist dringend" Ans Bundesverteidigungsministerium appellieren beide &bdquo;um Mitwirkung in dieser Angelegenheit". Die Schreiben enden mit einem Wunsch ans Ministerium: &bdquo;Bitte lassen Sie mich möglichst zeitnah wissen, welche Möglichkeiten für einen offenen Dialog bestehen. Gerne unter Moderation des Bundesverteidigungsministeriums." Adressat des Schreibens ist die geschäftsführende Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. &bdquo;Die Angelegenheit ist unserer Ansicht nach dringend und duldet keinen Aufschub – und das unabhängig davon, wer das Amt jetzt oder in Zukunft bekleidet", machte Lange im Bad Lippspringer Haupt- und Finanzausschuss deutlich.

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