Zu wenig Hausärzte in Bad Lippspringe

Bad Lippspringe. Überfüllte Wartezimmer oder lange Fahrten zur nächstmöglichen freien Hausarzt-Praxis sind für viele Menschen in ländlichen Gebieten bereits Realität. In Bad Lippspringe kommen auf einen Hausarzt etwa 2.800 Bewohner, das sind laut Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) je Hausarzt gut 1.000 Patienten zu viel. Stadtratspolitiker suchen nach Möglichkeiten, dem Trend entgegenzuwirken, und ziehen dabei auch das leer stehende Auguste-Viktoria-Gebäude in Betracht. Bürgermeister Andreas Bee sieht das Problem der Hausarztsituation auf dem Lande – einem kommunal betriebenen Medizinischem Versorgungszentrum erteilt der Bürgermeister jedoch eine klare Absage. Ein Ärztehaus im Auguste-Viktoria-Stift Die Ratsfraktion der Linken will zur Verbesserung der Hautarzt-Versorgung das Auguste-Viktoria-Stift nutzen lassen. &bdquo;Möglich wäre dort zum Beispiel ein Ärztehaus, in denen mehrere Praxen unterkommen könnten", sagt Mehmet Ali Yesil, Linke-Ratsfraktionsvorsitzender. Für eine der nächsten Ratssitzungen wollen die Linken einen Antrag stellen: Danach solle die Verwaltung ein Konzept für ein kommunales Ärztehaus in den Räumen des Auguste-Viktoria-Stifts (AVS) entwickeln. &bdquo;Im AVS stehen genügend Räumlichkeiten zur Verfügung", bekräftigt Yesil den Antrag auf NW-Anfrage. &bdquo;Die Auguste ist eine gute Chance, die gegen den Ärztemangel genutzt werden sollte." Kurt Süpke von der SPD fordert, dass Bad Lippspringe und die benachbarte lippische Gemeinde Schlangen beim Kampf gegen Ärztemangel kooperieren sollen, um ein gemeinsames Medizinisches Versorgungszentrum ermöglichen. &bdquo;Ob dabei letztlich ein Ärztehaus oder ein MVZ heraus kommt, müsste man dann noch genau gucken", sagt Süpke. Bürgermeister Bee ist gegen kommunal betriebenes MVZ Bürgermeister Andreas Bee gibt einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) unter kommunaler Hand eine klare Absage: &bdquo;In Bad Lippspringe wird es kein kommunales MVZ geben." Das sei auch mit dem Stadtrat so abgestimmt. &bdquo;Ein eigenes MVZ lässt sich kostendeckend nicht darstellen", sagt Bee weiter. &bdquo;Wenn ein Investor kommt und sogar Räume im Auguste-Viktoria-Stift nutzen möchte, dann können wir gerne darüber reden. Die Stadt wird aber kein MVZ betreiben." SPD-Mann Kurt Süpke kann die Bedenken des Bürgermeisters verstehen. &bdquo;Es gibt wenige Medizinische Versorgungszentren, die von Städten geführt werden und finanziell keine Probleme bereiten. Da kann ich schon verstehen, dass sich die Stadt kein Klotz ans Bein binden möchte", sagt er. &bdquo;Aber in irgendeiner Form müssen wir auch als Stadt tätig werden, denn die Ärzte kommen nicht von alleine." 100.000 Euro von der Stadt für Praxisneugründung Bee: &bdquo;Wir können keine Ärzte herbeizaubern." Sollte sich ein Arzt melden, der am Standort Bad Lippspringe interessiert sei, dann würde vonseiten der Stadt alles getan, um ihn möglichst gut beim Aufbau einer Praxis zu unterstützen. Seit zwei Jahren setze die Stadt in jedem neuen Haushalt 100.000 Euro zur Unterstützung von neuansiedelnden Ärzten fest. &bdquo;Bisher wurde das Geld aber nicht nachgefragt", sagt Bürgermeister Andreas Bee. Kommunal betriebene MVZ gibt es übrigens bereits in Schleswig-Holstein, Hessen und Niedersachsen - in NRW noch nicht. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe rechnet Bad Lippspringe statistisch zum sogenannten Mittelbereich Paderborn gemeinsam mit den Kommunen Paderborn, Hövelhof, Altenbeken, Borchen, Lichtenau und Salzkotten. Die KV rechnet mit einem Verhältnis von 1.671 Einwohnern pro ansässigem Hausarzt. Gesehen auf den Mittelbereich Paderborn gebe es genug Hausärzte, nicht aber einzeln gesehen, beispielsweise in der Stadt Bad Lippspringe. Hier müsste es demnach zehn Allgemeinmediziner geben. Bereits im vergangenen Jahr hat das NRW-Gesundheitsministerium 120 Kommunen des Landes gelistet, deren hausärztliche Versorgung bedroht sei. Neben Bad Lippspringe sind auch Lichtenau und Büren im Kreis Paderborn betroffen. Bad Wünnenberg und Altenbeken seien demnach zumindest mittelfristig gefährdet.

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