Vermisste Scarlett S.: Warum jetzt die Staatsanwaltschaft ermittelt

Bad Lippspringe/Landkreis Waldshut. Fröhlich und lebenslustig schaut die junge Frau in die Kamera. Inmitten der Natur strahlt sie über das ganze Gesicht, die blonden Haare fallen ihr über die Schultern. Es ist Scarlett S. aus Bad Lippspringe, 26 Jahre alt - und spurlos verschwunden. Das beschriebene Bild gehört zu jenen Fotos, mit denen Polizei und Familie nach ihr suchen - doch seit dem 10. September 2020 gibt es kein Lebenszeichen mehr von der passionierten Wanderin, die damals alleine im Schwarzwald unterwegs war. Nach der jungen Frau wurde mit Hubschraubern, Flugzeugen, Drohnen, einer Wärmebildkamera und Hunden gesucht. Die Bergwacht lief ihre geplante Wanderroute ab, es gab eine groß angelegte Öffentlichkeitsfahndung, Kontaktpersonen und mögliche Zeugen wurden befragt. Doch von Scarlett fehlt weiterhin jede auch noch so kleine Spur. Dass sie noch lebt, das glauben zumindest die Ermittlungsbehörden schon lange nicht mehr. Knapp zwei Wochen nach Scarletts Verschwinden wurde die Suche nach der Lippspringerin eingestellt. Vermutet wird, dass die junge Frau in dem teils steilen Gelände der Wanderstrecke verunglückt ist, möglicherweise in einem Gebiet mit Funklöchern - ihr Handy konnte nicht geortet werden. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass sie abseits des Weges abgestürzt ist", hieß es damals von der Polizei. Sie beschrieb die Wanderstrecke als "alpines Gelände". Teilweise gehe es abseits des Weges 30 bis 40 Meter in die Tiefe. Dort sei es sehr bewuchert und somit nicht leicht erkennbar, ob jemand hinunter gefallen sei. Eine vergleichbare Situation habe es noch nicht gegeben. Mittlerweile liegt der Vermisstenfall nicht mehr bei der Polizei Paderborn, sondern bei der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen. Sie hat aufgrund einer eingegangenen Anzeige ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Diese habe ins Spiel gebracht, dass Scarlett umgebracht worden sein könnte. Belastbare Hinweise auf ein Gewaltverbrechen hätten weder die bisherigen noch die laufenden Ermittlungen aber nicht ergeben, heißt es dazu auf NW-Anfrage von der Staatsanwaltschaft. Schon im vergangenen Jahr hatte die Polizei eine Straftat ausgeschlossen und war stets von einem Unglück ausgegangen. Die Familie gibt nicht auf Das ist der Stand bei den Behörden. Familie, Freunde und auch viele Menschen, die Scarlett überhaupt nicht kannten, haben die Suche nach der 26-Jährigen noch nicht aufgegeben. Schon kurz nach ihrem Verschwinden wurden die Facebook-Seite "Bitte findet Scarlett" sowie entsprechende Kanäle auf Instagram und Youtube ins Leben gerufen, die im Namen der Familie betreut werden. Dort werden immer wieder Aufrufe geteilt, Suchgebiete ausgewählt und Aktionen koordiniert sowie Bilder gesichtet, die von Wanderern hochgeladen werden. Erst vor wenigen Tagen verteilten freiwillige Helfer Flyer in dem Ort Todtmoos, wo Scarlett zuletzt gesehen worden war. Alles ohne Erfolg. Die als geübte Wanderin beschriebene Bad Lippspringerin sei öfter alleine unterwegs gewesen, heißt es. So auch im September 2020, als sie die rund 120 Kilometer lange Route von Stühlingen nach Wehr (Kreis Waldshut), den sogenannten Schluchtensteig, bewältigen wollte. An einem Donnerstagmorgen schrieb sie im Ort Todtmoos noch Freunden per Whatsapp und kaufte in einem Supermarkt ein. Eine Videoaufzeichnung zeigt sie in voller Wandermontur. Ab 10.11 Uhr gibt es kein Lebenszeichen mehr von Scarlett. Ein Jahr der schrecklichen Ungewissheit. "Unsere Welt steht Kopf" Für ihre Familie ist seit dem Moment, wo die als verlässlich geltende Scarlett nicht wie verabredet bei einer Freundin auftauchte, nichts mehr so wie es war: "Unsere Welt steht Kopf." Mit diesen Worten wendeten sich die Angehörigen im Juni auf der Facebook-Seite an die Nutzer. Normalerweise äußern sie sich nicht öffentlich. Doch im Sommer richteten sie ausdrücklich einen Dank an all jene, "die nicht aufgeben und uns unterstützen. Scarlett wäre sehr berührt, wenn sie wüsste, wie viele tolle Menschen nach ihr suchen und uns unterstützen." Die Familie sei es auch. "Es kann nicht sein, dass das eigene Kind zur Erinnerung wird und einfach spurlos verschwindet. Diese Angst, dass ihr etwas Unfreiwilliges passiert ist, macht diese Situation so unerträglich. Was wir tun können, haben wir versucht und tun das auch weiterhin, in der Hoffnung, dass sich alles zum Guten aufklärt." Zum Schluss bitten sie alle, gesund zu bleiben, sich nicht selber in Gefahr zu bringen und "helft weiterhin mit, dass Scarlett nicht in Vergessenheit gerät." Mit diesem Video wird auf Youtube auf den Fall aufmerksam gemacht und um Hinweise gebeten:

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