Die Pflicht der Japaner

Elina Minami (29) lebt und arbeitet seit sechs Jahren in Tokio / In zwei Jahren zurück nach Europa

Elina Minami fühlt sich wohl in Japan. |

15.11.2005 | 04.02.2015, 12:01

Bad Oeynhausen/Tokio. Hilfsbereit und freundlich - das ist es, was Elina Minami zu den Menschen in ihrer Wahlheimat Tokio einfällt. "Einmal wusste ich nicht, in welchen Zug ich umsteigen musste und habe einen anderen Passagier gefragt", erinnert sie sich. Und der stieg mal eben mit ihr aus und führte sie zum anderen Gleis: "Obwohl er gar nicht in meine Richtung musste." Seit sechs Jahren lebt die 29-Jährige in Japans Hauptstadt.

Zuerst ein halbes Jahr Japan, dann Kalifornien und dann drei Jahre "Royal Holloway", eine Uni nahe London - Elina Minami ist nach ihrem Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium herumgekommen. Und landete schließlich am Ausgangspunkt der Rundreise - in Japan. "Ich wollte die Landessprache meines Vaters lernen", sagt sie. Das ist Prof. Dr. Kazutomo Minami, der nach langjähriger Tätigkeit am Herzzentrum Bad Oeynhausen inzwischen ein Herzzentrum in Japan aufbaut.

Aus den geplanten Monaten sind Jahre geworden. "Mein erster Job war Conference Coordinator. Ich habe mitgeholfen, Kongresse und Seminare zu organisieren." Eine Zeit, in der die 29-Jährige viel vom Land gesehen hat. "Es war eine aufregende Zeit, aber sehr stressig." Arbeitszeiten von neun Uhr morgens bis kurz vor Mitternacht waren keine Seltenheit. Das liege daran, dass sich die Japaner verpflichtet fühlten, lange im Büro zu sitzen, obwohl sie ihre Arbeit längst erledigt hätten. "Das macht man gesundheitlich und psychisch nicht lange mit." Deshalb hat sie zwischenzeitlich an einer Sprachschule ihr Japanisch aufpoliert.

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"Jetzt bin ich wieder bei der ursprünglichen Firma und helfe bei anstehenden Projekten mit", sagt sie. Mal organisiert sie Filmfeste, mal Konferenzen, dann wieder arbeitet Elina Minami als Übersetzerin. "Ich kann bestimmen, wann und was ich arbeite."

Tokios Skyline ist die großer Hochhäuser. Mitten drin leben, dass kann sich Minami nicht vorstellen: "Wir wohnen in einer ziemlich ruhigen Gegend. Sonst hätte ich es hier nicht so lange ausgehalten", gibt sie lachend zu. Lange möchte sie allerdings nicht mehr bleiben. Sie und ihren Mann zieht es in "spätestens zwei Jahren" nach Europa zurück. Nach Frankreich. Die Heimat ihrer Mutter. "Das Leben hier in Tokio ist sehr aufregend, man trifft viele Leute, hat immer was zu tun", sagt sie. "Aber um eine Familie zu gründen, ist es nicht der richtige Platz. Zu viele Menschen auf zu engem Platz, und Lebenskosten, geschweige denn Erziehungskosten, die nicht gerade billig sind."

Der Blick auf Tokio.
Der Blick auf Tokio.

In Frankreich - Biarritz an der Atlantikküste - wollen die 29-Jährige und ihr Mann der Gesundheit frönen: "Berater für Gesundheit. Schließlich hat an Schönheit und Gesundheit jeder Interesse." Bereits jetzt haben die beiden in Japan diesen Job getestet. Und es läuft: "Wir beraten in Sachen Prävention, vertreiben Vitamine und Hautpflegeprodukte, machen kosmetische Gesichtsbehandlungen und arbeiten mit einem Stab von Fachleuten zusammen."

Elina Minami genießt das Leben in Tokio. "Wer hierher kommt, muss aufpassen. Hier kann man sehr schnell, sehr viel Geld ausgeben, weil alles unheimlich teuer ist." Aber auch kostenlos gebe es schöne Seiten zu entdecken: "In der Nähe gibt es einen Tempel, in dem Mönche trainieren. Dort können Besucher zuschauen, wie Zeremonien gefeiert werden und Rituale praktiziert werden."

Einmal im Jahr zieht es die 29-Jährige zurück in die Heimat: Weihnachten. "Das ist einfach am schönsten in Bad Oeynhausen", gibt sie zu. Schließlich lebt hier der Großteil ihrer Familie. In Bad Oeynhausen leben, das kann sich Elina Minami aber nicht mehr vorstellen.

Wenn auch Sie gebürtiger Bad Oeynhausener sind und im Ausland leben, melden Sie sich unter (0 5731)240050, oder per E-Mail unter lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de.