Blauer Himmel, Sonnenschein

Marlies und Waldemar Kauerauf leben seit den 50er Jahren in Südafrika

Marlies und Waldemar Kauerauf machen jedes Jahr Urlaub in Deutschland. |

09.10.2008 | 04.02.2015, 11:43

Bad Oeynhausen/Johannesburg. Auf dem Zwischendeck schipperte Marlies Süllwald einst von Rotterdam nach Kapstadt. "Meine erste Kreuzfahrt", wie lachend erzählt. Das war vor 55 Jahren. Inzwischen heißt sie Kauerauf und lebt noch immer in Südafrika. Doch jedes Jahr reist sie mit Ehemann Waldemar nach Deutschland. Zum einen in die alte Heimatstadt Bad Oeynhausen, zum anderen ins Ferienhäuschen in den Bayerischen Wald. "Die südafrikanischen Winter sind einfach zu heißt", stöhnt sie. "Und außerdem kommt bei 35 Grad im Schatten wirklich keine Weihnachtsstimmung auf."

Der Vater machte 1952 mit zwei Söhnen den Anfang. "Er hat uns in Welkom ein Häuschen gebaut." Ein Jahr später folgten Marlies und ihre Mutter und mit ihnen die restlichen drei Geschwister. "Welkom war eine Goldgräberstadt und boomte." Und da Vater Süllwald Maurer war, gab es für ihn Arbeit genug. Leicht ist Marlies Kauerauf der Abschied von Bad Oeynhausen und den Freunden damals nicht gefallen. "Ich habe bitterlich geweint." Doch eine Chance, in Deutschland zu bleiben, hatte sie nicht. "Ich war erst 19 und somit damals noch nicht volljährig." Marlies musste mit. Bereut hat sie den Schritt der Eltern aber nie: "Es hat mir von Anfang an gefallen", sagt sie.

18 Tage dauerte damals die Schiffspassage von den Niederlanden bis Südafrika. In Kapstadt angekommen, fiel der Blick als erstes auf den Tafelberg: "Das war überwältigend", sagt sie und Ehemann Waldemar – ebenfalls aus Deutschland – nickt zustimmend. "Der Tafelberg, blauer Himmel und eine einzige Wolke – wie eine Tischdecke", beschreibt sie das Bild, das sie nie wieder vergessen wird. Von Kapstadt aus dauerte die Reise bis Welkom dann noch einmal zweieinhalb Tage mit dem Zug. "Es lebten sehr viele Deutsche in Welkom. Unter anderem betreute ein Bethelmissionar die Familien, die in den Goldminen arbeiteten."

Ein Jahr hielt es Marlies Kauerauf in Welkom aus, dann es zog es sie nach Johannesburg. Und dort lebt sie noch heute. "Ich habe dort einem deutschen Einwanderungsbüro gearbeitet", erzählt sie. In dem sie schließlich die Liebe ihres Lebens traf – einen Deutschen. Frisch ausgewandert aus Hameln. "Ich habe Werkzeugmacher gelernt und erfahren, dass damals in Südafrika gute Leute gesucht wurden", sagt Waldemar Kauerauf. Er wanderte aus, arbeitete und machte sich schließlich 1963 selbstständig. Inzwischen hat er sich auf Spritzgusstechnik spezialisiert und beschäftigt 55 Mitarbeiter aller Nationen. "Manche sind schon in zweiter Generation bei uns", sagt er stolz.

Drei Kinder, sechs Enkel und ein Urenkel gehören inzwischen zur Familie Kauerauf. Sie alle sind der Grund, warum sich Marlies und Waldemar eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland nicht vorstellen können. Zu Besuch kommen sie aber immer wieder gern. Mindestens einmal im Jahr. "Mittlerweile haben wir sogar ein kleines Häuschen im Bayerischen Wald", erzählt die 74-Jährige.

Dort verbringen die Eheleute den Winter. "Da ist es nicht so warm und stimmungsvoller", sagt Marlies Kauerauf schmunzelnd. "Ich weiß noch, dass das erste Weihnachtsfest in Südafrika ganz schrecklich war." Bis zu sechs Monate verweilen Kaueraufs in Süddeutschland. Haben Gäste und freuen sich auch, wenn die Enkel auf ihrer Urlaubsreise bei ihnen Station machen. "Denn Weihnachten sind in Südafrika die großen Ferien."

Unterschiede zu Deutschland, die finden Marlies und Waldemar Kauerauf in Südafrika zuhauf. "Nördliche und südliche Halbkugel – bei uns sehen wir nicht den Großen Wagen, sondern das Kreuz des Südens", nennt der 78-Jährige ein Beispiel. Seine Frau schwärmt derweil von der Weite, der Freiheit im afrikanischen Land. "Unser Grundstück hatte 4.000 Quadratmeter", sagt sie. Mit Deutschland fast kein Vergleich.