Ferientermine per Handzeichen

Wolfgang Weisenstein lebt seit 15 Jahren in der Schweiz

Wolfgang Weisenstein arbeitet als Luft- und Raumfahrttechniker. |

01.11.2005 | 04.02.2015, 12:01

Bad Oeynhausen/Mellingen. Schon in der Schule hat Wolfgang Weisenstein von Flügen zum Mond geschwärmt und jedes Buch in der Stadtbücherei, das nur annähernd mit dem Thema zu tun hatte, verschlungen. Heute lebt der 43-Jährige als Luft- und Raumfahrttechniker in Mellingen (Schweiz) und ist dank der NW noch immer auf dem Laufenden, was die Geschehnisse in seiner alten Heimat Bad Oeynhausen angeht.

Seit Mitte der 90er Jahre lebt und arbeitet Wolfgang Weisenstein in der Schweiz. Nach der Lehre als Elektro-Installateur, dem Dienst bei der Marine und dem Fach-Abitur an der August-Griese-Schule in Löhne studierte der gebürtige Bad Oeynhausener in Aachen Luft- und Raumfahrttechnik mit dem Schwerpunkt Triebwerkbau. "In den Weltraum habe ich es aber leider nicht geschafft", sagt er.

Stattdessen zog es den Eidinghausener nach Heidelberg, ins Kernforschungszentrum der ABB. "Eine schwedisch-schweizerische Firma, die ,Asea Brown Boveri?˜", erklärt er. Von dort ging?™s in die Schweiz. "Dort bin ich inzwischen Entwicklungs-Projektleiter Kraftwerksleittechnik und entwickle spezielle Software für die Optimierung industrieller Verbrennungsprozesse."

Durch den Einsatz der Technik könnten sie erreichen, dass weltweit der Verbrauch von fossilen Energieträgern und damit die Emissionen von Luftschadstoffen reduziert und gleichzeitig der Lebensstandard vieler Menschen angehoben würde. "Und das alles von einem kleinen Ort in der Schweiz mit Mitarbeitern aus allen europäischen Ländern. Ein schönes Gefühl", ist Weisenstein begeistert.

Mehr als 15 Jahre lebt Wolfgang Weisenstein inzwischen in der Schweiz. Vor drei Jahren hat er sich mit Frau und Kindern ein Häuschen in der Kleinstadt Mellingen gekauft, die zirka 17 Kilometer westlich von Zürich im Reusstal liegt. "Wir haben 4.300 Einwohner. Sind also nach deutschen Maßstäben nicht mehr als ein Dorf. Aber in der Schweiz ist alles kleiner und überschaubarer", sagt er schmunzelnd.

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NW-Serie: Bad Oeynhausener in aller Welt

Und noch etwas ist anders: die Selbstbestimmung. "Das führt manchmal zu kuriosen, aber auch lästigen Umständen." So sind zum Beispiel Dauer und Termin der Schulferien nicht auf kantonaler Ebene geregelt. "Bei uns werden die Termine von der Schulpflegschaft der einzelnen Gemeinden bestimmt."

Darin kann jeder Ortsbürger sitzen und mitstimmen. "Das kann dazu führen, dass, wenn eine Familie mehrere Kinder auf weiterführenden Schulen in anliegenden Städten hat, es sehr schwierig wird, gemeinsame Ferien zu planen." Und noch etwas wird per Handzeichen bei den Versammlungen bestimmt: die Höhe der Steuern. Ortsbürger seien übrigens nur Männer und auch nur die, die in dem Ort geboren seien, oder die schweizerische Staatsbürgerschaft hätten.

Der 43-Jährige fühlt sich wohl. Vor allem die internationale Atmosphäre in der Schweiz gefalle ihm sehr gut, sagt er. "Ein für mich wichtiger Punkt lässt sich aus der Einwohnerstatistik Mellingens ablesen." Im Jahr 2004 betrug der Ausländeranteil in Mellingen 41 Prozent! "Die meisten sind Europäer.

Aber wir haben auch eine große afrikanische Gemeinde, viele Asiaten und Amerikaner", zählt er auf. Trotzdem gebe es nur wenig soziale Spannungen. "Die Schweiz ist auf kluge Köpfe angewiesen. Auch aus dem Ausland." Und dafür brauche es ein Klima von Weltoffenheit und Toleranz: "Das erlebe ich hier jeden Tag. Deshalb fühle ich mich hier so wohl", sagt Wolfgang Weisenstein schwärmend.

Bei all der Internationalität ist es für den gebürtigen Bad Oeynhausener wichtig, weiterhin seine Wurzeln zu kennen. "Bei mir heißt das, dass ich regelmäßig in der Mittagspause die NW im Internet lese und den Kontakt in die Heimat aufrecht erhalte." Wenn der 43-Jährige zum Telefon greift und mit Freunden und Verwandten telefoniert, kann er mitreden. "Das ist oft eine Überraschung", sagt er lachend.

Denn egal, ob Nordumgehung oder Innenstadt ?" Wolfgang Weisenstein ist auf dem neuesten Stand. "Auch wenn ich nie wieder in Bad Oeynhausen leben werde, bin ich immer noch ein Teil davon."


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