Bad Oeynhausen/Arendal. Das offene Meer direkt vor der Haustür und der Fluss Nidelv, der sich quer durch die Stadt schlängelt – Heiko Blochs neue Heimat ist nicht nur einzigartig schön, sondern hat auch wesentlich mehr Wasser zu bieten, als der Große Weserbogen. Seit einem halben Jahr lebt der gebürtige Bad Oeynhausener in Arendal in Norwegen. Ein Land, das er sich gezielt für seinen Beruf als Rechtsanwalt ausgesucht hat.
Als Spezialist für Transport- und Seerecht arbeitet Heiko Bloch bei der weltweit zweitgrößten Versicherungsgesellschaft Gard AS der maritimen Wirtschaft. "Als Anwalt liegt der Schwerpunkt meiner Tätigkeit auf der Schadensregulierung", sagt der 30-Jährige. Die Internationalität der maritimen Wirtschaft bringe es mit sich, dass sich sein Arbeitsumfeld geografisch nicht eingrenzen lasse. "Das ist herausfordernd und spannend." Denn insbesondere sei dabei die interkulturelle Kompetenz gefordert. "Und die ständige Bereitschaft, sich mit ausländischen Rechtssystemen zu beschäftigen."
Die Versicherungsgesellschaft Gard AS, ührender Versicherer für Sach- und Haftungsrisiken wird als P&I-Club als Versicherung auf Gegenseitigkeit geführt. "P&I steht für Protection und Indemnity und ist eine besondere Form der maritimen Wirtschaft, um ihre hohen Haftungsrisiken zu decken. Sinn und Zweck eines P&I-Clubs ist es also, für finanzielle Stärke zu sorgen, um Großrisiken begegnen zu können."
Die 13 bedeutsamsten P&I-Clubs haben sich als "International Group" zusammengeschlossen, damit größere Schäden ab einer bestimmten Schadenshöhe gemeinsam getragen werden können. "Die Schadenshöhe beträgt zurzeit sechs Millionen US-Dollar. Wobei die Tendenz steigend ist."
Mit dem Schritt nach Norwegen hat Heiko Bloch, der 1996 am Immanuel-Kant-Gymnasium Abitur machte, seine Reise nach Norden fortgesetzt. Sie begann für ihn als Gebirgsjäger bei der Bundeswehr in Berchtesgaden. "In der Zeit war ich zudem sechs Wochen in die US Army abkommandiert und in Louisiana sowie im Staate New York stationiert." Danach folgte das Studium in Würzburg und Göttingen, bevor Bloch zum Referendariat nach Oldenburg zog. "Danach war ich zweieinhalb Jahre Syndikusanwalt in Hamburg." Bevor es ihn im Februar dieses Jahres in den ganz hohen Norden zog.
In Arendal hat der 30-Jährige eine neue Heimat gefunden. "Sie wurde früher aufgrund ihrer Brücken und Kanäle auch das Venedig Skandinaviens genannt", hat der gebürtige Oberbecksener erfahren. Lange Zeit sei Arendal zudem die bedeutendste Stadt Norwegens gewesen, da viele Schiffseigner dort ansässig waren. "Es ist immerhin die zehntgrößte Stadt in Norwegen."
Teure private Gesundheitsvorsorge
Obwohl Arendal knapp 10.000 Einwohner weniger als Bad Oeynhausen hat, sei es eher Oberzentrum. "Aber die Stadt ist einzigartig schön", sagt er schwärmend. Arendal biete zudem ein hohes Kulturangebot, das sich nicht überall in Norwegen finden lasse. "Man sollte aber trotzdem lieber in der Natur sein, als ein städtisches Leben führen zu wollen."
Viele Unterschiede und viele Gemeinsamkeiten, die hat Heiko Bloch zwischen Norwegen und Deutschland durchaus gefunden. "Zunächst einmal ist Norwegen dünner besiedelt, also ein sehr weites Land und das prägt auch das Lebensgefühl", hat er beobachtet. Durch den Reichtum an Bodenschätzen, vor allem Öl, sei Norwegen ein sehr wohlhabendes Land. Und die öffentliche Versorgung sei daher im allgemeinen sehr gut. "Dennoch ist die private Gesundheitsfürsorge meines Erachtens teurer als in Deutschland."
Auch die Lebenshaltungskosten seien in Norwegen höher. "Das hängt zum Teil mit den hohen Steuern, insbesondere auf Luxusgüter wie Tabak und Alkohol, zusammen, aber auch damit, dass Dienstleistungen bedeutend teurer sind. "Hilfe zur Selbsthilfe ist also ein wichtiges Motto hier. Wobei ich sehr viel Hilfsbereitschaft und freundliches Entgegenkommen erfahren habe." Zum Beispiel von einem niederländischen Arbeitskollegen – der ist nämlich nebenberuflich nun Heiko Blochs Norwegisch-Professor, wie er schmunzelnd sagt. "Dreimal in der Woche gibt er mir Unterricht. So bekommt er den Feinschliff für seine Deutsch-Kenntnisse und ich habe jemanden, der auf meine Aussprache im Norwegischen achtet."