Die Pünktlichkeit bleibt

Thomas Appenzeller ist seit 18 Jahren in der ganzen Welt zu Hause / Vom Schiffskoch zum Hotel-Direktor

25.04.2006 | 04.02.2015, 11:49

Bad Oeynhausen/Durban. Thomas Appenzeller ist auf dem Sprung. Auf dem Sprung gen Süden. In wenigen Wochen kehrt der Bad Oeynhausener in seine zweite Heimat zurück. Südafrika. "Ich werde mit meiner Lebensgefährtin in Durban ein Bed and Breakfast eröffnen", sagt der 45-Jährige. Bereits 1987 lebte der Oberbecksener schon einmal dort. Dazwischen folgten Jobs auf Kreuzfahrtschiffen und zuletzt in Las Vegas.

Koch hat Thomas Appenzeller in jungen Jahren in den Wittekindstuben in Bad Oeynhausen gelernt. Dann zog es ihn in die weite Welt. "Zuerst war ich auf dem Kreuzfahrtschiff Royal Sky als Küchenchef", erinnert er sich. Danach folgten zwei Jahre "Landgang" in Durban bevor er wiederum fünf Jahre auf See ging.

"Das reichte dann. Ich musste mal wieder Land sehen", sagt er lachend. Und weil ihn Afrika derart fasziniert hatte, ging es auch diesmal zurück nach Durban. "Ich habe als Food-Broker gearbeitet und dadurch das ganze Land kennen gelernt." Der Koch kam schnell auf eine Millionen Rand Umsatz pro Monat. Mit dem Geld hatte Appenzeller die Grundlage für ein Erlebnisrestaurant, eine Sportsman-Bar, in der alle Sportübertragungen auf einer Großbildleinwand gezeigt wurden.

Doch den 45-Jährigen zog es ein weiteres Mal aufs Schiff. "Irgendwie hat es mir aber nicht mehr gefallen", sagt er und zuckt die Schultern. Darum ging er in Alaska von Bord und auf Einladung eines alten Freundes nach Las Vegas. Inzwischen hatte sich der Bad Oeynhausen vom Koch hochgearbeitet und bekam das Angebot eines Assistenten des Hoteldirektors. "Bis ich schließlich selbst Hotel-Direktor wurde." Das war vor fünf Jahren.

Und was macht ein Hotel-Direktor anderes: er geht zurück aufs Schiff. Dream, Sky, Crown ?" alle hat er durch. "Irgendwann kommt aber so ein Punkt, da geht es nicht mehr weiter." Den hat Appenzeller erreicht. Und sich entschieden, zurück in das Heimatland seiner Lebensgefährtin zu ziehen. "Einmal im Jahr war ich immer in Südafrika", sagt er. Entweder man liebe oder man hasse Afrika. Bei ihm ist es offensichtlich Liebe.

Zurzeit macht Thomas Appenzeller einen Zwischenstopp bei seinen Eltern in Oberbecksen. Auch in die Kurstadt ist er mindestens einmal pro Jahr gereist. "Und meine Eltern haben mich überall besucht." So richtig hat er sich an das Leben in Bad Oeynhausen noch nicht wieder gewöhnt. "Den Regen vertrage ich nicht mehr", sagt er lachend.

Ein Bed and Breakfast in Südafrika ?" Thomas Appenzeller hat genaue Vorstellungen von seiner neuen Aufgabe. In der Nähe des Meeres sollte das neue Haus liegen. Denn: "Wenn ich nicht auf dem Wasser unterwegs war, habe ich immer direkt daneben gewohnt." Thomas Appenzeller schmunzelt. Noch habe der Makler allerdings kein passendes Objekt gefunden. In der Schule begann für den Bad Oeynhausener der Traum von der großen weiten Welt. "In der Berufsberatung habe ich ein Bild von einem Schiffskoch gesehen und gewusst, das will ich machen. Denn Fernweh habe ich schon immer gehabt."Doch zu einem solchen Leben müsse man wohl geboren sein, überlegt er.

Bis auf Australien und Neuseeland hat Thomas Appenzeller alles von der Welt gesehen, wie er sagt. "Aber der Kontinent reizt mich auch nicht." Sein Traum spielt eher in Südafrika. Wobei ihm auch Hawaii, Mexico und die Philippinen gefallen haben. "Südafrika ist nicht so umständlich wie Deutschland." Thomas Appenzeller überlegt: "Aber vielleicht war ich auch einfach zu lange weg." Beibehalten habe er lediglich die Pünktlichkeit, wie er schmunzelnd zugibt. Ansonsten sei er flexibler geworden. "Man bekommt ein anderes Lebensgefühl."

Aufgefallen ist ihm vor allem die "Unfreundlichkeit" in einigen Geschäften. "Während man sich in Amerika an die Überfreundlichkeit gewöhnen muss, gibt es in Deutschland oft pampige Töne." Es fehle einfach oft ein nettes Wort für den Kunden.

Momentan genießt der 45-Jährige den "Urlaub" daheim. Lässt sich mit Spätzle bekochen oder kreiert in der Küche etwas ganz Scharfes mit Chili: "Ich bin ein richtiger Chili-Fan. Essen muss einfach scharf sein. Und am besten schmeckt der mexikanische Curry." In wenigen Wochen geht Thomas Appenzeller zurück nach Südafrika. Spätestens im Sommer will er dann sein neues kleines Hotel eröffnen. "Das Wetter ist dort einfach besser als hier", sagt er lachend. Denn Regen gibt es dort so gut wie nie.


Mehr zum Thema