Bad Oeynhausen/Barcelona. Jasmin Prüßmeier ist eine dynamische junge Frau. Trotzdem schafft sie manchmal die Hektik. Zumindest im spanischen Barcelona. Seit drei Monaten lebt die 20-jährige Bad Oeynhausenerin im sonnigen Süden und arbeitet als Aupair bei einer fünfköpfigen Familie. Sie fühlt sich, trotz Hektik und spanischem Temperament, pudelwohl.
Über das Internetforum "Aupairworld" hat Jasmin Prüßmeier "ihre Familie" kennen gelernt. "Meine Gasteltern Teresa und Gerritt sowie die drei Kinder Paula (2), Hugo (4) und Jacob (6) sind sehr nett und ich habe schon ein wirklich gutes Verhältnis zu ihnen aufgebaut", urteilt sie. Sich an die Familie anpassen, sich integrieren und auf die einzelnen Kinder speziell eingehen – Jasmins erste Monate waren anstrengend, aber voller wertvoller Erfahrungen, wie sie sagt. "Immerhin konnte ich kein Wort Spanisch." Und die Spanier wenig Englisch. "Die Amtssprache hier ist Katalan und so lernen die Kinder in der Schule quasi als erste Fremdsprache Spanisch, so wie wir in Deutschland Englisch." Und da man dann im dritten Fach unter mehreren Sprachen die Auswahl hat, ist der Teil der Bevölkerung, der Englisch spricht, äußerst gering.
Dass das Leben in Spanien lockerer ist, hat Jasmin Prüßmeier erwartet. Nur an die Zeiten, zu denen die Spanier aktiv werden, an die musste sie sich erst gewöhnen. "Die Kleinen gehen abends nicht vor zehn Uhr ins Bett", erzählt sie. Nachts blühe die Stadt auf, jung und alt seien unterwegs – egal ob in der Woche oder am Wochenende. "Die Stadt ist immer voll. Vor allem die Rambla. Dort pulsiert zu allen Uhrzeiten das Leben." So wie Bad Oeynhausen vielleicht lediglich zur Innenstadtfete gefüllt sei, sei es dort rund um die Uhr. "Überall stehen Straßenkünstler, Bands oder Sänger, finden Konzerte und Festivals statt, manchmal sogar direkt am Strand – das ist einfach eine atemberaubende Atmosphäre", sagt die schwärmend.
Mit dem Rad in fünf Minuten am Strand
Doch nicht nur die Stimmung ist eine andere als in Deutschland, auch die Temperaturen begeistern die 20-Jährige, die nach ihrem Spanien-Aufenthalt Soziale Arbeit in Münster studieren will. "Im Moment haben wir hier noch 20 Grad Celsius. Und das im November." Einfach toll, urteilt sie, vor allem wenn man mit dem Rad nur fünf Minuten vom Strand entfernt wohne. Mit der Familie hat Jasmin Prüßmeier in den vergangenen Wochen schon viele Städte erkundet. "Wir haben sämtliche Orte im Norden entlang der Costa Brava angefahren", sagt sie. Dazu zählen unter anderem Pals, Roses, Begur, Tossa de Mar, san Felku oder Girona. "Einfach traumhaft schön."
Jasmin Prüßmeier passt aber nicht nur auf die drei Kinder der Familie auf, sondern versucht auch, in ihrer Freizeit Land, Leute und Kultur kennen zu lernen. "Ich mache einen Sevillanas- und Flamenco-Tanzkursus, gehe täglich zwei Stunden in die Sprachschule und studiere Spanisch und bin einmal in der Woche in einem spanischen Kinderheim", zählt sie auf. Dort möchte sie vor allem Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln und sie für ihr späteres Studium nutzen. Ein wöchentlicher Besuch, der Jasmin jedes Mal ans Herz geht: "Die Kinder sind unendlich dankbar, wenn ihnen jemand Aufmerksamkeit schenkt und einfach nur mit ihnen spielt." Das sei ein großer Kontrast zu ihren Aupair-Kindern, die in der Hinsicht natürlich viel verwöhnter seien und einfache Dinge gar nicht mehr zu schätzen wüssten.
Auch wenn die Hektik in Barcelona die junge Frau schafft, sie kann sich durchaus vorstellen, nach ihrem Studium einige Zeit in Spanien zu leben. "Dann aber nicht direkt im Herzen einer Großstadt", winkt sie ab. "Lieber in einem kleinen Dorf, direkt an der Küste. Vielleicht Pals, das ist mein persönlicher Traumort."