Pumpernickel zum Champagner

Beate Langenbruch lebt seit zehn Jahren in Rouen / Französische Doktorarbeit mit Auszeichnung bestanden

13.03.2008 | 04.02.2015, 11:47
Beate Langenbruch hat in Frankreich ihren Doktortitel gemacht.
Beate Langenbruch hat in Frankreich ihren Doktortitel gemacht.

Bad Oeynhausen/Rouen. Ein Drittel des Lebens in Frankreich – trotzdem blitzt bei Beate Langenbruch immer wieder die ostwestfälische Heimat durch. Packte die 31-Jährige doch nach ihrer bestandenen Doktorarbeit Pumpernickel für den Umtrunk aus. "Dazu gab’s Champagner", sagt sie lachend. Passend zum Thema ihrer Arbeit: "Deutschlandbilder im altfranzösischen Heldenlied". Die Arbeit bestand sie mit Auszeichnung. 1.200 Seiten lieferte sie ab – komplett auf Französisch.

Zehn Jahre Rouen, das sind zehn Jahre, in denen das französische Leben die junge Frau geprägt hat. "Ich fühle mich hier super wohl", sagt sie – und das ist nicht zu überhören. Denn wenn Beate Langenbruch von Rouen spricht und den Menschen dort, gerät sie ins Schwärmen: "Die haben mich hier so lieb und nett aufgenommen, das ist toll." Zudem sei Rouen eine wunderschöne mittelalterliche Stadt mit einer riesigen Kathedrale. "Ich bin hier durchgefahren und habe dann beschlossen, mich für ein Assistentinnenjahr an einer Schule in Rouen zu bewerben." Das war vor zehn Jahren.

Aus dem einen Jahr, dass sie als Romanistik-Studentin an einer französischen Schule verbringen wollte, ist der Lebensmittelpunkt geworden. "Hier bringt mich nichts weg", sagt sie bestimmt. Die große Liebe, die sie in Bertrand fand, tat ihr Übriges. Die 31-Jährige setzte ihre Studien in Rouen fort. "Lettre modern" heißt der Studiengang dort und umfasst die französische Literatur vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Inzwischen ist Beate Langenbruch ausgebildete Lehrerin für das Sekundarwesen und seit drei Jahren an die Universität Rouen ausgeliehen. In der Zeit dieses Stipendiums beschäftigte sie sich mit ihrer Doktorarbeit und der Darstellung des Deutschlandbildes in den altfranzösischen Heldenliedern. "Das Ganze lässt sich mit der Mentalität in Verbindung bringen. Die negative Darstellung in den Liedern diente der Identitätsfindung der Franzosen", hat sie herausgefunden. Ein Aspekt dabei war auch die Widukind-Saga.

Sechs Kilo schwere Doktorarbeit

1.200 Seiten hat die 31-Jährige verfasst. Drei dicke Bände, sechs Kilo schwer – und alles komplett auf Französisch. Damit war die Sache aber noch längst nicht erledigt: es folgten vier Stunden Referat vor einer fünfköpfigen Jury. "Das war angenehm. Ich habe mich gut gefühlt", bilanziert Beate Langenbruch. 30 Zuhörer lauschten dem Vortrag. "In Frankreich ist so etwas öffentlich." Und in Frankreich gibt es nach einer solchen Fragerunde einen Umtrunk mit der Jury und allen Zuhörern: mit Pumpernickel und Champagner.

Bis Ende August läuft der Vertrag mit der Uni in Rouen. Jetzt im März werden aber bereits die neuen Stellen ausgeschrieben. "Ich habe mich auf das Mittelalter spezialisiert und damit in Frankreich gute Chancen auf einen Job." Wo die Uni sein wird, die Beate Langenbruch einstellt, das weiß sie noch nicht. "Aber eine solche Stelle beinhaltet Forschung und Unterricht. Somit bin ich maximal zwei Tage an der Uni und kann pendeln." Denn Rouen wird sie auf keinen Fall verlassen.

Beate Langenbruch hat sich eingelebt. Ist manchmal schon mehr Französin als Deutsche. Auch wenn sie die Heimat und die Familie in Bad Oeynhausen dann doch vermisst. "Außerdem fehlt mir das Schwarzbrot", gibt sie lachend zu.

Rouen verlassen? Für Beate Langenbruch zurzeit unvorstellbar: "Ich habe hier einfach ein tolles Umfeld", sagt sie. So singt sie im Chor von Rouen, der immer mal wieder Projekte mit der Oper macht und geht im Sommer mit ihm auf Tournee. "Ich nehme Gesangsunterricht und habe nach vielen Jahren sogar wieder mit dem Klavierspielen angefangen."

Die freie Zeit im Sommer nutzt die 31-Jährige und fährt für drei oder vier Wochen als Übersetzerin nach Madagaskar, wo sie bei einem Chorleiter- und Musikpädagogikkurs dolmetschen darf.

Jetzt, wenige Wochen nach der bestandenen Doktorarbeit, hat sie zudem Zeit und Muße für liegengebliebene Dinge. Und: "Rouen bietet so viel an Kultur. Das würde mir fehlen, wenn ich nach Bad Oeynhausen zurückkehren würde." Ob sie das nicht vielleicht eines Tages doch wird – Beate Langenbruch lässt diese Frage offen: "Eines ist sicher. Die nächsten Jahre erstmal nicht."


Mehr zum Thema