Bad Oeynhausen/Vila Velha. 100 Meter bis zum Strand, sommerliche Temperaturen und viele historische Gebäude ?" die neue Heimat von Paul Weberbauer ist einfach traumhaft. Seit 18 Jahren lebt der ehemalige Bad Oeynhausener, der in diesem Monat 83 Jahre alt wird, in Brasilien. In Vila Velha an der Atlantikküste hat er mit Ehefrau Marly und Sohn Paul Hugo eine neue Heimat gefunden.
In Königsberg (heute Kaliningrad) geboren kam Paul Weberbauer 1946 nach Bad Oeynhausen. "Von 1967 bis zu meinem Ruhestand 1988 war ich Vertreter des Kurdirektor Alfred Dole", erzählt Weberbauer. Damals war die Zeit für einen Ortswechsel gekommen. "Meine Frau Marly ist in Brasilien geboren und ihre Eltern und Geschwister leben hier in Vila Velha im Bundesstaat Espirito Santo, was übersetzt Heiliger Geist bedeutet." Also siedelte die Familie 1988 ins warme Brasilien um. "Nunmehr sind wir mit unserem Haus 100 Meter vom Atlantik entfernt."
Eigentlich hatte Paul Weberbauer nur gute Erinnerungen an Bad Oeynhausen. Er behielt weiterhin das vom Staatsbad gemietete Haus an der Sielallee und kam jedes Jahr zu Besuch nach Deutschland. Bis im November 1993 "mein ehemaliger Kollege, der spätere Kurdirektor Wolfgang Schmidt, ohne eine Kündigung auszusprechen, unser Haus ausgeräumt hat", sagt Paul Weberbauer verärgert. Er habe die verbliebenen Möbel einfach in einem feuchten Keller eingelagert. "Nach diesem Geschehen sind wir nur noch 1994 und 1998 in der Kurstadt gewesen."
Sohn Paul Hugo, 1982 geboren, hat nach einem Jahr Grundschule in Bad Oeynhausen seine Schulkarriere in Brasilien fortgesetzt. "Und an der hiesigen Universität das Jurastudium in der ersten Phase beendet", sagt Weberbauer senior. In wenigen Wochen wird er nun sein Studium an der staatlichen Universität in Recife abschließen.
An viele Dinge hat sich Paul Weberbauer in Brasilien erst gewöhnen müssen. "Die Temperatur", fällt dem rüstigen Rentner dabei als erstes ein. "Der Unterschied ist enorm. Obwohl er durch die Nähe unseres Hauses zum Meer gemildert wird." Doch zurzeit habe in Brasilien der Sommer begonnen und die Temperaturen liegen bei etwa 37 Grad Celsius. "Im Auto haben wir 56 Grad gemessen." Da kommt der Bad Oeynhausener schon beim Lesen ins Schwitzen. Und noch etwas ist Paul Weberbauer in seiner neuen Heimat aufgefallen: "Man sollte wenigstens etwas Portugiesisch sprechen, wenn man ohne einheimische Begleiter hier Urlaub macht."
Espirito Santo ist ein Stück Brasilien, das bisher nur von wenigen ausländischen Touristen besucht wurde. "Hierher kommen lediglich Urlauber aus Uruguay und Argentinien." Und auch die Badeorte würden überwiegend von Brasilianern besucht. "Ab und zu legen Kreuzfahrtschiffe im Hafen an", hat Paul Weberbauer beobachtet. Die Passagiere besuchten dann die Städte Vitoria (Hauptstadt) und Vila Velha. "Alte Stadtteile, sehr alte Kirchen und ein Jahrhunderte altes Kloster auf der Spitze eines Berges, der die beiden Städte überragt, werden dann besucht."
Wer länger bleibt, sollte allerdings eine Bahnfahrt durch das Landesinnere nach Belo Horizonte nicht verpassen. Dabei dauert eine Strecke allerdings schon elf Stunden. "Wer für ein bis zwei Tage bleibt hat dann wenigstens etwas von der Schönheit der brasilianischen Landschaft gesehen." Wer jedoch Brasilien kennen lernen wolle, der müsse nicht nur die Küste ?" zirka 7.400 Kilometer lang ?" besuchen, sondern auch das Hinterland mit den Wasserfällen von Foz do Iguaçu und die wilde Schönheit des Pantanals und des Amazonas."
Paul Weberbauer ist von Brasilien derart fasziniert, dass es ihm schwer fällt, nur von Espirito Santo zu schwärmen. "Es ist im Verhältnis zum Großraum Brasilien ein sehr kleines Land mit einer Fläche von 46.000 Quadratkilometern und zirka vier Millionen Einwohnern." Aber es sei auf jeden Fall immer eine Reise wert, wie er betont.