
Bad Oeynhausen/Melbourne. "Wir beseitigen Ihr Chaos" – mit diesem Flyer begannen für Simone Trysna und Laura Delkeskamp zwei wunderschöne Wochen. "Es hat sich ein Australier gemeldet, dem wir einen Tag seine Wohnung geputzt haben", erzählt Simone Trysna. Der Lohn: Zwei Wochen kostenlos wohnen. "Natürlich waren wir misstrauisch, als er uns das Angebot machte", erzählt die 20-Jährige lachend. Doch das Angebot war einfach zu verlockend. "Und letztlich hatten wir eine Menge Spaß." Unmittelbar nach dem Abitur starteten die beiden Freundinnen am 31. Juli ihre Expedition Australien. Seitdem leben und arbeiten sie auf dem fünften Kontinent.
Das erste Mal australischen Boden unter den Füßen hatten sie in Brisbane in der Mitte der Ostküste. "Wir haben eine Woche bei Ordensschwestern gewohnt", erinnert sich Trysna. Von dort haben sie den Start organisiert – Bankkonto, Steuernummer, Handy. "Die Menschen hier in Australien sind fast nicht vergleichbar mit den Deutschen", haben die 20-Jährigen festgestellt. Sie seien viel hilfsbereiter, gelassener und weniger misstrauisch. "In Deutschland hätte uns sicher niemand nach einem Tag des Kennenlernens bei sich wohnen lassen", sagen sie.
Der erste Ausflug – er führte zum Great Barrier Reef. "Das war mit das Beste, was wir gesehen haben", sagt Simone Trysna schwärmend. Die Schnorcheltour sei einmalig gewesen. "Die Farben, die Fische, das war eine ganz andere Welt. Unbeschreiblich!" Geärgert haben sich die beiden Freundinnen nur, dass sie keine Unterwasserkamera hatten.
Mit einem Greyhound-Ticket gings weiter nach Melbourne. "Das ist ein hop on, hopp off Ticket." Somit konnten die Mädels unterwegs all das sehen, was sie wollten. Zum Beispiel die Whitsundays. Eine Gruppe von 74 Inseln mit dem berühmten Whitehavenbeach: "Der Blick von dort ist der absolute Traum!"
Das erarbeitete Geld war nach diesem Trip futsch. Neues musste her. Und zwar auf einer Zucchini-Plantage in Bundaberg. "Die Arbeit war echt hart. Jeden Morgen um 4 Uhr aufstehen und bis 14 Uhr auf dem Feld stehen. Es war wahnsinnig heiß, wir haben geschwitzt und so langsam aber sicher einen Hass auf die Zucchinis entwickelt", erzählen die beiden Bad Oeynhausenerinnen. Drei Wochen reichten, um als nächstes Fraser Island zu besuchen, die größte Sandinsel der Welt.
Von dort aus machten sich die beiden 20-Jährigen wieder auf Jobsuche und arbeiteten sieben Wochen im Hilton Hotel, auf Konzerten, bei Weihnachtsfeiern oder bei Pferderennen. Das Ziel, Silvester in Sydney zu sein, rückte näher. Mit kleinen Zwischenstopps in Byron Bay (Skydiving mit 60 Metern freier Fall) und Newcastle kamen Simone Trysna und Laura Delkeskamp am 31. Dezember pünktlich in Sydney an. "Wir hatten einen super Platz. Direkt vor der Oper und der Harbour Bridge." Eine Unterkunft hatten sie in Sydney nicht. Auch sonst waren die beiden als Rucksack-Touristinnen mit Zelt unterwegs.
Fern ab von Strand, Sonne und Meer haben die beiden Freundinnen aber auch gesehen, dass Australien viel mehr zu bieten hat. "Im Hinterland kommt man sich vor wie in den Alpen – es ist so grün, unglaublich." Viele große Wiesen, vereinzelte Häuser und einige Berge gebe es dort.
Mittlerweile sind die 20-Jährigen in Melbourne angekommen. Während Simone Trysna von dort einen einwöchigen Trip nach Tasmanien unternimmt, bleibt ihre Freundin Laura in dieser Zeit in Melbourne.
Gemeinsam wollen die beiden dann aber mit einem Freund zusammen die Great Ocean Road erkunden und eine Outback-Tour starten – also eine Tour durchs australische Hinterland. "Dann lernen wir endlich das richtige Australien kennen", jubeln die beiden. "Danach gehts dann per Auto die gesamte Westküste hinunter nach Sydney und im April wieder nach Hause."
Billig waren die Monate in der Fremde nicht. Aber mit kleinen Tricks, so Simone Trysna und Laura Delkeskamp, komme man halbwegs billig durch und könne das erarbeitete Geld wieder für Touren ausgegeben.