Humor, triefend vor Sarkasmus

Patricia Meyer (33) fühlt sich seit zwei Jahren in Südengland rundum wohl

Patricia Meyer an Englands Küste. |

17.11.2006 | 04.02.2015, 11:57

Bad Oeynhausen/Bournemouth. Neun Jahre Schulenglisch sollten aufgefrischt werden. Das war zumindest das Ziel von Patricia Meyer. Mit 31 Jahren entschloss sich die Redakteurin vor zwei Jahren zu einem vier wöchigen Sprachkurs in Südengland. "Welche Konsequenzen meine ach so tolle Idee hatte, konnte ich damals nicht ahnen", sagt sie heute.

Zwei Jahre und etliche Erfahrungen später ist die gebürtige Bad Oeynhausenerin noch immer in Bournemouth und mittlerweile dort heimisch geworden. Mit dem Sprachkursus wollte sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern, nachdem sie ihre Stelle als Redakteurin verloren hatte. "Aber plötzlich juckte es in den Füßen", sagt sie. Zurück in Ostwestfalen entschied sie sich für ein Leben in England. "Viele Freunde haben gefragt ,Warum?˜, ich habe mich gefragt ,Warum nicht??˜"

In England hieß es dann Prioritäten umsortieren: "Als Journalisten etwas zu finden, war schwierig. Schon allein der Sprache wegen." Also schaute Patricia Meyer rechts und links des Weges und fand einen Job als Projektleiterin bei einer europäischen Telemarketing-Agentur im IT-Bereich. Ohne Erfahrung. "Das ist typisch für Großbritannien. Qualifikationen sind wichtig, aber noch wichtiger sind Fähigkeiten, Ehrgeiz, eine positive Einstellung und der Wille weiter zu kommen." Gewöhnen müssen habe sie sich zudem an die Einschnitte in der sozialen Absicherung sowie an Gehälter, die je nach Ermessen festgelegt werden.

Essenstechnisch wird Patricia Meyer ab und an von ihrer Mutter versorgt: "Sie schickt mir Päckchen mit dem Wichtigsten bis zum nächsten Deutschlandbesuch", sagt sie lachend. Und zur Not gebe es auch in England Lidl und Aldi.

Kreisverkehr, Gesundheitssystem und Bier

"Kreisverkehre gibt es hier in etwa so viele wie Einwohner, das Gesundheitssystem ist noch schlechter als sein Ruf, das Bier hat keinen Schaum und einige Pubs schließen immer noch um 23 Uhr." Patricia Meyer hat sich trotzdem in das Land verliebt. "Wobei ich mich so manches Mal bei dem Gedanken ertappe, das hätte es in Deutschland nicht gegeben", stellt sie schmunzelnd fest.

Selbst viele Briten schauen "mich an, als sei ich nicht ganz bei Trost, wenn ich ihnen erzähle, ich hätte mich ins Land verliebt". Die Menschen seien sehr offen und lebenslustig: "Ich weiß nicht, wie oft ich in einer Schlange angestanden habe und mit wildfremden Menschen ins Gespräch gekommen bin." Wobei auch dort die Briten absolute Profis sind: "Hier gibt es kein Vordrängeln, Schubsen oder Reinmogeln". Wer sich anstelle schaue als erstes, wo das Ende sei und frage notfalls auch noch einmal nach.

Patricia Meyer schwärmt regelrecht von ihrer neuen Heimat: "Ich liebe zum Beispiel den englischen Humor. Er ist voller Sarkasmus und nichts ist vor ihm sicher. Die Briten machen sich über alles lustig ?" einschließlich über sich selbst. Das macht sie so sympathisch." Dazu komme, dass Dorset an der englischen Südküste eine der bezaubernsten Ecken Großbritanniens sei. "Bournemouth hat rund 160.000 Einwohner, Kilometer langen Strand und viele Einkaufsmöglichkeiten." Dorset und Jurassic Coast lägen direkt vor ihrer Haustür ?" Weltnaturerbe und mit hunderten von Kilometern an Steilküsten-Wanderwegen. "Außerdem sind es nur zweieinhalb Stunden bis Cornwall. Sogar ich habe die Spuren von Rosamunde Pilcher schon abgewandert."

Nach Bad Oeynhausen zieht es Patricia Meyer aber noch immer. Dann muss sie sich vor allem an eines gewöhnen: Fahren auf der rechten Straßenseite und die ostwestfälische Mundfaulheit.


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