Zum Austausch in die Heimat

Ute Noltemeyer-Shalaby reist mit ihren Genfer Schülern nach Bad Oeynhausen

07.03.2008 | 04.02.2015, 11:44

Bad Oeynhausen/Genf. Früher, da hat sie als Schülerin die Schulbank am Immanuel-Kant-Gymnasium gedrückt. Inzwischen jedoch kommt Ute Noltemeyer-Shalaby als Gast. Die Wersterin lebt seit mehr als 20 Jahren als Lehrerin in Genf und hat vor einigen Jahren den Austausch zwischen dem IKG und ihrer Genfer Schule ins Leben gerufen. Doch nicht nur deshalb kommt sie gerne in die Kurstadt zurück.

Mindestens zweimal im Jahr zieht es die gebürtige Bad Oeynhausenerin in die Heimat. Mutters Eintopf und ihr Mohnkuchen, Imbissbuden und die deutsche Gemütlichkeit oder ganz generell die Tradition von Kaffee und Kuchen – all das vermisst Ute Noltemeyer-Shalaby in Genf. "Es ist immer ein schönes Gefühl, wieder zu Hause zu sein", sagt die 44-Jährige.

Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und wollte danach die große, weite Welt kennen lernen. "Außerdem wollte ich richtig gut Französisch lernen." Da die Schweiz für das Hotelfach einfach ideal ist, fiel Ute Noltemeyer-Shalabys Wahl auf Genf. "Die französische Lebensart hat mir auf Anhieb gefallen", sagt sie schwärmend. Und so ganz nebenbei lernte sie die große Liebe ihres Lebens kennen. "Ich blieb und studierte Philologie. Also Deutsch, Französisch und Spanisch", erzählt sie.

Der erste Job als Lehrerin an einer Privatschule führte die Bad Oeynhausenerin zum Austausch nach Bremen. "Mein Ziel war aber immer der Austausch mit meiner Heimatstadt", sagt die 44-Jährige. Schon als Schülerin hatte sie Austausch-Erfahrungen gemacht. Der Wechsel zum Collège de L’Aubepine in Genf brachte dann die Chance, dort erstmals einen Austausch zu organisieren – mit Bad Oeynhausen.

"Den Austausch-Gedanken gab es in der Schweiz bis vor kurzem überhaupt nicht", sagt Noltemeyer-Shalaby. "Aber die Schüler sammeln wertvolle Erfahrungen." Sie wünscht sich, dass ihre Genfer Schüler Bad Oeynhausen kennen und schätzen lernen. "Es ist für beide Seiten toll", findet sie. "Denn Genf und Bad Oeynhausen haben rein gar nichts miteinander zu tun. Es sind zwei völlig unterschiedliche Städte und völlig verschiedene Lebensarten." Noch bis Montag bleibt sie mit ihren 24 Schülerinnen und Schülern in der Stadt.

Ute Noltemeyer-Shalaby fühlt sich in Genf mehr als wohl. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem Schweiz-Ägypter, hat sie ein Haus gekauft und spricht als Familiensprache Französisch. "Unser kleiner Sohn wächst aber zweisprachig auf." Auch wenn die 44-Jährige fest in der zweiten Sprache verankert ist, Kochrezepte hat sie zum Beispiel lieber auf Deutsch. Wobei alle Produkte in der Schweiz drei Aufschriften haben. Deutsch, Französisch und Italienisch.

Ute Noltemeyer-Shalaby gerät ins Schwärmen, wenn sie von Genf spricht. "Es ist eine tolle Stadt." Die Nähe zum Wasser, der Großstadt-Charakter, obwohl es eher eine Kleinstadt ist und das reiche Angebot an Kultur möchte sie nicht missen. Trotzdem sieht Ute Noltemeyer-Shalaby immer noch ihr Zuhause in Bad Oeynhausen. "Ich würde meinen deutschen Pass nie abgeben. Ich bin und bleibe Deutsche. Aber mein zweites Zuhause ist in Genf."