Bad Oeynhausen/Philadelphia. Gereist ist Christian Dick schon immer gern. "Solange ich denken kann", sagt er lachend. Vor allem die USA haben ihn sein Leben lang fasziniert. Vor sechs Jahren dann verwirklichte er seinen großen Traum: der 38-Jährige zog nach Amerika. "Es war einfach Zeit für einen Tapetenwechsel", sagt er. Sechs Monate sollten es anfangs in Philadelphia werden. Doch schon am ersten Tag stand für Christian Dick fest: "Ich bleibe."
Die Reiselust der Eltern scheint auf den Bad Oeynhausener übergegangen zu sein. "Dank ihnen habe ich schon während der Schulzeit viel von Deutschland und Europa gesehen", erinnert sich Christian Dick. Doch der Sprung über den Atlantik habe lange auf sich warten lassen. Erst nach Realschule und Immanuel-Kant-Gymnasium ging Dick für ein Auslandssemester nach Buffalo. "Von dort ging?s dann zurück an die Uni Dortmund zum BWL-Studium." Dann die Chance auf einen Ortswechsel: "Nach fünf Jahren als Unternehmensberater in Deutschland kam die Chance zum endgültigen Umzug in die USA." Und damit auch die Verlagerung des Aufgabenschwerpunktes: "Von der Beratungstätigkeit beim Kunden hin zur internen Aus- und Weiterbildung bei IBM." Heute koordiniert Christian Dick ein weltumspannendes Team mit neun Mitarbeitern aus Europa, Amerika und Asien. "Training, Wissensmanagement und Methoden für den Service-Bereich Financial Management", zählt er auf.
Christian Dick fühlt sich sichtlich wohl im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Der gebürtige Eidinghausener hat gelernt, dass "globales Arbeiten so viel Spaß macht, wie ich es mir erhofft hatte." Gelernt habe er aber auch, dass die Erde rund sei und es in Amerika keinen wirklichen Feierabend gebe. "Amerikaner arbeiten viel, und sechs Wochen Urlaub, wie in Deutschland, kennt man hier nicht", erzählt der 38-Jährige. Urlaub nähmen die Meisten nur wochenweise. "Ich persönlich nutze die Zeit für Kurzbesuche in meiner Heimat oder um die USA und die angrenzenden Nachbarländer zu erkunden."
Die Golfküste von Mexiko oder der Grand Canyon im Westen der USA - Christian Dick hat seine Favoriten längst gefunden. Und auch seine große Liebe: Lena Flower. Sie hat er geheiratet und mit ihr reist er zu den schönsten Zielen seiner neuen Heimat. "Den Grand Canyon muss man einfach gesehen und am besten bewandert haben", sagt er schwärmend. Mit einem Höhenunterschied von 1.500 Metern vom Südrand bis hinunter zum Colorado River - auf einer Strecke von 16 Kilometern - die nur zu Fuß oder per Maultier erschlossen werden, ist "diese Wanderung nicht nur ein sportliches Ereignis sondern auch eine Sehenswürdigkeit, die ihresgleichen sucht."
Seit sechs Jahren lebt Christian Dick mit seiner Frau Lena mitten in "Philly", wie er seine neue Heimat liebevoll nennt. "Nur einen Steinwurf vom Kunstmuseum entfernt - besser bekannt aus Sylvester Stallones Auftritt in "Rocky"." Im Vergleich zu Bad Oeynhausen liegt Philadelphia viel weiter südlich, hat heiße und schwüle Sommer, aber auch bitterkalte Wintermonate. "Im Kernbereich leben 1,5 Millionen Menschen, in der Region sogar mehr als sechs Millionen."
"Philly" gilt als eine der europäischten Städte der USA. Zu Recht, wie der 38-Jährige findet. "Die Stadt ist ein paar hundert Jahre alt und es gibt breite Fußwege und viele Parks. Und nicht zu vergessen - sogar Radwege." Die allerdings gewöhnungsbedürftig seien, da die Autofahrer dort den schlechtesten Ruf des ganzen Landes hätten.
Die Vielfalt in den USA ist es, die Christian Dick bemerkenswert findet. "Es gibt hier überall etwas zu entdecken, mit dem niemand rechnet", sagt er. "Der einzige Weg es herauszufinden ist, es sich mit offenen Augen selber anzuschauen." Und das, ja das, macht Christian Dick jeden Tag.